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Kurz vor Mitternacht

Kurz vor Mitternacht

Titel: Kurz vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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noch nicht erlaubt, dass sie verhört wird.»
    «Sie kann aus Unwissenheit eine zu große Dosis eingenommen haben. Was Hurstall betrifft – vielleicht brauchte er dringend Geld. Und Miss Aldin – wenn sie kein eigenes Vermögen hat, so könnte sie der Gedanke gelockt haben, zu etwas Geld zu kommen, um das Leben ein bisschen zu genießen, bevor sie zu alt dazu ist.»
    Der Polizeidirektor blickte zweifelnd drein.
    «Na», sagte er abschließend, «es ist nun an Ihnen beiden, Licht in die Sache zu bringen. Machen Sie sich also an die Arbeit.»

27
    Die beiden Beamten kehrten ins «Möwennest» zurück und ließen sich von Williams und Jones Bericht erstatten.
    In keinem Schlafzimmer war etwas Verdächtiges gefunden worden. Die Dienstboten wollten wissen, ob sie wieder ihrer gewohnten Tätigkeit nachgehen dürften.
    «Das wird sich wohl machen lassen», meinte Battle. «Aber zuerst will ich mir die beiden oberen Stockwerke selber nochmal ansehen. Manchmal erzählen Räume etwas über ihre Bewohner.»
    Jones stellte eine Pappschachtel auf den Tisch und öffnete sie.
    «Von Mr Stranges dunkelblauem Rock», erklärte er. «Die roten Haare waren auf der Manschette, die blonden innen am Kragen und auf der Schulter.»
    Battle betrachtete die Haare. Mit einem flüchtigen Lächeln sagte er:
    «Sehr bequem. In diesem Haus haben wir eine Frau mit roten, eine mit blonden und eine mit braunen Haaren. So wissen wir gleich, woran wir sind. Rote Haare an der Manschette, blonde am Kragen? Nevile Strange scheint wirklich ein ganz toller Hecht zu sein. Den Arm legt er um die eine Frau, und die andere darf ihren Kopf an seiner Schulter ruhen lassen.»
    «Das Blut am Ärmel wird untersucht, Inspektor. Sowie das Ergebnis vorliegt, werden wir benachrichtigt.»
    «Und was ist mit den Dienstboten?», fragte Leach.
    «Ich habe Ihre Anweisungen befolgt, Sergeant. Keinem ist gekündigt worden, und niemand scheint gegen die alte Dame einen Groll gehegt zu haben. Sie war streng, aber allgemein beliebt. Außerdem unterstanden die Bediensteten eigentlich Miss Aldin, die den Haushalt leitete. Sie scheinen alle sehr an ihr zu hängen.»
    «Eine tüchtige und gescheite Person, soweit ich es beurteilen kann», bemerkte Battle. «Falls sie die Mörderin sein sollte, wird sie nicht leicht zu überführen sein.»
    Jones blickte entsetzt drein.
    «Aber die Fingerabdrücke auf dem Golfschläger…»
    «Ich weiß, ich weiß. Unser einzigartig bequemer Verdächtiger. Im Allgemeinen sollen Sportler nicht gerade an Überintelligenz leiden, doch glaube ich nicht, dass Nevile Strange ein Dummkopf ist. Was ist mit den Sennesschoten des Mädchens?»
    «Sie waren immer in einer Tüte, die auf dem Bord im Badezimmer der Bediensteten im zweiten Stock lag. Sie pflegte sie mittags einzuweichen, und da standen sie dann in einem Glas, bis sie abends zu Bett ging.»
    «Sodass also jeder dran konnte! Das heißt, jeder im Haus. Wobei jedoch in Betracht zu ziehen ist, dass man sich leicht einen Nachschlüssel hätte beschaffen und von außen eindringen können. Allerdings müsste dieser Außenseiter dann über die Glocke und Barretts Sennesschoten Bescheid gewusst haben.»
    Sie gingen in den zweiten Stock hinauf, um sich die Räume dort anzusehen. Als Erstes kam ein Abstellraum an die Reihe, der mit ausrangierten Möbeln und allem möglichen Plunder vollgestopft war.
    «Hier habe ich noch nicht nachgesehen», sagte Jones. «Ich wusste nicht…»
    «Was hätten Sie hier auch suchen sollen? Sie hatten ganz Recht. Nur Zeitverschwendung. Der Staub am Boden verrät, dass diesen Raum seit mindestens einem halben Jahr kein Mensch mehr betreten hat.»
    Sämtliche Bedienstetenzimmer lagen in diesem Stockwerk, außerdem zwei unbewohnte Schlafräume und ein Badezimmer. Battle unterzog jeden Raum einer raschen, aber informativen Besichtigung. Er stellte fest, dass Alice, das Hausmädchen mit den vorstehenden Augen, bei geschlossenem Fenster schlief; dass Emma, die Magere, viele Verwandte hatte, deren Fotografien auf der Kommode standen, und dass Hurstall ein paar leicht beschädigte Meißner Porzellanfiguren besaß.
    Das Zimmer der Köchin zeigte musterhafte Ordnung, das des Küchenmädchens ein wüstes Chaos. Battle betrat das Badezimmer, das dem Treppenabsatz am nächsten lag. Williams wies auf das Bord über dem Waschbecken, auf dem Gläser und Zahnbürsten sowie verschiedene Flaschen standen.
    Eine geöffnete Tüte mit Sennesschoten lag am äußersten Rand.
    «Keine Fingerabdrücke

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