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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
Autoren: Bodil Mårtensson
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seinem Gegenüber heraus. Die Wut war jetzt deutlich in seinen Augen zu sehen.
    Gleichzeitig wuchs der Schatten in der Türöffnung.
    »Doch, das stimmt«, beharrte Sahlman. »Sie können sich an Sie erinnern, von den Restaurierungsarbeiten her. Sie haben sogar Ihren Namen im Honorarverzeichnis gefunden. Irgendetwas muss sie misstrauisch gemacht haben …«
    Der junge Mann sagte eine Zeit lang nichts, entschied sich dann jedoch, den Bluff näher zu untersuchen. »Dummes Zeug, ich bekam meinen Lohn direkt von der Universität. Es war ja immerhin deren Projekt.«
    »Helsingborg hat Kopien davon erhalten … und außerdem«, fügte Sahlman hinzu, während er zur Wahrheit überging, »tauchen Sie im Verzeichnis der eifrigen und geschickten Kletterer bei den Climb-ups- Wettkämpfen in der Stadt auf, und die Kopien dieser Liste liegen im Polizeipräsidium.«
    Das überlegene Auftreten des Jungspunds verschwand, und er offenbarte eine zunehmend labile Seite. Das barg eine gewisse Gefahr in sich, doch Sahlman versuchte, sich diese Unsicherheit zunutze zu machen.
    »Halt die Klappe!«, schrie der Eindringling jetzt aufgebracht. »Keiner hat auch nur ein Fitzelchen Ahnung, das kann ich dir versichern. Diese verkorksten Tanten da unten – den dämlichen Direktor mit eingerechnet – wissen ja kaum, wie man sich den Arsch abwischt!« Dann hob er drohend die Pistole. »Und du verdammter Kerl, du redest mir ein bisschen zu viel!«
    Er visierte sorgfältig den imponierenden Nasenrücken des Polizisten an, während dieser nur mit größter Mühe verbergen konnte, wie froh er war.
    Froh, Linda zu erblicken, wie sie mit ihrer geballten Wut direkt hinter dem jungen Mann stand.
    Sie hielt mit beiden Händen den Heftapparat umklammert – diesen uralten schweren Heftapparat aus den Fünfzigerjahren, mit dem sie sich bewaffnet hatte, als sie ihren Posten im Eingangsbereich verlassen hatte. Dann nahm sie eine stabile Position ein und holte aus.
    Der Schlag traf ihn hinter dem rechten Ohr. Er war kräftig genug, um die Glocken der Domkirche in seinem Kopf Sturm läuten zu lassen. Das Ohrläppchen wurde zum Teil abgerissen, was zur Folge hatte, dass sich das Ohr merkwürdig verbog. Der Mann erstarrte für einen kurzen Moment, riss dann die Arme in die Luft und spreizte eine verzweifelte Sekunde lang die Finger, sodass sowohl die Pistole als auch der Schmuck aus seinen Händen glitten und mit einem dumpfen Klirren zu Boden fielen.
    Dann versank er in einem schwarzen Strudel, verlor das Bewusstsein und fiel haltlos nach vorne. Direkt in die Arme des nunmehr von seiner Fessel befreiten Sahlman.
    Der Suchende hatte ganz offensichtlich zu Ende gesucht.
    Linda lehnte sich zitternd gegen die Wand, während Sahlman seine ohnmächtige Last vorsichtig auf den Boden legte. Er sah sich das jugendliche Gesicht des Mannes genau an. Es wirkte so friedlich. Völlig unschuldig und rein, abgesehen von dem kleinen roten Rinnsal, das gleichmäßig von seinem verletzten Ohr hinabrann.
    »Das war für die verkorksten Tanten, du verdammter Grünschnabel!«, schimpfte Linda und übergab ihre altmodische, bestialische Waffe dem Vertreter der örtlichen Polizei.
    »Ziemlich untypisch für eine Lady, besser gesagt ganz schön roh und brutal!«, kommentierte Sahlman lächelnd ihren Einsatz und nahm den schweren Hefter in Empfang.
    »Es ist genau so, wie du gesagt hast, mein Junge«, schloss Sahlman philosophisch und tat so, als wollte er die überalterte Büromaschine ein weiteres Mal gegen den Bewusstlosen auf dem Boden erheben, »… alles kommt einem irgendwann zunutze, früher oder später, nicht wahr?«
     
    Man sah kaum den achteckigen persischen Teppich im Eingangsbereich, denn im gesamten Haus war es völlig dunkel.
    Die weißen Lilien in den großen chinesischen Vasen konnte man nur erahnen. Der Türbogen reflektierte matt das Licht der Straßenlaternen und wies ihr den Weg in den Salon.
    Heute Abend brannte kein Feuer im Kamin, doch aus einem bestimmten Winkel spiegelte sich das Licht von draußen im Glas der Familienfotos, die in massiven Goldrahmen auf dem Kaminsims thronten.
    Hätte sie nicht gewusst, dass dort in dem hintersten der beiden hellgelben Ledersofas tatsächlich jemand zusammengekauert saß, wäre ihr die Anwesenheit der anderen nicht aufgefallen.
    Doch sie hatte ja bereits angenommen, dass sie dort sitzen würde. Jetzt hörte sie, wie die andere atmete. Es waren ruhige und gleichmäßige Atemzüge – geradeso, als wäre eine schwere Last
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