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Krokodil im Nacken

Krokodil im Nacken

Titel: Krokodil im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kordon
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liebe Gott ihm als Fahrgäste amerikanische Ölmilliardäre beschert.
    Während sie dann auf die Aeroflot -Maschine warteten, die sie nach Singapur bringen sollte, gestand Gruber, dass er nur sehr wenig Englisch spreche, eigentlich gar keines. Lenz dachte an seinen Halbjahreskurs, der ihn nicht gerade zum perfekten Dolmetscher gemacht hatte, und winkte ab: »Noch sind wir nicht weg.«
    Sie saßen schon im Flieger, da wollte Lenz immer noch nicht glauben, dass er auf dem Weg nach Singapur war, der Stadt der Abenteuer, Dschunken und Spelunken, wie er sie aus vielen Filmen und Kriminalromanen kannte. Gruber jedoch strahlte, und das trotz seiner Flugangst: »Die werden unsretwegen doch nicht wieder umkehren.«
    Was für eine Reise! Lenz’ erste Auslandsreise überhaupt – und dann nicht Polen, nicht Bulgarien oder Rumänien, sondern Indonesien!
    Die Zwischenlandung in der Nacht in Delhi, das Meer der vielen tausend Lichter unter ihnen, die auf dem Weg in den Transitraum von der Hitze sofort klammen Kleider, die exotisch-bunten Verkaufsstände, die wegen der ankommenden Passagiere extra noch mal geöffnet wurden – ja, jetzt war auch Manfred Lenz ein Schmetterling, spürte er die schillernden, farbigen Tupfen auf seinen Flügeln wachsen.
    Am Morgen überflogen sie die Inselwelt des Indischen Ozeans: grüne Flecken im weiten, manchmal silbrig schäumenden Blau und immer wieder Frachtschiffe und Fischkutter direkt unter ihnen. Ein Anblick, von dem Lenz sich nicht losreißen konnte. Mal leuchtete das Meer violett, dann wieder in einem Blau, wie er es zuvor nur im Film gesehen hatte. Mal waren die Inseln unter ihnen nur gelb umrandete hellgrüne Kleckse, mal erinnerten sie an riesige dunkelgrüne Flaschen; mal erhoben sie sich stolz im Blau, mal lagen sie so flach im Meer, dass es den Anschein hatte, als würden sie jeden Moment überspült werden.
    Dann: der Hafen von Singapur! Ozeanriesen, die berühmten Dschunken, Ausflugsboote und strahlend weiße Passagierschiffe im blauen, von Palmen und Hochhäusern gesäumten Halbrund; ein Postkartenmotiv der Sonderklasse! Nach der Landung ein erster Glückstreffer: Ihre Aeroflot -Maschine hatte Verspätung, die Garuda , mit der sie weiterfliegen sollten, war schon weg. Erst am Abend ging die nächste. So wurden sie für den Tag in einem Hotel in der Innenstadt untergebracht, und es ging los, Müdigkeit hin oder her, zu Fuß quer durch die ganze Stadt. Auf der Rückreise, so war es geplant, würden sie drei Tage in Singapur bleiben und Geschäftsgespräche führen; konnte es schaden, die Stadt schon jetzt für sich zu entdecken?
    Zwick dich, Manne Lenz, vielleicht ist ja alles nur ein Traum! Wie schade, dass du nicht mit Hannah durch dieses Chinatown spazierst …
    Am Abend landeten sie in Jakarta, Mitarbeiter der Botschaft holten sie am Flughafen ab. Der zweite Glückstreffer: Sie waren in einem Haus untergebracht, das ihnen allein gehörte; ein von der Botschaft angemietetes Objekt, das gerade leer stand. Im Garten ein Swimmingpool, in der Küche eine alte Frau, die für sie putzte. Da störten die Kakerlaken, die ihnen nachts über die Kopfkissen krochen, und die zahlreichen Geckos an den Wänden weniger. Sie spielten in einem Film mit – und sie spielten die Hauptrollen. Es lag an ihnen, gute Figur in diesem grandiosen Kunstwerk zu machen.
    Die Geschäftsbesuche erledigten sie mit einem Wagen aus dem Fuhrpark der Botschaft; Chauffeur inklusive. Es galt, Devisen zu sparen. In zumeist unerträglicher Hitze kutschierte ihr rasant fahrender indonesischer Chauffeur sie durch die lang gestreckte, laute, quirlige Stadt; mal schimpfte, mal lachte, mal philosophierte er. In den Gebäuden war es dank der Klimaanlagen oft sehr erfrischend, eine eisgekühlte Cola tat ein Übriges.
    Die Geschäftsgespräche waren anstrengend. Lenz musste Gruber jedes zweite Worte übersetzen, und ging es um technische Erörterungen, hatte er Grubers Fachsimpeleien zu dolmetschen. Dafür fehlten ihm die englischen Fachbegriffe. Ihre indonesischen Geschäftspartner, zumeist chinesischer Abstammung, waren jedoch höfliche Leute. Geduldig hörten sie zu und verneigten sich am Ende jedes Gesprächs respektvoll lächelnd.
    Großen Erfolg hatten sie im Schuldeneintreiben. Lenz empörte die schlechte Zahlungsmoral ihrer Partnerfirmen, stets kam er gleich zur Sache, erinnerte an die Zahlungsziele und listete auf, um wie viele Monate, ja Jahre sie überschritten waren. Ausreden und Hinweise auf finanzielle Engpässe

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