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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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bemerkte Bonilla. »Aber so drastisch, daß ich sicher bin, es ist Ihnen nun völlig klar, wie vollkommen ich Sie in der Hand habe.«
      Van Horne brach als erster das Schweigen. »Also schön, worum geht es? Wie heißt das Spiel?«
      »Nicht schlecht ausgedrückt«, sagte Bonilla. »Paßt gar nicht schlecht. Es ist wirklich ganz einfach. Sie, Señor van Horne, sollen wieder den Priester spielen. Für die Rolle haben Sie ja bekanntermaßen nicht wenig Talent.«
    Van Horne starrte ihn verblüfft an. »Wie war das?«
      »Und Señor Janos gibt einen ausgezeichneten Geschäftsmann ab. Er hat die Statur dafür. Er sieht seriös aus, also werden die Leute glauben, daß er es in jeder Hinsicht ist.«
      »Ich fühle mich sehr geehrt«, gab Janos mit unüberhörbarer Ironie von sich.
    Bonilla ignorierte ihn. »Und was Sie betrifft, Señor Keogh, Ihre Aufgabe ist die einfachste von allen. Sie könnte geradezu erdacht sein für einen Mann mit Ihren speziellen makabren Talenten.« Er lächelte bedeutungsschwer. »Sie haben nichts weiter zu tun, als jemanden für mich zu töten.«

    6

    »In dem Jahr, das seit der Revolution vergangen ist, hat es viel Unruhe und viel Gewalt in vielen Teilen Mexikos gegeben, aber nirgends so viel wie hier in dieser Gegend. Und hier wieder ist es am allerschlimmsten in Mojada in den nördlichen Vorbergen der Sierra Madre.«
      Bonilla zeigte uns den Ort auf der großen Wandkarte mit dem Ende seiner Reitpeitsche. Ich sah mir die Karte genauer an. Mojada lag etwa dreißig bis vierzig Meilen von Huila entfernt und war wohl einer jener Orte, die vor ein paar Jahrhunderten entlang der alten Saumpfade über die Berge entstanden waren.
    »Schön, und worum geht es nun?« fragte van Horne.
      »Das ist schnell erzählt, Señor. Ich bin der Militärgouverneur für diese ganze Gegend hier, deren Mittelpunkt Huila ist. Und dennoch herrschen keine dreißig Meilen von hier Zustände, die nicht nur ohne Recht und Ordnung sind, sondern die pure Anarchie, und zwar in einem Maße, daß keiner meiner Vorgänger ihrer auch nur annähernd Herr werden konnte.«
    Ich sagte: »Aber dafür haben Sie doch Ihre Truppen!«
      »Ich habe zweihundert Mann für die polizeiliche Überwachung meines gesamten Kommandobereiches. Aber um die Situation in Mojada in den Griff zu bekommen, würde eine ganze Armee nicht ausreichen. Die paar Leute, die ich bisher immer dorthin abstellen konnte, haben schlichtweg nichts ausgerichtet. Sehen Sie, meine Herren, der Schlüssel zu der ganzen Geschichte liegt in der Person eines einzigen bemerkenswerten Mannes: Tomas de la Plata, einst Major unter meinem eigenen Kommando, bis er abtrünnig wurde.«
    Diese letzte Bemerkung sagte er in einem Ton, als bedeute
    ihm dies wirklich äußerst viel. Dann fuhr er fort: »Die de la Platas waren hier einst Großgrundbesitzer. Alles, was davon heute noch übrig ist, ist eine mehr und mehr herunterkommende Hazienda außerhalb von Mojada, dazu ein paar Morgen Land und eine alte Silbermine, die vor zehn oder zwölf Jahren stillgelegt worden ist.«
    »Und lebt noch irgend jemand dort?« wollte ich wissen.
      »Sein Vater Don Angel de la Plata und seine Schwester Chela.«
    »Und Tomas? Wo ist er?«
      »Gott allein weiß, wo er sich jetzt oder morgen aufhält. Letzten Monat hat er mit seinen Leuten den Nachtexpreß nach Madera ausgeraubt. Und das hat ihm noch nicht genügt, also hat er auch noch den Lokomotivführer erschossen und den Zug sich selbst überlassen – gerade vor einer starken Gefällstrecke. Er entgleiste nach fünf Meilen. Es gab über dreißig Tote und viele Verletzte.«
      »Und trotzdem hat er noch immer Anhänger?« fragte van Horne.
      »Die Geschichte meines Landes besteht seit vielen Jahren aus Tod und Leiden, Señor. Es ist für uns fast schon Teil des normalen Lebens geworden. Drei Millionen Tote hat allein die Revolution gefordert. Was sind da noch weitere dreißig?«
      »Ja, was schon«, bemerkte ich. »Aber ich habe von diesem Mann noch immer keine klare Vorstellung. Was ist er eigentlich? Ein unzufriedener Revolutionär oder einfach nur ein Bandit?«
    »Das weiß Gott allein – und Tomas selbst.« Bonilla steckte mit Sorgfalt eine Zigarette in eine schwarze Elfenbeinspitze. »Als ich ihn kennenlernte, kam er gerade frisch von der Universität – der vollkommene Idealist. Folglich war alles falsch, und alles mußte geändert werden.«
      »Das kann ihm natürlich bei den Leuten seiner eigenen Klasse

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