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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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überbewerten. Menschen, die Dinge schicken oder anrufen, gehen in der Regel nicht weiter.«
    Er redete auf eine bedächtige Weise, die Skarre beruhigte.
    »Wirf sie weg«, sagte er und kippte seinen Rotwein.
    »Die schönen Knöpfe? Das meinst du doch nicht im Ernst!«
    »Wirf sie in den Müll. Ich will sie nicht.«
    Sejer ging in die Küche, öffnete eine Schranktür, knallte sie dann wieder zu und steckte die Knöpfe in die Tasche.
    »Ich habe sie zum anorganischen Abfall gepackt«, log er.
    »Warum hat Gøran sein Geständnis widerrufen?« fragte Skarre. »Das ärgert mich.«
    »Gøran kämpft um sein Leben«, sagte Sejer. »Und das ist sein gutes Recht. Und bald wird dieser Fall abgehakt sein.«
    »Weiß Jomann schon Bescheid?«
    »Ja. Er hat nicht viel gesagt. Er ist kein rachsüchtiger Mann.«
    Skarre lächelte beim Gedanken an Gunder. »Jomann ist ein seltsamer Mensch«, sagte er. »Einfältig wie eine Taube.«
    Diese Bemerkung entlockte Sejer einen strengen Blick.
    »Du solltest Beredsamkeit und Intelligenz niemals gleichsetzen.«
    »Ich dachte, es gäbe da einen gewissen Zusammenhang«, murmelte Skarre.
    »In diesem Fall nicht.«
    Sie tranken schweigend weiter. Skarre fischte die übliche Tüte Gummibärchen aus der Tasche. Er suchte sich ein gelbes aus und tunkte es in seinen Rotwein. Sejer schauderte es. Der Whisky tat seine Wirkung. Seine Schultern senkten sich, und ihm wurde warm. Skarres Gummibärchen nahm einen orangenfarbenen Ton an.
    »Du siehst hier nur die Tragödie«, sagte Skarre.
    »Gibt es noch etwas anderes zu sehen?«
    »Jomann ist Witwer geworden. Für jemanden wie ihn ist das kein schlechter Status. In gewisser Hinsicht scheint er sehr stolz auf sie zu sein. Obwohl sie tot ist. Jetzt kann er für den Rest seines Lebens davon zehren. Glaubst du nicht?«
    Sejer riß ihm die Gummibärchentüte aus der Hand.
    »Dein Blutzucker ist zu hoch«, sagte er schroff.
    Sie schwiegen wieder und hoben abwechselnd ihr Glas.
    »Woran denkst du?« fragte Skarre schließlich.
    »Ich denke an alles, was passiert«, sagte Sejer. »Ganz unabhängig voneinander. So, daß grausame Dinge möglich werden.«
    Skarre füllte sein Glas und lauschte.
    »Warum ist Poona gestorben? Weil Gøran sie totgeschlagen hat. Aber auch, weil Marie Jomann einen Unfall gebaut hat, und deshalb konnte Jomann Poona nicht abholen. Oder sie ist gestorben, weil Kalle Moe sie in Gardermoen nicht finden konnte. Sie ist gestorben, weil Ulla mit Gøran Schluß gemacht hat. Weil Lillian nicht wollte. Es gibt so viele Gründe. So viele Zufälle, die dem Bösen den Weg bereiten.«
    »Ich denke an Anders Kolding«, sagte Skarre.
    »Er ist voller Panik zu seiner Schwester geflohen. Aber nicht wegen eines Mordes. Sondern vor einem schreienden Kind und einer Ehe, die ihn vermutlich überfordert hat.«
    »Torill hat gesagt, er sei nach links gefahren.«
    »Alle können sich irren«, sagte Sejer.
    »Einar hatte ihren Koffer.«
    »Der ist ganz einfach ein Feigling«, sagte Sejer.
    »Ich glaube Lillian Sunde nicht.« Jacob schaute seinem Chef in die Augen. »Ich glaube, daß sie uns belügt.«
    »Das auf jeden Fall. Aber nicht, was diesen Abend betrifft.«
    Skarre senkte den Kopf und blickte auf seine Knie. Dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen.
    »Also, ehrlich gesagt. Ich weiß nicht, was ich glaube. Vielleicht ist er unschuldig. Du hast doch sicher von dem Brief gehört, der bei Holthemann eingegangen ist?«
    »Sicher hab ich davon gehört. Anonymer Brief mit aus der Zeitung ausgeschnittenen Buchstaben. ›Ihr habt den falschen erwischt‹. Ich habe auch von dieser Frau gehört, die sich am Telefon als Hellseherin ausgegeben hat.«
    »Die hat das auch behauptet«, sagte Skarre.
    »Genau. Und wenn der Kollege, der gerade Telefondienst hatte, klar im Kopf gewesen wäre, dann hätte er ihren Namen und ihre Telefonnummer notiert.«
    »Aber du würdest doch nicht mit einer Hellseherin zusammenarbeiten, oder?«
    »Nicht zu ihren Bedingungen. Vielleicht ist sie gar keine Hellseherin und weiß trotzdem etwas über den Mord. Soot hat sie für unseriös gehalten. Ich habe ihn zusammengestaucht«, sagte er leise.
    »Das allerdings«, sagte Skarre grinsend. »Das war sogar noch in der Kantine zu hören.«
    »Meine alte Mutter hat sich auch beklagt«, sagte Sejer mit wehmütigem Lächeln.
    »Aber die ist doch tot?«
    »Ja, eben. Da siehst du erst, wie laut ich gebrüllt habe. Ich habe mich bei Soot entschuldigt.«
    »Was ist mit Elise?« fragte Skarre

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