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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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aufrechtzuhalten, meist alleine bleiben musste. Jedoch wusste er bereits, dass sie eine Frau war und dass sie eine Vergangenheit mit Nate teilte.
    »Wir waren im selben Waisenhaus.«
    Vincents Kopf zuckte nach hinten.
    »Er war wo?«
    »Wusstest du das nicht? Ich dachte, ihr seid Freunde.«
    »Das sind wir.«
    Claire zog zweifelnd eine Augenbraue hoch.
    »Und doch weißt du nichts über das Waisenhaus?«
    »Nate redet nicht gern über sich selbst, und glaube mir, es ist nicht so, als ob ich ihn nicht gefragt hätte.«
    Offensichtlich hatten sich einige Dinge nicht geändert, denn sie hatte es ebenfalls versucht. Als sie Freunde wurden, hatte sie ihn oft über seine Vergangenheit ausgefragt, wer seine Eltern gewesen waren, ob er Geschwister hatte. Er war ihren Fragen immer wieder ausgewichen und hatte über etwas anderes gesprochen. Als ihre Freundschaft zu Liebe wurde, oder das, was sie zu jener Zeit für Liebe gehalten hatte, hatte sie ihn wieder gefragt.
    Er war sehr ernst geworden und hatte ihr erzählt, dass er eine Vergangenheit hatte, für die er sich schämte und die er zu vergessen versuchte. Sie hatte ihn damals genügend geliebt, um ihn nicht weiter zu bedrängen, aber sie hatte oft über den Kummer nachgedacht, der sich bei diesen Worten in seinen Augen gezeigt hatte.
    »Manche Dinge ändern sich nicht«, murmelte sie.
    »Warum, hast du früher schon mal versucht ihn zu erschießen, als du noch jünger warst?«
    Claire antwortete spöttisch:
    »Nein, aber wenn ich so zurückdenke, dann hätte ich es vielleicht tun sollen.«
    Sie hob ihren Becher, die Hitze der Flüssigkeit wärmte ihr das Kinn. Der kräftige Geruch von Rum vermischte sich mit dem der Kaffeebohnen.
    »Wie lange wart ihr zusammen im Waisenhaus?«
    »Drei Jahre.«
    »Und wie lange ist das her?«
    Sie betrachtete Vincents wissbegierigen Gesichtsausdruck.
    »Stellst du immer so viele Fragen?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich bin neugierig. Wie du schon gesagt hast, Nate redet nicht viel.«
    »Ich kenne dich überhaupt nicht. Weshalb glaubst du, bei mir würde es dir besser gehen?«
    Sein Grinsen war unschuldig und sehr gewinnend.
    »Weil ich nett bin?«
    Sie lächelte und reichte ihm den leeren Becher.
    »Gute Nacht.« Als sie sich umdrehte, stieß sie beinahe mit Nate zusammen.
    »Wo gehst du hin?«, fragte er.
    Wie konnte sich ein so großer Mann nur so leise bewegen, fragte sich Claire. Sie hatte keine Schritte gehört, und plötzlich stand er da.
    »Schlafen. Ich nehme an, das erlaubst du mir wohl. Oder musst du erst wieder meine Tasche überprüfen für den Fall, dass ich vielleicht noch eine Waffe hineingesteckt habe?«
    Nate verschränkte die Arme.
    »Wo wolltest du denn schlafen?«
    »Bei der Mannschaft«, antwortete sie.
    »Nein.«
    »Warum denn nicht?«, fragte sie.
    »Dort habe ich auch auf jedem anderen Schiff geschlafen, auf dem ich gesegelt bin.«
    Sein Einatmen war mindestens ebenso scharf wie jedes Schwert, das sie bisher gesehen hatte.
    »Ich behaupte nicht zu wissen, wo du gewesen bist oder warum, und du konntest in der verdammten Karibik herumsegeln und mit so vielen Männer schlafen, wie du wolltest, aber das wirst du auf meinem Schiff nicht tun.«
    Claire schnappte nach Luft.
    »Du denkst, ich hätte herumgehurt? Sie wussten gar nicht, dass ich eine Frau bin!«
    »Sprich leiser«, warnte er, während er sich besorgt umschaute, »sonst wird diese Mannschaft es ganz gewiss gleich wissen.«
    Claire trat nahe an ihn heran, Fußspitze an Fußspitze.
    »Dann stelle meine Keuschheit nicht infrage.«
    Nates Blick maß sich mit ihrem.
    »Mir war nicht bewusst, dass du davon noch etwas übrig hast.«
    »Himmel noch mal, Nate«, schnappte Vincent nach Luft.
    Scham überflutete Claire. Sie wusste verdammt genau, dass sie keine Jungfrau mehr war, aber es war nicht ihre Entscheidung gewesen, und sie hatte ganz gewiss nicht herumgehurt. War es das, woran er nun dachte, wenn er sie ansah? Wie konnte ein Mann, den sie einst geliebt hatte, der sie einst mit nichts außer Respekt und Güte behandelt hatte, so schlecht von ihr denken? Er hatte das Recht gehabt, ihre Tasche zu durchsuchen – selbst wenn sie wütend darüber gewesen war – denn sie hatte ihm Grund gegeben, ihr nicht zu vertrauen. Aber sie der Hurerei für fähig zu halten?
    Nate strich sich mit den Händen übers Gesicht, dann ließ er sie steif sinken.
    »Es tut mir leid.«
    »Weil du es nicht so gemeint hast?«
    Nates Schweigen verletzte ihr ohnehin schon arg mitgenommenes

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