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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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seinem Busenfreund Charles Brey betrat er an diesem Morgen die ,Red Latern' in Millwall. Ein Dunst von kaltem Tabakrauch und fader Fuselgeruch raubte ihm für Sekunden fast den Atem. Dennoch schrie er aus Leibeskräften: „Audie! Audie Longhson! Wo steckst du Giftmischer? Heh, Audie? Hast du keine Uhr? Es ist schon neun vorbei und wir wollten heute morgen zeitig los!"
    Frankie Suffolks Organ hätte mit dieser Lautstärke eher Tote erwecken können als den röchelnden Schlaf des schmierigen Kaschemmenwirtes beenden. Dieser lag in seiner Kammer und kümmerte sich nicht um das Geschrei, das er dumpf vernahm.
    Es war noch nicht seine Zeit. Mochte seine Nichte doch zusehen, wie sie mit den Burschen dort unten fertig wurde. Kaum seine Lage verändernd, schnarchte er weiter. Wenige Augenblicke danach schien das Haus, zumindest aber die Kammer des Schläfers, einem Erdbeben zum Opfer zu fallen. Jedenfalls begannen plötzlich alle Gegenstände in der Kammer zu wackeln. Kalkstücke rieselten von der Decke herunter, auch die Türverriegelung gab bedenklich nach.
    Erschreckt fuhr der dicke Audie Longhson aus seinem Traum auf, als er vor seiner Kammertür eine Baßstimme wütend rufen hörte: „Zum letztenmal, Audie! — Entweder du meldest dich und sagst uns, daß du nicht mitgehen willst, oder ich reiße dir das Dach über dem Kopf ein. Heh, wie steht es nun?"
    Der drohende Ton in Frankie Suffolks Stimme ließ den schwammigen Budiker schnell ganz wach werden. Eiligst rappelte er sich auf und wankte zur Tür.
    „Verflucht, was soll dieser Spektakel?" fuhr er schwer atmend den stürmischen Gangster draußen vor der Tür an.
    Gleichzeitig aber schien er sich wieder an die Verabredung zu erinnern, die er mit Frankie Suffolk am Vorabend getroffen hatte. Und im gleichen Atemzug meinte er:
    „Ach, du bist es?"
    „Well — ich!" schrie der Gangster spöttisch und trat mit seinem Komplicen an dem Budiker vorbei ins Zimmer.
    „Wenn ich allerdings geahnt hätte, daß du dich nicht mehr für die Silver-Walk interessierst, hätte ich mir diesen Weg nach hier ja sparen können. Charles und ich würden die Sache gern auch allein machen."
    „Aha? Das könnte euch so passen", fiel der Budiker dem Sprecher aufgebracht ins Wort. „Wir werden uns die Beute teilen, so wie es abgemacht ist. Und damit du von vornherein im Bilde bist: ich werde euch die Suppe zu versalzen wissen, wenn ihr mich leer ausgehen lassen wollt!"
    „Leer ausgehen, leer ausgehen", höhnte der Gangster. „Wenn wir das vorgehabt hätten, wären wir nicht erst zu dir gekommen."
    Wohlweislich verschwieg er, daß es sehr wohl seine Absicht gewesen war, den dicken
    Wirt zu übertölpeln. Nur dem Zureden des immer etwas ängstlichen Charles Brey hatte Audie Longhson es zu verdanken, daß man ihn von der Partie nicht ausgeschlossen hatte. Wäre es nach Frankie Suffolks Meinung gegangen, dann läge der Budiker noch im tiefen Schlummer, während er und sein Busenfreund Brey bereits das Päckchen aus der Silver-Walk holten, um damit zu verschwinden.
    „Laß uns nur keinen unnötigen Staub aufwirbeln, Frankie", hatte Charles Brey seinem Komplicen geraten. „Es ist nun mal so, daß der dicke Budiker von dem Päckchen Kenntnis hat. Folglich können wir ihn nicht übergehen. Der Kerl ist überall dafür bekannt, daß er sonst die Geschichte in alle Welt hinaus posaunen würde, wenn er nichts abbekommt."
    Diesen Gründen konnte sich Frankie Suffolk nicht verschließen, und so wurde die Verabredung, die er mit dem Budiker am Vorabend getroffen hatte, auch eingehalten.
    Den Ärger über den Verlust, der Frankie durch die Teilung des Gewinns in drei statt
    nur zwei Teile traf, zeigte er deutlich in seinen Gebärden und Worten. Er keifte den dicken Audie Longhson giftig an, als dieser sich seiner Auffassung nach viel zuviel Zeit beim Ankleiden nahm. „Goddam, kannst du dich nicht etwas mehr beeilen? Um neun Uhr wollten wir marschieren. Jetzt ist es schon zwanzig Minuten darüber, und du bist immer noch nicht fertig!“
    „Mal sachte, alter Freund!" Audie Longhson ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und zog gemächlich seine Hose an.
    „Die Geschichte hat so lange auf uns gewartet, nun kommt es auf fünf oder zehn Minuten bestimmt auch nicht mehr an. Aber wenn dir die Zeit bei mir zu lang wird, dann kannst du dir ja unten einen Drink auf meine Rechnung geben lassen", fügte er feixend hinzu.
    „Sozusagen als Vorschuß auf unsere gemeinsame Beute?" Die Aufforderung des Budikers

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