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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Licht besonders intensiv hervorgehoben, was Augen und Zähnen in dem ansonsten vorherrschenden schlichten und öden Einheitsbrei eine geradezu unheimlich groteske Note verlieh.
    Die Augen gewöhnten sich allmählich an die Lichtverhältnisse, und der Knappe stellte überrascht fest, dass er kraft seines Vorstellungsvermögens und der Erinnerung doch mehr Unterschiede ausmachen konnte, als er ursprünglich angenommen hatte. Nach einer Weile schwankenden Verharrens an der Decke der Halle fand er sich wieder in der Verfassung, selbst Abstände einigermaßen sicher einschätzen zu können. Etwa vierzig Fuß unter ihm erblickte er die auf einer Art Thron sitzende Silhouette eines Mannes, der in ein strahlend weißes Gewand gekleidet war. Er hatte die Gestalt schon einmal zuvor gesehen, dessen war er sich sicher, er wusste nur nicht, wo und wann er diesem Wesen begegnet war. Vielleicht in einem Traum, denn alles, was mit der Erinnerung zusammenhing, erschien ihm unwirklich. Doch dann fiel es ihm wieder ein. Ihm war, als zöge ihm jemand einen Schleier von den Augen.
    Dies war der Mann, der ihn während seiner ersten Begegnung mit Yabara verspottet hatte. Das musste Quadalkar sein. Der Vater und König aller Bluttrinker.
    Die uralte Legende nahm plötzlich Gestalt an und lebte – diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schock. Sie hatten den Saijkalsan gesucht und doch hatte der Knappe seiner innersten Überzeugung nach nicht damit gerechnet, dass sie ihn jemals finden würden. Nun saß er direkt unter ihm auf einem seltsam anmutenden Thron: das Wesen und Monster, dessen Geist und Körper weit mehr als fünftausend Sonnenwenden erlebt hatten. Die ungeheure Macht, die diesem uralten Saijkalsan innewohnte, war selbst für einen nicht Magiebegabten deutlich spürbar. Sie umgab jede Faser seines Körpers und trat ungehemmt zum Vorschein. Wenn ein Wesen die Saijkalrae bezwingen konnte, dann dieses, dessen war sich Renlasol sicher.
    Die Erfüllung ihrer Aufgabe war zum Greifen nahe und doch unendlich weit entfernt. Er musste nur noch Sapius’ Botschaft überbringen und sie würden hoffentlich wieder nach Hause zurückkehren können. Wenn alles gut liefe, er angehört würde und Quadalkar sie gehen ließe, hieß das. Renlasols Hoffnungen waren jedoch in jenem Moment geschwunden, in welchem er den Spötter aus seinem Traum als den Quadalkar erkannt hatte, der ihnen mitnichten wohlgesinnt war.
    Der Knappe riss die Augen weit auf. Eine Bewegung unter der weiß gewandeten Gestalt auf dem Thron erregte plötzlich seine Aufmerksamkeit.
    Was ist das?, fragte sich Renlasol und rieb sich verwundert die Augen.
    Von der Umgebung beinahe unbemerkt entwickelte Quadalkars Thron unvermittelt ein reges Eigenleben und bewegte sich. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte Renlasol, was die Bewegungen verursachte.
    Der König der Bluttrinker saß auf einem Thron aus nackten Leibern, die ihre bis zur Unmöglichkeit grotesk verrenkten Glieder von Zeit zu Zeit in eine andere Stellung verschoben, ohne dass sich Quadalkar dafür erheben oder seine Sitzposition verändern musste. Wahrscheinlich spürte er die Veränderungen kaum. Insgesamt acht Sklaven bildeten den Thron, wobei zwei mit der Breite ihrer Rücken als Sitzfläche und zwei weitere Sklaven mit dem Oberkörper als Rückenlehnen dienten. Letztere hielten – der eine den rechten, der andere den linken – ihre Arme steif vorgestreckt und bildeten dadurch mit am Ende zu Fäusten geballten Händen die Armlehnen, auf denen sich Quadalkar jederzeit bequem abzustützen vermochte. Den anderen Arm hielten sie jeweils schräg nach oben angelegt über ihrer Brust. Sitzfläche und Rückenlehne ruhten auf vier Kopf an Kopf ineinander verkeilten Sklaven, die dem Thron Stabilität verleihen sollten Das jeweils äußere ihrer Beine diente als Stütze, während das innere Bein nach oben angewinkelt über dem Oberschenkel des Stützbeines gehalten werden musste. Die Rücken der Stützpfeiler waren dem Fußboden zugewandt. Ihre Köpfe hingen herab und blickten ebenfalls starr auf den Boden. Renlasol konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie lange die Sklaven in ihren Verrenkungen zu verweilen vermochten, ohne irgendwann unter Krämpfen zusammenzubrechen. Den Zweck des aus Blutsklaven bestehenden Throns hatte der Knappe rasch erfasst, als Quadalkar in einer flinken Bewegung den Arm eines Sklaven zu den Lippen führte und dessen Pulsadern öffnete, um sich am frischen Blut zu laben.
    Unmittelbar vor dem lebenden Thron

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