Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
versuchte, ihm oder den Seinen etwas anzutun.
Wenn sie ihn nur dazu bringen könnte, ihr Geheimnis eine Weile zu bewahren. So lange, dass sie ihm helfen konnte, den Dämon zu fangen. So lange, dass sie herausfinden konnten, was die Zauberer vorhatten, um sie dann daran zu hindern.
So lange, dass ihr Leben vielleicht doch noch einen Sinn hatte. Alle Geschöpfe besaßen einen Selbsterhaltungstrieb, sie nicht minder. Aber ihr Vater hatte nicht alles für sie geopfert, nur damit sie am Leben blieb. Er hatte ihr die Möglichkeit verschafft, etwas zu bewirken. Ob das nun wirklich seine Absicht gewesen war, spielte keine Rolle. So hatte sie es einfach immer gesehen. Nur so konnte sie akzeptieren, dass er für sie sein Leben hingegeben hatte; nur so konnte sie mit dem Gedanken leben.
Sie hatte ihre Gabe eigentlich nie richtig ausnutzen können, einfach weil sie sie immer hatte verbergen müssen.
Bei Jag brauchte sie das nicht.
Als ihr diese Erkenntnis plötzlich kam, spürte sie, wie sie von einer seltsamen, großen Erleichterung erfasst wurde. Nach so vielen Jahren war sie mit ihrem Geheimnis nicht mehr allein.
Jag ließ ihren Arm los, holte sein Handy hervor und klappte es auf. »Ich bin’s«, sagte er einen Augenblick später.
Olivia verkrampfte sich.
»Wir haben einen Dämon gefunden«, fuhr er fort. »Wusstest du, dass diese Mistviecher Gift in ihren Klauen haben?« Er hörte einen Moment lang zu. »Olivia fing sich einen Hieb ein. Es machte sie langsam, hat aber wohl sonst keine Auswirkungen auf sie gehabt. Wir haben auch eine nette, kleine Zaubererhütte komplett mit Zauberern, Wächtern und ein paar der größten Energiekugeln, die ich je gesehen habe, gefunden.«
Wieder hörte er zu. Als er wieder sprach, hatte seine Stimme den harten Klang des Kriegers angenommen. »Shit, klar. Die haben eindeutig etwas vor. Es gibt nur eine Sache, für die sie meiner Meinung nach Dämonenenergie haben wollen.« Er schwieg. »Du hast es erfasst, Tigger. Es ist ein weiterer Versuch, die Dämonen zu befreien.«
Jag drückte das Handy weiter an sein Ohr und hörte Tighe zu. Olivia konnte Tighes Stimme hören, aber nicht so deutlich, als dass sie verstanden hätte, was er sagte.
»Aye, aye«, sagte Jag schließlich mit gedehnter Stimme. »Ruf an, wenn du in der Stadt bist.« Er klappte das Handy zu und warf es auf das Armaturenbrett. »Die Bande kommt zu Besuch.«
Olivia musterte ihn. »Alle?«
»Tighes Team und das von Kougar. Sie haben zwei unterschiedliche Dämonen aufgespürt, und beide Fährten scheinen in diese Richtung hier zu führen.«
»Als würden die Zauberer sie rufen.«
»Das denke ich auch, Rotschopf. Und außerdem denke ich, dass die Zauberer versuchen, mit ihrer Hilfe Satanan zu befreien. Tighe ist ebenfalls der Meinung, dass sich dadurch eine Planänderung für uns ergibt. Die Zauberer in ihrem Vorhaben aufzuhalten, hat jetzt Priorität vor den Dämonen. Wenn wir dabei beide auf einmal zur Strecke bringen, umso besser.«
Er bog auf den Parkplatz des Motels ein. »Unser Plan sieht vor, dass wir uns alle heute Nachmittag um zwei hier treffen.«
»Wir greifen am helllichten Tag an?«
Jag parkte, machte den Motor aus und wandte sich ihr zu, um sie eingehend zu mustern, dabei verzog sich ein Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln. »Na ja, Süße, du bist die Einzige mit Ausnahme von uns Kriegern des Lichts, die sich keine Gedanken wegen der Drader zu machen braucht. Mit drei Therianern im Team ist es nur logisch, bei Tag anzugreifen.«
Er war wieder ganz der alte Jag. Der Mann, der sie sanft und leise gefragt hatte, ob es ihr gut gehe, war wieder hinter einer Maske verschwunden.
Jag öffnete die Tür und stieg aus, und Olivia tat es ihm nach. Sie nahmen ihre Reisetaschen hinten aus dem Hummer, und sie folgte ihm die Außentreppe hoch zu ihrem Zimmer im ersten Stock, einem einfachen, aber sauberen Raum mit zwei Doppelbetten.
Olivia setzte ihre Tasche neben dem Bett ab, das näher an der Tür stand, und schlug die Überdecke zurück. Dann streifte sie ihre Stiefel ab und krabbelte unter die Decke. Sie war völlig erschöpft, körperlich, geistig und seelisch, doch als sie die Augen schloss, ließ ein Gedanke sie aufschrecken.
Ihr Blick fuhr zu Jag, der seine Stiefel weniger eilig auszog, als sie es eben getan hatte. »Normalerweise nehme ich keine Nahrung zu mir, wenn ich schlafe, aber ich bin so müde, dass ich es jetzt vielleicht doch tue. Es wird dir nicht wehtun. Ich schlafe ständig mit anderen in
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