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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Sie haben ja selbst gewusst, wie dämlich Nimmsgern war.«
    »Beleidigungen ersetzen keine Fakten«, ermahnte ihn Kullmann.
    »Na gut! Jedenfalls bestand mein Fehler darin, dass ich am Telefon meinem Bruder andeutete, dass ich den Fensterrahmen des Fensters, aus dem Luise Spengler gestürzt war, nach Fingerabdrücken untersuchen lassen wollte. Denn wenn sie gestoßen worden wäre, dann hätte sich der Täter mit Sicherheit aus dem Fenster gelehnt und nachgeschaut, wo sie hingestürzt wäre. Und dabei hält man sich am Rahmen fest, wenn das Fenster so hoch liegt. Damit hatte niemand gerechnet, weil von Anfang an niemand an die Mordtheorie glauben wollte außer Ihnen. Sie haben mich auf diese Idee gestoßen. Dieses Gespräch hatte Nimmsgern mitgehört, was ich erst bemerkt habe, als ich wieder aufgelegt hatte. So schnell, wie ich mich umdrehte, konnte der Dicke nicht unbemerkt aus dem Türrahmen verschwinden.«
    »Sie wussten also, dass Nimmsgern diese Spurensicherungskarte mit sich herumträgt?«
    »Ja! Der Idiot wollte es so aussehen lassen, dass es sein Einfall war, dort nachzuschauen. Damit hätte er alle Trümpfe in der Hand gehabt und ich keine Chance mehr, meinen Fehler mit diesen Presseinformationen wiedergutzumachen.«
    Gehässig lachte Esche, dass Kullmann fröstelte. Jetzt zeigte er sich ohne Maske.
    »Das war natürlich zu viel für mich. Dieser Nichtsnutz hielt das in der Hand, was ich für meine Zukunft brauchte. Das konnte ich nicht zulassen.«
    »Und weiter?«
    »Ich habe nichts dem Zufall überlassen«, begann Esche mit seinen Schilderungen. »Ich wusste, welchen Weg Nimmsgern fuhr und wann. Also habe ich einfach an seinem Wagen etwas herumgespielt, damit er es nicht ganz nach Hause schaffte. Der Zufall kam mir ein wenig zur Hilfe. Er blieb mitten im Wald am Schwarzenberg liegen. Nimmsgern musste zu Fuß weitergehen, so dass ich ein leichtes Spiel mit ihm hatte.«
    Kullmann erinnerte sich daran, dass man einen Defekt in der Benzinleitung von Nimmsgerns Wagen gefunden hatte. Aber die Kollegen der Kriminaltechnik konnten keinen eindeutigen Hinweis darauf finden, dass Sabotage vorlag. Nun hatte er endlich eine Antwort auf eine der vielen unbeantworteten Fragen.
    Kullmann staunte über so viel Berechnung und fragte mehr sich selbst als sein Gegenüber: »War es das wirklich wert? Tötet man einen Menschen und dazu noch einen Kollegen nur aus dem Grund, dass die Beförderung nicht mehr möglich war?«
    »Wie ich schon sagte: Töten wollte ich Nimmsgern nicht, das können Sie mir glauben. Ich wollte nur die Spurensicherungskarte haben, weil ich der Meinung war, dass ich einen Anspruch darauf hatte. Aber er hat sich geweigert. Nicht nur das, er hat versucht, seine Waffe zu ziehen. Damit hatte ich wirklich nicht rechnen können. Als ich merkte, dass ich nichts bei ihm erreichte, musste ich zusehen, dass ich ihm die Waffe wegnehme. Das ist mir auch leicht gelungen, weil der Dicke viel zu träge war. Dabei hat sich der Schuss gelöst; Nimmsgern war sofort tot.«
    Kullmann kontrollierte das Aufnahmegerät, ob es auch funktionierte.
    »Auf keinen Fall bin ich losgezogen, um Nimmsgern zu töten. Reden wollte ich mit ihm – nur reden. Aber der Dicke war so panisch, schon in dem Moment, als ich auf ihn zugegangen bin, da ist einfach die Situation eskaliert.«
    »Was heißt hier, der Kollege war schon in dem Moment panisch, als Sie auf ihn zugegangen sind? Wollen Sie damit sagen, dass Nimmsgern schon Panik bekommen hatte, ohne zu wissen, was auf ihn zukommt?«, zweifelte Kullmann.
    »Genau das! Ich hatte das Gefühl, Nimmsgern hatte Angst, in der Dunkelheit im Wald aus dem Auto steigen zu müssen!«
    Kullmann räusperte sich und bemühte sich, die Befragung ganz neutral weiterzuführen. Wie viel er davon glaubte, wollte er Esche nicht unter die Nase binden.
    »Wie erfuhr Kurt Spengler von diesem Beweisstück?«, war seine nächste Frage, die ihn sehr beschäftigte, weil genau das der Aspekt war, unter dem Kullmann seinen Plan, Spengler und Esche gegeneinander aufzuhetzen, in die Tat umsetzen konnte.
    »Das war wohl der einzige Fehler, den ich machte. Ich brauchte Geld, und es kotzte mich an, dass Robert alles hatte und ich nichts. Also erzählte ich ihm von dem Beweisstück und was ich alles damit machen könnte. Daraufhin kombinierte Kurt, dass ich Nimmsgern erschossen hatte, weil nur Nimmsgern an dem Tag in seinem Haus war. Unweigerlich ergab sich daraus die folgenschwere Erkenntnis, dass wir uns gegenseitig in der

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