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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihrer Worte machte ihn krank. Er war ein egoistischer Pisser, der eine solche Chance nicht verdiente. »Noch mal eine Party in einer Disco zu feiern wäre kein Grund?«
    »Nach meiner Meinung nicht.«
    Er lächelte sie matt an. »Wir hatten nie etwas gemeinsam, nicht wahr, Mad?«
    »Nein.«
    Er dachte für eine Sekunde darüber nach, wie verschieden sie ihrer Herkunft nach waren. Sie war aufgewachsen in diesem Herrenhaus hinter den eisernen Toren, er lebte in einem beschissenen kleinen Wohnmobilpark in der falschen Gegend. Nein, sie hatten niemals etwas gemeinsam gehabt. »Und wie geht's dem großen Alexander Hillyard so?«
    Sie erstarrte. »Er ist schon vor langer Zeit gestorben.«
    Er fühlte sich sofort wie ein Idiot. »Oh. Tut mir Leid.«
    »Ich werde mir deine Akte ansehen und einige weitere Tests veranlassen.« Sie stand plötzlich auf. »Bitte, bring mich nicht um meinen Ruf, indem du dich selbst umbringst, bevor wir dein Leben retten können.«
    Und weg war sie.

Kapitel 7
    Angel versuchte, nicht an Madelaine zu denken. Gott wusste, dass es viele andere Dinge gab, über die nachzudenken war, aber sie wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen.
    Er kniff seine Augen fest zu, kämpfte mit allem, was in ihm war, gegen Erinnerungen an. Das Problem war, dass so wenig in ihm war. Das war immer sein Problem gewesen. Tief, tief drinnen, an der Stelle, von der Poeten und Metaphysiker und Priester glaubten, dass dort eine Seele sein solle, hatte Angel nichts. Schon als Kind hatte er gewusst, dass etwas Lebenswichtiges in ihm fehlte, ein wahres Ehrgefühl, ein Gefühl für Recht und Unrecht und Güte. Er war auf eine kalte, rücksichtslose Art egoistisch. Jahrelang hatte er versucht, diese Einsicht umzudeuten, sich gesagt, er sei einfach ein Produkt beschissener Eltern oder des schäbigen kleinen Hauses, in dem er aufgewachsen war, oder des Essens, das nicht auf dem Tisch stand.
    Aber Francis war auch in diesem Wohnwagen aufgewachsen, oder etwa nicht? War auf dieselben Schulen gegangen, hatte den gleichen betrunkenen Predigten von Eltern zugehört, denen er eigentlich egal war, und jeder wusste, dass Francis keine Löcher in seiner Seele hatte. Teufel auch, Francis besaß mehr Seele als der Heilige, dessen Namen er trug.
    Es hatte nur einmal eine Zeit in Angels Leben gegeben, in der er glaubte, dass er sich vielleicht in sich irrte. Geglaubt hatte, dass er vielleicht eine Chance hätte.
    Jener Sommer. Die Erinnerungen an diese kurze Zeit ruhten in einem anderen Teil seines Gedächtnisses, waren wie die strahlende Burg Camelot inmitten der heruntergekommenen Kneipen und dunklen Löcher, in denen er danach gelebt hatte. Und wie Camelot war dieser Sommer wahrscheinlich eher ein Gebilde der Fantasie denn aus Tatsachen.
    Dennoch erinnerte er sich, was es für ein Gefühl gewesen war, Hoffnung zu haben, wenn auch nur flüchtig. Als er in Madelaines Augen geschaut, den warmen Trost ihrer kleinen Hand gespürt hatte, die er mit seiner hielt, sich unter den Piers im feuchten Sand an ihren Körper schmiegte, hatte er sich gesagt, er habe endlich ein bisschen Glück gefunden, etwas, wofür es wert war, zu kämpfen, wert war, zu leben.
    Aber dann war er in dieses stille, glitzernde Haus auf dem Hügel gegangen und mit der Finsternis seiner eigenen Seele konfrontiert worden. Er hatte in Alexander Hillyards unergründliche Augen geschaut und die ernüchternde Wahrheit gesehen. Sie waren gleich, er und Alex. Rücksichtslos, egoistisch, gemein bis ins Mark.
    Francis hatte es natürlich gewusst. Tu's nicht, Mann. Lauf nicht einfach davon. Was es auch sei, wir können darüber reden. Überlegen, was zu tun ist.
    Ah, dachte Angel, rieb sich seine Schläfen und atmete ermattet aus. Francis hatte Recht. Francis hatte immer Recht. Das eben war eines der Dinge, die ihm, Angel, gegen den Strich gingen, eines der Dinge, die ihn dazu brachten, immer zu rennen, immer angestrengter, schneller, was ihn nirgendwohin führte, einer Wüstenmaus im Laufrad gleich. Er versuchte ständig, mit dem Geist des guten alten Francis um die Wette zu laufen und ihn zu besiegen.
    Er hatte geglaubt, dass er es mit Erfolg schaffen würde, dass er am Ende als Sieger hervorgehen würde, aber nein. Nicht einmal das konnte er richtig machen. Er war ein weltberühmter Schauspieler und reicher als Gott. Er war aber auch ein saufendes, drogensüchtiges, lügendes menschliches Stück Dreck. Und es gefiel ihm, so zu sein. Er war als Mensch nicht einmal gut genug, um

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