Kuesse - drei Mal taeglich
hatte sie ihn auf dem Sofa gefunden und ihn nicht geweckt. Sie hatte keine Entschuldigungen von ihm hören wollen. Sie wünschte, er würde sich zu ihrer Ehe bekennen, aber sie fürchtete, dass er das nie tun würde. Offenbar hatte er resigniert. Er schien nicht zu wissen, wie wertvoll er für das Krankenhaus war und wie viel er ihr bedeutete. Sah er denn nicht, dass sie ihn liebte?
Gestern war sie kurz davor gewesen, es ihm zu sagen, jetzt wünschte sie, sie hätte es getan.
Nicht, dass es etwas geändert hätte. Sosehr sie ihn auch liebte, Brendan konnte sein Problem nur selbst lösen. Der Gedanke, ohne ihn zu sein, war ihr unerträglich, aber eine Trennungszeit schien die einzige Lösung zu sein. Vielleicht würde er um ihre Beziehung kämpfen, wenn sie sich ihm erst einmal entzog. Vielleicht würde sie ihm so sehr fehlen, dass er sie zurückhaben wollte. Vielleicht aber auch nicht.
Trotz ihrer Entschlossenheit, zwischen Brendan und ihr erst einmal eine Distanz zu schaffen, griff Cassie sofort hoffnungsvoll nach dem Telefonhörer, als es klingelte.
„Mrs. O'Connor?"
Cassie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen, als sie statt Brendans Stimme die einer fremden Frau hörte. „Ja?"
„Ich bin Nancy und rufe aus der Notaufnahme an. Man hat Ihren Vater eingeliefert.
Höchstwahrscheinlich ein Herzinfarkt."
Cassie kämpfte gegen einen plötzlichen Schwindelanfall an. „Ist es schlimm?"
„Das wissen wir noch nicht. Die Untersuchungen laufen noch. Dr. Granger ist jetzt bei ihm."
„Ich komme."
Cassie lief aus ihrem Büro. Wenn sie Brendan jemals gebraucht hätte, dann jetzt. Aber sie würde ihn nicht anrufen. Sie würde mit dem Herzinfarkt ihres Vaters allein fertig werden.
Und danach würde sie mit Brendan reden.
Brendan reichte Millie das Krankenbla tt und bewegte die verspannten Schultern, um sie zu lockern. „Sie bringen gerade eine Neuaufnahme herunter. Vergewissern Sie sich, ob ein Bluttest gemacht wurde, die Mutter ist Diabetikerin. Und sagen Sie Albers, dass ich eine Pause mache, sonst bin ich bald für nichts mehr zu gebrauchen."
Millie winkte ihn zur Tür, und Brendan machte sich auf den Weg zum Ruheraum. Er wollte Cassie anrufen und sehen, ob es ihr gut ging. Und er wollte wissen, ob sie noch mit ihm sprach. Als er mittags ins Krankenhaus gekommen war, wäre er fast in ihr Büro gegangen, aber dann hatte er sie nicht aufregen wollen, während sie versuchte zu arbeiten.
Aber jetzt wollte er wenigstens am Telefon ihre Stimmung herausfinden. Vielleicht konnte er sie ja dazu überreden, zu warten, bis er Pause machen konnte, um mit ihm in der Cafeteria zu Abend zu essen. Sie hatten viel zu bereden, und er sollte sich etwas einfallen lassen, um sein schlechtes Benehmen wieder gutzumachen.
Er wählte ihre Nummer vom Wandtelefon im Ruheraum, und als keine Antwort kam, ließ er sich zum Sekretariat durchstellen. „Ich möchte eine Nachricht für Cassie O'Connor hinterlassen." „Sie wird heute Nachmittag nicht wiederkommen." Brendan sah überrascht auf die Uhr. Es war kaum fünf Uhr. Cassie verließ das Büro selten vo r sechs. „Ist sie schon nach Hause gegangen?" „Nein."
Er biss die Zähne zusammen, um einen Fluch zu unterdrücken. „Hören Sie, ich bin ihr Mann. Hat sie gesagt, wo sie hingehen würde?"
„Oh, Dr. O'Connor", sagte die Sekretärin sehr viel freundlicher. „Wissen Sie es denn noch nicht? Cassie ist in der Notaufnahme. Sie ist..."
Brendan knallte den Hörer auf und lief den Flur hinunter zum Aufzug, dessen Tür sich gerade schloss. Er drückte den Knopf zum ersten Stock, während sein Herz voller Panik klopfte. Cassie ging es nicht gut, und das war seine Schuld.
Er erschreckte die Schwester in der Notaufnahme, als er sich drohend über den Tresen beugte. „Ist meine Frau hier?"
„Wer sind Sie?" fragte sie verwirrt.
„Dr. O'Connor. Meine Frau heißt Cassandra O'Connor."
„Ich habe keine O'Connor auf meiner Liste."
„Sie ist schwanger. Vielleicht hat man sie zur Entbindungsstation gebracht."
„Wir hatten aber keine Aufnahme für die Entbindungsstation, und ich bin seit drei Uhr am Platz."
Das alles ergab keinen Sinn. „Sie ist Sozialarbeiterin hier im Krankenhaus, und man hat mir gesagt, sie sei in der Notaufnahme. Sehen Sie noch mal nach."
Die Schwester nickte. „Jetzt erinnere ich mich. Sie musste im sechsten Stock sein, in der Kardiologie. Sie haben ihren Vater gebracht, Coy Allen."
Er atmete erleichtert auf. „Danke."
Brendan drehte sich um und ging
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