Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
regeln, ist ihre eigene verdammte Angelegenheit«, sagte er langsam. »Verwenden Sie nur nicht allzu viel Zeit darauf.«
»Natürlich nicht, Sir.«
11
A ls Erstes informierte sich Kris am nächsten Morgen über die Situation im Versorgungslager. Jeb und ein Dutzend seiner Mitarbeiter hatten den größten Teil der Nacht durchgearbeitet und rechneten damit, die Inventur bis zum Mittag abzuschließen; Kris überließ sie ihrer Arbeit. Tommy tauchte wenige Minuten später auf. Millie war an diesem Morgen mit einer kleinen Armee ehemaliger Hotelangestellter am Eingang zu den Unterkünften aufgetaucht. »Wir übernehmen das jetzt, der Herr, falls Sie uns einfach nicht in die Quere kommen würden, der Herr, dann müssten wir bis zum Abendessen alles blitzsauber haben, der Herr; wenn sich der Herr jetzt bitte vom Acker machen möchte.« Tommy hatte mehrere Theorien, wie er den Fuhrpark wieder in Fahrt brachte, also überließ Kris »den Herrn« sich selbst und konzentrierte sich auf das, was sie selbst tun wollte.
Ester war in ihre Suppenküche zurückgekehrt, ein blitzsauberes Haus, das draußen einen neuen Anstrich gebrauchen konnte, aber im Innern denkbar gastlich war. Ester trug einen Kopfverband, ließ sich dadurch aber nicht im Mindesten bremsen. Nelly hatte vor Ort eine Bank ausfindig gemacht, die Rollen von Wardhavendollar im Tresor lagerte. Kris klatschte vier Rollen im Wert von einhundert Dollar vor Ester auf den Tisch. »Wie lange wird es dauern, bewaffnete Wachleute für sämtliche Küchen einzustellen?«
»Sie sind schon hier«, antwortete Ester. Hinter dem Ausgabetisch brachten zwei lächelnde junge Frauen Gewehre zum Vorschein. »Meine Töchter«, erklärte Ester. »Ihre Ehemänner schieben draußen Wache.«
»Und die übrigen Küchen?«
»Alle werden heute bewacht. Kein Mann möchte, dass seiner Frau so mitgespielt wird«, erklärte sie und wiegte dabei den Kopf.
Kris deutete auf die Geldrollen. »Sorgen Sie dafür, dass alle ihr Geld erhalten. Und Ester, es wäre problematisch für mich, wenn mein Colonel durch irgendetwas in Verlegenheit gebracht würde, das unsere Wachleute tun. Sorgen Sie bitte dafür, dass den Leuten klar ist: Solange sie unsere Dollar nehmen und an unserem Tisch essen, müssen sie sich …«
»… von ihrer besten Seite zeigen«, lächelte Ester. »Ja, ich werde ihnen deutlich machen, dass Oma Ester von ihren Leuten das Beste erwartet.«
Das waren nicht ganz Kris’ Worte, und sicherlich war das nicht die Art, wie ein Marine-Colonel seine Erwartung in die Disziplin in den eigenen Reihen ausgedrückt hätte. Immerhin war es vermutlich das Beste, was bei dieser improvisierten Organisation erwartet werden konnte. Kris wanderte zum Stützpunkt zurück.
Irgendwie hatte sich herumgesprochen, dass Tom Maschinenschlosser und Mechaniker brauchte; am Lagerzaun standen schon Männer und Frauen Schlange, deren Fertigkeiten mit Fahrzeugen Beschäftigung heischten. Als Werkstatt identifizierte Tommy neben dem Lagergelände ein großes Bauwerk, um das man die Umzäunung leicht herumführen konnte. Einer der neuen Leute war der Inhaber einer erfolglosen Spedition, eine halbe Stadt entfernt. Er zeigte sich schmerzlich erpicht, seinen Fuhrpark zu einem Zehntel der Anschaffungskosten loszuschlagen. Kris fühlte sich dabei nicht wohl, bis der Mann einräumte, dass seine außerplanetare Bank ihn zu genau dieser Rate verschacherte. Falls Kris seinen Fuhrpark übernahm, konnte er seine Schulden bezahlen und war dann in der Lage, alles von der Navy zurückzukaufen, sobald diese ihre Zelte wieder abbrach.Unter diesen Bedingungen stellte ihm der Fond zur Unterstützung landloser Farmer gern einen Scheck aus und verlagerte seinen Fuhrpark aufs Lagergelände.
Während die tatsächliche Arbeit auf Handschlag rasch erledigt wurde, musste sich Kris für den Papierkrieg mit den Abteilungen für Nachschub, Finanzierung und Verwaltung koordinieren. Dabei fand sie schnell heraus, warum Nachschub und Finanzierung mit der Verwaltung nichts zu tun haben wollten. Es fiel ihr nicht schwer, die Unterschriften der Petty Officers beider Abteilungen zu erhalten, die sich normalerweise an die Verwaltung hätten wenden müssen. Pearson dafür zu gewinnen, dass sie irgendetwas bewilligte, erwies sich hingegen als Herkulesaufgabe.
»Warum benötigen wir all dieses Zeug?« Der Lieutenant rümpfte die Nase.
»Wenn etwas kaputt ist, müssen wir es reparieren.« Kris musste sich an den Colonel wenden, damit diese Antwort
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