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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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einen kurzen, beunruhigenden Ruck, als das Halo 7, das sich während der letzten Minuten in aller Ruhe rekonfiguriert hatte, das Land genau zum vorgesehenen Zeitpunkt verließ und in zwei tiefen Kiestälern dem trüben Wasser des Binnenmeers Oligyne entgegenknirschte. Es verwandelte sich in ein großes Schaufelrad, als es mit nur leicht geringerer Geschwindigkeit durch die Nebelschwaden rollte.
    » Wir brauchen genauere Informationen«, sagte Veppers. » Jasken, greifen Sie auf alle zur Verfügung stehenden Ressourcen zurück. Halten Sie mich auf dem Laufenden, täglich.« Jasken nickte. Veppers stand auf und nickte Sulbazghi zu. » Danke, Doktor. Ich nehme an, Sie bleiben zum Frühstück. Wenn es derzeit nicht mehr gibt, gehe ich jetzt und ziehe mich an. Bitte entschuldigen Sie mich.«
    Er schritt zum kurzen Korridor, der zu seinem Schlafzimmer führte, das derzeit mit der größeren Gondel verbunden war. Dabei stellte Veppers fest, dass die kaum merklichen Vibrationen des riesigen Rads, während es durchs Wasser rollte, ihm– wie es manchmal geschah– vage Übelkeit bescherten.
    Bestimmt ging sie bald vorbei.

8
    D er Planet draußen war groß, blauweiß und hell. Er drehte sich, wie für Planeten typisch, aber mit Normalzeit-Sicht ließ sich die Drehung nicht erkennen. Die Weltenkugel schien sich nur deshalb zu bewegen, weil er in Bewegung war. Der Ort, an dem er sich befand, bewegte sich. Sein Aufenthaltsort hieß »verlassene Orbitalfabrik«, und er war hier, um auf den Feind zu warten, und wenn der Feind kam, würde er gegen ihn kämpfen. Man hatte ihn für den Kampf gebaut. Das Ding, in dem er steckte, war gebaut, um zu kämpfen.
    Das Objekt, in dem er sich befand, war ein » Es«, aber er selbst war kein » Es«, sondern ein » Er«. Er war ein Mann. Zumindest war er einer gewesen. Er war noch immer der, der er einst gewesen war, aber er steckte auch im Innern dieses Dings, in einer für den Kampf geplanten und gebauten Maschine. Sie konnte zerstört werden, aber er nicht. Er war noch immer jener, der er war. Er befand sich auch woanders, und an dem anderen Ort würde er aufwachen, wenn dieses Ding zerstört wurde. So funktionierte es.
    » Vatueil? Hauptmann Vatueil?«
    Sie sprachen wieder zu ihm.
    Wir verlieren, dachte er und betrachtete die letzten schematischen Darstellungen. Eigentlich brauchte man sie gar nicht. Es genügte, genug Abstand von der ganzen Sache zu gewinnen und noch einmal die Bilder der Ereignisse seit Beginn des Krieges zu sehen– sie vermittelten eine unmissverständliche Botschaft.
    Es hatte einige frühe Katastrophen und dann Erfolge gegeben. Sie waren immer wieder zurückgeschlagen worden, und dann schien sich die Lage für sie stabilisiert und sogar verbessert zu haben, bis man den Eindruck gewinnen konnte, dass sie an fast allen Fronten die Oberhand gewannen und überall vorankamen… woraufhin sie feststellen mussten, dass die vermeintlichen Fronten gar keine richtigen Fronten waren. Die Fronten– beziehungsweise die Stellen, an denen seine Seite am stärksten war und sich dem Feind gegenüber durchsetzte– ähnelten vielmehr den Fetzen eines Ballons, der schon vor einer ganzen Weile geplatzt war; sie hatten nur noch nicht die Zeit gefunden, den Knall zu hören. Sie kamen so voran, wie die Fetzen des geplatzten Ballons vorankamen: hoffnungslos wirbelnd, sich nutzlos ausbreitend, wie weiches Schrapnell.
    Er saß– oder schwebte, oder wie auch immer man es nennen wollte– im Primären Strategischen Beobachtungsposten, wie man ihn recht großspurig genannt hatte, umgeben von den anderen Mitgliedern des Großen Kriegsrats. Der Rat bestand zum größten Teil aus Leuten, die seine Kameraden, Freunde, Kollegen und respektierten Rivalen gewesen waren. Es gab darin nur einige wenige Querdenker, Nörgler und regelrechte Defätisten, und selbst diese Leute legten ihren Standpunkt mit guten Argumenten dar und leisteten ihren Beitrag zu einem funktionierenden Konsens. Menschen, Fremde, Aliens, was auch immer, inzwischen kannte er sie alle ziemlich gut, und dennoch fühlte er sich allein.
    Er sah sich um.
    Es gab keine perfekte, aufs Reale bezogene Analogie für die Situation, in der er und die anderen sich befanden: Sie schienen alle in einem einigermaßen runden, eine Handvoll Meter durchmessenden Raum zu schweben. Von außen gesehen wirkte die Oberfläche der Kugel fest und undurchsichtig, aber man konnte den Kopf hindurchstecken, wenn man über ausreichende Autorisierung und einen

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