Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
ich.«
Robert wandte sich stirnrunzelnd ab, nicht bereit, sich so leicht beschwichtigen zu lassen.
Doch sein Großvater fasste ihn bei den Schultern, drehte ihn zu sich und fixierte ihn mit seinen dunklen Falkenaugen. »Die Blutlinie deiner Mutter reicht bis zu den O’Neill-Königen von Irland und meine durch meinen Großvater, den Earl of Huntingdon, bis zu König David und seinem Vater Malcolm Canmore zurück. In deinen Adern fließt das Blut von Königen, Robert. Das weißt du. Aber was ich dir nicht gesagt habe, ist, dass der Vater unseres Königs, Alexander II., mich zu seinem Nachfolger ernannt hat.«
Robert blickte verwirrt auf. »Aber sein Sohn …«
»Das war vor der Geburt unseres Königs. Alexander hatte damals noch keine Erben.« Der alte Lord nahm die Hände von Roberts Schultern und lehnte sich gegen die Brustwehrmauer. Seine Haarmähne wehte im Wind wild um seinen Kopf. »Der König hatte im königlichen Park von Stirling eine Hirschjagd veranstaltet. Ich und viele andere Edelleute vom Hof haben ihn begleitet. Während der Jagd stürzte das Pferd des Königs. Alexander landete unglücklich, geriet unter sein Schlachtross und brach sich mehrere Rippen. Es hätte wesentlich schlimmer kommen können, und das wusste er auch. Alexander hielt furchtbare Schmerzen aus, daher bestand er darauf – bevor einer von uns zur Burg zurückreiten und eine Trage für ihn holen konnte –, einen Nachfolger zu benennen. Und zwar mich.
Er ließ alle anwesenden Edelleute auf dem staubigen Waldpfad auf ein Knie sinken und mich als seinen Erben anerkennen. Damals war ich achtzehn.« Er sog scharf den Atem ein. »Zwei Jahre später bekam Alexander einen Sohn – unseren König –, und seine Blutlinie war somit gesichert, aber ich habe nie den Stolz und die Entschlossenheit vergessen, die ich an diesem Tag empfunden habe. Es war, als ob …« Er runzelte die Stirn, suchte nach den richtigen Worten. »Als würde mein Blut erwachen. Ich war mir meiner Rolle in der Welt und der großen Linie von Männern, zu der ich gehörte, bewusst, des Erbes, das jeder von ihnen vom Vater an den Sohn weitergegeben hat, über all die Jahre hinweg bis hin zu mir. Du, Robert, bist jetzt Teil dieser Linie. Dein Vater und ich werden irgendwann einmal sterben, und du wirst nicht nur unser Vermögen erben, sondern auch unseren Platz in der Welt, unser …« Er lächelte leicht, ein eigenartiger, entrückter Ausdruck trat in seine Augen. »Nenn es Schicksal, wenn du willst. Du musst für diese Bürde bereit sein.«
Robert nickte, von der Geschichte des alten Mannes beflügelt. »Das werde ich, Großvater.« Er hielt inne und blickte über die tosende See hinüber nach Irland. »Und ich werde alles tun, damit du stolz auf mich bist.«
»Das weiß ich, mein Sohn.«
Der alte Mann drehte sich um, um die Wellen zu beobachten. Er schien seinen Fehler nicht bemerkt zu haben. Robert dachte an seinen Vater, der in den Armen seiner Mutter weinte, berichtigte ihn aber nicht.
Turnberry, Schottland, A.D. 1304
Als Roberts Trupp sich der Burg näherte, wurde das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar, die die Engländer bei ihrem Überfall angerichtet hatten. Turnberrys Mauern waren rußgeschwärzt und an vielen Stellen beschädigt, wo die Holzbalken verbrannt waren. Die Tore waren schon lange verschwunden, das Mauerwerk zu beiden Seiten eingestürzt. Hinter dem klaffenden Loch konnte Robert den Burghof sehen. Sein Konnetabel Andrew Boyd hatte getan, was ihm aufgetragen worden war, und die Trümmer größtenteils wegräumen lassen. Berge von Schotter und Geröll türmten sich vor den Toren. Dennoch wirkte der Ort verwahrlost und verlassen.
Indem er das Dorf betrachtete, das sich an den windumtosten Klippen hinunter bis zum Strand erstreckte, konnte Robert Zeichen des Wiederaufbaus erkennen, obwohl er weit weniger Häuser sah, als er in Erinnerung hatte. Ausgebrannte Ruinen ragten wie schwarze Zähne zwischen den neuen Gebäuden auf. Ein paar Dorfbewohner gingen ihrem Tagewerk nach, scheuchten Hühner in den Stall, schlossen Fensterläden, stellten schlammbespritzte Holzschuhe vor die Tür und riefen Kinder ins Haus, doch obwohl Nes das Banner von Carrick in die Höhe hielt, kam niemand herbeigeeilt, um seinen Earl zu begrüßen. Roberts Rückkehr wurde nicht mit Jubel, sondern mit misstrauischen Blicken und zugeschlagenen Türen aufgenommen. Die Männer, die im letzten Jahr in seiner Truppe gedient hatten, hatten ihm seinen langen Aufenthalt in England
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