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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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und riss daran, so fest sie konnte. Auf Aniliinas Pulli waren große rote Bowleflecken, als hätte Meritta ihr Glas über ihrer Tochter ausgeleert. Das Stimmengewirr im Restaurant verebbte, die Menschen starrten verwirrt auf den Familienstreit der Flöjts, der mir ein wenig zu heftig erschien. Ich schritt zielstrebig wie eine Polizistin durch die Menge und schüttelte Aniliina, bis sie ihre Mutter losließ. Das Mädchen wirkte beängstigend leicht, ich schätzte, dass sie kaum vierzig Kilo wog.
    «Lass mich los, verdammt, ich bring die Alte um!», knurrte sie mich an.
    «Ich geb dir den Schlüssel nur, wenn du ihn mir zurückbringst», zischte Meritta.
    «Leih dir einen von deinen Kerlen! Und du, zum Teufel, lässt mich jetzt los! Was bildest du dir überhaupt ein ? »
    « Sie ist Polizistin», sagte Kaisa überraschend vernehmlich neben mir. «Warum kannst du den Schlüssel nicht zurückbringen, Aniliina?»
    «Ich will in den Wald, joggen.»
    «Ich hab mein Fahrrad dabei. Ich geh mit dir und bringe Meritta den Schlüssel zurück. Okay?», fragte Kaisa. «Wenn die Tussi mich loslässt.»
    Ich ließ die bowletriefende Aniliina los. Sie streckte ihrer Mutter die Hand hin, bekam den Schlüssel und stürmte die Treppe hinunter, Kaisa im Schlepptau.
    Meritta zuckte mit den Schultern, dass das Kupferherz an ihrem linken Ohr hüpfte, und setzte ihr Gespräch mit dem Stadtdirektor fort, als wäre nichts geschehen.
    Ich fühlte mich als Außenseiterin und ging auf die Cafeterrasse. Die Abraumhalde unterhalb des Hügels strahlte im Licht der untergehenden Sonne in starkem Kupferglanz, der kleine Teich in der Mitte leuchtete wie schwerer Rotwein. Farben wie aus einem surrealistischen Gemälde. Die Birken am Bergwerkshügel sahen mit ihren grünen Blättern aus, als wären sie ins falsche Bild geraten.
    Ich überlegte, ob an Aniliinas Gerede etwas dran war, ob Meritta und Johnny ein Verhältnis hatten. Und wenn schon ? Meine Schwärmerei lag fünfzehn Jahre zurück, ich war doch wohl nicht eifersüchtig? Wie viel mochte Meritta für die Bilder verlangen, für die Johnny Modell stand? Was würde Antti sagen, wenn ich so eins an die Wand hängen würde? An welche Wand, überlegte ich gerade, als Jaska neben mir auftauchte.
    «Trinkt die Polizeichefin einen Schnaps mit mir?» Jaska fischte eine Flasche Korn aus der Tasche seiner uralten Lederjacke.
    «Warum nicht?»
    Ich nahm einen kräftigen Schluck und überlegte gleichzeitig, wie oft ich schon aus einer von Jaskas Schnapsflaschen getrunken hatte. Er hielt sich seit ewigen Zeiten an Korn.
    « Sag mir doch mal, Onkel Jaska, warum Meritta und Aniliina nicht miteinander auskommen?»
    Jaska nahm einen tiefen Zug aus der Flasche, wischte sich mit der Hand die Mundwinkel und schnaubte: «Schwer zu sagen, wer von den beiden verrückter ist. Die Aniliina hat diese Magerkrankheit, Anorexie oder so ähnlich. Und Meritta war immer schon furchtbar. Die wäre besser in der Hauptstadt geblieben.»
    Jaska hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich für die Party umzuziehen. Seine uralte Punkeruniform, abgewetzte Röhrenjeans, Lederjacke und dreckige Turnschuhe, musste auch heute Abend herhalten. Sein dunkles Haar hatte sich an den Schläfen schon merklich gelichtet, und der Bierbauch, der ihm über die Hose hing, ließ seine dürren Beine wie Insektenglieder aussehen. Als ich ihn zum ersten Mal nach all den Jahren wieder gesehen hatte, hatte mich vor allem sein Gesicht erschreckt. Es war stark aufgedunsen, und um die früher ganz niedlichen braunen Augen lagen tiefe Falten. Er sah mindestens wie vierzig aus, mein alter Klassenkamerad.
    «Warum bist du denn so wütend, hat Meritta dir nicht sogar den Job hier verschafft? »
    «Verdammt nochmal, was muss die sich in meine Angelegenheiten einmischen.
    Ein Job, jawoll, für ein Scheißgehalt soll ich als Pförtner in ʹnem mistigen Kasten sitzen, Schlips um den Hals, und Eintrittskarten abreißen. Das muss ich wohl jetzt sechs Monate lang tun, dass ich wieder Arbeitslosengeld kriege … Wo wir in letzter Zeit auch keine Auftritte hatten… »
    «In welcher Band spielst du denn jetzt?»
    «Mit Johnny und seinen Jungs hab ich ein paarmal gespielt. Und dann wollte mich eine Band aus Liperi, die machen irgendwelchen Heavy… »
    Solange ich zurückdenken konnte, hatte Jaska immer irgendeine Band an der Hand gehabt, eine besser als die andere, auch eine Plattenaufnahme war immer schon fast vereinbart. Aus alldem war nie etwas geworden. Jaskas größter

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