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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Mister Havard! Niemand hält sich dort auf. Wir werden uns auf eine einsame Bank setzen."
    Das taten sie dann auch. Sie fanden ein stilles Plätzchen zwischen dichten Sträuchern. Sie saßen eng nebeneinander.
    „Ich halte dieses Leben einfach nicht mehr aus", murmelte Lydia Blomfield gequält. „Ich möchte weg aus London. Am liebsten würde ich mich in einem kleinen Nest verkriechen, wo mich niemand findet."
    „Warum tun Sie es nicht?"
    „Ich kann nicht. Alban Lampard würde meine Pläne sofort durchkreuzen. Ich muß ihm auch weiterhin gehorchen."
    „Warum? Sind Sie seine Sklavin?"
    Lydia Blomfield schwieg. Ihr Blick ging in weite Fernen. Ihr Gesicht wirkte blaß und stark gealtert.
    „Sagen Sie mir doch endlich die Wahrheit, Lydia! Vielleicht kann ich Ihnen dann helfen. Was bindet Sie an Alban Lampard? Warum sind Sie ihm in dieser Weise hörig?"
    Diesmal trafen seine Worte auf fruchtbaren Boden. Lydia Blomfield war mürbe geworden. Sie brauchte einen Menschen, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. Sie setzte zu einer ehrlichen Beichte an.
    „Ich tue das alles wegen meines Bruders", sagte sie. „Er heißt Edward. Er würde lebenslänglich ins Gefängnis kommen, wenn ich jetzt meinen Posten bei Professor Cavell aufgäbe."
    „Was hat er getan?"
    Lydia Blomfield bedeckte ihre Augen mit den Händen.
    „Er hat eine furchtbare Schuld auf sich geladen. Alban Lampard war der Teufel, der ihn soweit brachte. Er beging einen Mord. Ein entsetzliches Verbrechen, das niemand verzeihen kann und auch ich . . ."
    „Wissen Sie Näheres von diesem Mord?"
    „Ja“, flüsterte Lydia Blomfield mit versagender Stimme. „Er hat mir alles gestanden. Er begleitete vor anderthalb Jahren ein Ehepaar im Auto nach Riverdale. Die junge Frau war in alle Pläne eingeweiht. Sie sah tatenlos mit zu, wie Edward ihrem Mann ein Betäubungsmittel in den Wein schüttete. Etwas später rollte das Auto über den Straßenrand und stürzte in eine Felsenschlucht hinab. Die Frau war im letzten Moment ausgestiegen. Der um dreißig Jahre ältere Ehemann aber saß bewußtlos am Steuer. Er fand den Tod. Man entdeckte seine Leiche später in dem völlig zerschmetterten Wagen."
    „Ich kenne den Fall", sagte Jack Havard erschüttert. „Der Mann hieß William Springer, nicht wahr?"
    „Woher wissen Sie das?" fragte Lydia mit weit aufgerissenen Augen.
    „Er hatte eben erst geheiratet", sagte Jack Havard geistesabwesend. „Er war bei uns versichert. Die junge Witwe kam drei Tage später in unser Verwaltungsgebäude und kassierte die Versicherungssumme. Wir hatten einen Verlust von zehntausend Pfund."
    „Es war also so ähnlich wie bei Norbert Scott", sagte Lydia Blomfield, und ihr wurde ganz elend vor Scham und Reue. „Ich habe das alles nicht gewußt, Mister Havard. Ich schwöre Ihnen, ich habe es nicht gewußt."
    Jack Havard glaubte ihr jedes Wort. Er nahm ihre Hände in die seinen. Er redete beschwörend auf sie ein.
    „Hören Sie mir gut zu, Lydia! Ich meine es bitter ernst. Sie geben noch heute Ihre Stellung bei Professor Cavell auf. Machen Sie dieses dreckige Spiel nicht mehr mit. Nehmen Sie nicht an einem weiteren Verbrechen teil. Ich werde Ihnen eine Stelle verschaffen. Ich werde Sie in einem anständigen Haus unterbringen."
    „Und was wird dann aus Edward?" fragte Lydia Blomfield kummervoll.
    „Das soll Ihnen gleich sein", sagte Jack Havard schroff. „Ein solcher Bruder verdient kein Mitleid. Sie haben schon viel zuviel für ihn getan. Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Sie haben bereits schwere Schuld auf sich geladen. Sie müssen sofort alle Brücken hinter sich abbrechen. Es darf keinen Alban Lampard mehr für Sie geben. Haben Sie das verstanden?"
    Lydia Blomfield lehnte sich hinfällig an seine Schulter. Sie suchte Schutz bei ihm wie ein hilfloses Tier.
    „Ich könnte nirgends Ruhe finden, wenn Edward an den Galgen käme", flüsterte sie mit weißen Lippen. „Das müssen Sie doch einsehen, Mister Havard. Er ist mein einziger Bruder . . . und ich habe meine Eltern nicht gekannt. .
    „Er verdient trotzdem keine Schonung", sagte Jack Havard entschlossen. „Ich werde noch heute Abend Kommissar Morry anrufen. Er soll einen Steckbrief hinter diesen Mörder herjagen. Sie aber, Miß Blomfield, werden davon nichts sehen und hören. Ich werde Sie wegbringen aus London. Schon morgen früh, wenn Sie wollen. In einem kleinen Dorf an der Küste oder in den Bergen werden Sie Ihren Frieden wiederfinden."
    Er bekam keine Antwort. Lydia

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