Komplott
aus, als würde er ins Schleudern geraten, das Brückengeländer durchbrechen und in den Fluss stürzen, aber er fing sich wieder und fuhr in etwas langsamerer Geschwindigkeit auf die Mitte der Brücke zu.
Die Explosion war fürchterlich. Erst flammte ein greller Blitz auf, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall, und dann wurde der Bus hoch hinauf in die Luft geschleudert, wo er in zwei Hälften zerbrach. Leichenteile flogen in alle Richtungen, und Paula meinte, ein Bein in den Fluss fallen zu sehen. Die beiden Teile des Busses krachten zurück auf die Brücke und gingen dort sofort in Flammen auf, sodass die Szenerie in ein flackerndes orangefarbenes Licht getaucht wurde. Eine der Hälften kippte wie in Zeitlupe von der Brücke ins Wasser, und Paula hörte ein lautes Zischen, mit dem das heiße Metall im Fluss versank. Dampf stieg auf, und dann war auf einmal alles still.
»Hat ja wunderbar geklappt«, kommentierte Cardon trocken.
»Ich sehe jetzt wieder Scheinwerfer«, sagte Tweed, der noch immer die Straße beobachtete. »Kann sein, dass das der zweite Bus ist. Jetzt halten sie an.«
»Bestimmt haben sie die Explosion auch mitbekommen«, sagte Cardon. »Jetzt, da sie nicht mehr über die Brücke können, müssen sie einen weiten Umweg fahren, sodass wir auf jeden Fall vor ihnen in Paris sind. Da können wir uns ja dann in Ruhe die Bescherung hier ansehen.«
Als sie wieder auf dem Parkplatz waren, sagte Philip: »Geben Sie mir jetzt bitte alle Ihre Waffen. Es kann gut sein, dass die Polizei Straßensperren errichtet. Da wollen wir so wenig wie möglich auffallen.«
Nachdem er sich von allen die Waffen hatte geben lassen, nahm er Butler auch noch die drei übrig gebliebenen Landminen ab und verstaute alles in einem Geheimfach unter der hinteren Sitzbank. »Ich dachte, wir brauchen die Minen noch für den zweiten Bus«, brummte Butler indigniert.
»Nein, die brauchen wir nicht mehr«, erwiderte Philip bestimmt. »Ich habe nämlich heute Nacht erfahren, dass Noel seinen Plan geändert hat. Er will die Slowaken nun auf ein von ihm gechartertes Ausflugsboot bringen, das mitten in Paris an der Île St. Louis liegt. Damit fahren sie dann die Seine hinauf bis Le Havre, wo sie auf ein größeres Schiff umgeladen werden. Das soll sie dann an einen einsamen Strand an der englischen Südküste bringen. Aber keine Angst. Ich werde dafür sorgen, dass sie Paris nicht lebend verlassen.«
Er setzte sich wieder ans Steuer, fuhr von dem Parkplatz und gab Gas.
Als sie den Stadtrand von Paris erreichten, machte Tweed einen Vorschlag.
»Philip, ich könnte Loriot, den Chef des DST, anrufen. Er ist ein alter Freund von mir und könnte die Slowaken verhaften, wenn ich ihm sage, wo er sie findet.«
»Nein!«, erwiderte Cardon. »Loriot hat inzwischen bestimmt von der Explosion der Brücke bei Aix erfahren. Er ist kein Dummkopf und bringt uns garantiert mit dieser Sache in Verbindung, wenn wir ihm etwas von den anderen Slowaken erzählen.«
»Aber wir haben uns doch mit falschen Namen im Hotel eingetragen«, gab Tweed zu bedenken.
»Das wird nicht viel helfen«, erwiderte Cardon unbeeindruckt. »Die Franzosen werden alle Hotels durchgehen und fragen, wer in der letzten Nacht dort abgestiegen ist.
Bestimmt erkennt Sie der Portier anhand von Fotos, solche Leute haben ein erstaunliches Personengedächtnis.« Er verlangsamte die Fahrt und bog ab in Richtung Innenstadt. »Ich lasse Sie in der Nähe der Place Vendôme und des Ritz heraus. Sie haben dann eine Stunde Zeit für sich, bevor Sie ein Taxi zum Gare du Nord nehmen, wo wir in den Eurostar steigen. Ich glaube nicht, dass Noel mit diesem Zug fahren wird. Er ist mit dem Flugzeug gekommen und wird das Land auf diesem Weg auch wieder verlassen.«
An der Place Vendôme ließ Philip Tweed und die anderen aussteigen.
»Viel Glück, Philip«, sagte Tweed zum Abschied. »Und vielen Dank für alles. Melden Sie sich in Zukunft bitte öfter bei mir.«
»Ich melde mich, wenn es etwas zu berichten gibt«, versprach Philip. »Und passen Sie mir gut auf Paula auf.«
Newman schob die Seitentür zu, und der Kleinbus fuhr los in Richtung Île St. Louis.
Als Tweed und die anderen die für ihre teuren Läden berühmte Rue St. Honore entlanggingen, hatten sich am Himmel bedrohlich düstere Wolken zusammengezogen.
Tweed und Paula gingen vor Newman und Butler, die beide die Augen offen hielten, damit sich niemand von hinten näherte. In einem Cafe, das Tweed von einem früheren Besuch der
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