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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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geklagt, bei der Suche nach einer kostenlosen Software für Videobearbeitung auf die Homepage eines Mannheimer Anbieters gestoßen und getäuscht worden zu sein. Im guten Glauben, nichts bezahlen zu müssen, habe er seine Adresse und sein Geburtsdatum angegeben und dann auf den Button ›Anmelden‹ geklickt. Dass er damit angeblich ein Software-Jahresabonnement für 98 Euro bestellt haben sollte, wurde ihm erst klar, als gleich zwei Minuten später eine E-Mail eintraf und er zur sofortigen Überweisung des Betrags aufgefordert wurde. Erst beim zweiten Aufrufen der Homepage hatte Bodlings Freund die versteckten und kleingedruckten Hinweise gefunden, wonach man mit der Anmeldung dieses Jahresabonnements bestellte und gleichzeitig auf das Widerrufsrecht verzichtete. Trickreich waren diese Hinweise auf der Homepage ganz rechts außen platziert gewesen, wohin man bei einem herkömmlichen Monitor erst hätte scrollen müssen. Bodlings Freund war noch wochenlang mit Mahnungen bombardiert worden, bis ein eingeschalteter Jurist dem Treiben ein Ende setzte. Meist jedoch, so hatte der Belästigte von anderen Opfern erfahren, meldete sich sogar noch ein Rechtsanwalt, um die angeblichen Forderungen einzutreiben. Bodling vermochte nicht nachzuvollziehen, dass es tatsächlich Anwälte gab, die sich für solche Geschäfte hergaben. Aber wahrscheinlich war es bei den freien Juristen wie in allen anderen Berufen auch: Überall tummelten sich zweifelhafte Gestalten in einer Grauzone.
    Das Geschäftsleben war ruppig und gnadenlos geworden. Von einem fairen Miteinander war schon lange nicht mehr die Rede. Er selbst hatte in seinem bisherigen Berufsleben stets Wert auf gegenseitigen Respekt gelegt und war damit nie schlecht gefahren.
    Bodling versuchte, diese Gedanken zu verdrängen und sich auf die Familie zu besinnen. Doch er spürte, dass es ihm zunehmend schwerer fiel, beim Verlassen des Firmengeländes innerlich abzuschalten. Er nahm eines der Malbücher zur Hand und blätterte darin. Seine Kinder hatten sich tatsächlich sehr viel Mühe gegeben, die vorgezeichneten Figuren und Gegenstände akkurat auszumalen.
    »Rupert«, hörte er plötzlich die Stimme seiner Frau. »Rupert, kannst du bitte mal kommen.«
    Er legte das Malbuch zurück – doch bevor er auch nur zwei Schritte getan hatte, war er im Bruchteil einer Sekunde von völliger Finsternis umgeben. Lautlos, als ob er mit einem Schlag die Sehkraft verloren hätte. Es dauerte eine ewige Schrecksekunde lang, bis ihm sein Verstand signalisierte, dass sämtliche Lichter im Haus erloschen waren. Er tastete vorsichtig nach der Rückenlehne des Sessels.
    »Rupert, was ist denn los?«, drang die aufgeregte Stimme seiner Frau durch das Dunkel. Die Kinder schrien.
     
    *
     
    Herbert Braun schaute seinem Gegenüber in die Augen. »Wie meinen Sie das?«, kam er vorsichtig auf die Bemerkung Speidels zurück, der gesagt hatte, bei der kriminalpolizeilichen Vernehmung etwas verschwiegen zu haben.
    »Es beunruhigt mich«, erklärte Speidel. »Weil man leicht in etwas hineingezogen wird, wenn man vergessen hat, etwas zu sagen.«
    »Wenn Sie etwas vergessen haben, wird sich das schnell richtigstellen lassen.« Braun überlegte, ob er die Frage riskieren konnte, worum es sich denn handele. Er entschied sich dafür: »Und was ist es … ich meine …« Er rang nach einer passenden Formulierung. »Sie müssen mir nichts sagen.«
    »Es ist nichts Weltbewegendes, nein, wirklich nicht. Aber wie man die Polizei so kennt, kann sich daraus schnell eine unangenehme Sache entwickeln.«
    Braun schwieg und lauschte dem Rumoren der Geschirrspülmaschine. Er wollte seinem Besucher Zeit lassen, die Gedanken zu sortieren.
    »Ich hab die Dummheit begangen und dort draußen … da am See … einen alten Stromzähler weggeworfen. Ins Gebüsch, dort, wo auch anderer Krempel liegt, den die sicher inzwischen gefunden haben. Ich weiß«, fügte er schnell hinzu, »dass Sie das nicht verstehen werden. Man wirft dergleichen nicht einfach weg.«
    Braun runzelte die Stirn. Wie oft schon hatte er sich über diese Umweltsünder geärgert! Es war für ihn unfassbar, dass noch immer Abfall ins Gelände geworfen wurde. Früher, daran konnte er sich gut entsinnen, war dies gang und gäbe gewesen. Die Städte und Gemeinden selbst hatten den Hausmüll schließlich auch in Schluchten und Senken entsorgt – ohne Rücksicht darauf, dass wild-romantische Winkel aufgeschüttet wurden und für immer verloren gingen. Mit dem

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