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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hatte, begab sich Leo in die Bibliothek. Cam erwartete ihn bereits. Er blickte nicht glücklicher drein, als Leo sich fühlte. Und trotzdem strahlte er eine unermessliche Ruhe aus, eine Art gelassener Toleranz, die Leos Gereiztheit zu dämpfen vermochte. Es gab keinen Menschen auf der Welt, dem Leo mehr vertraute.
    Als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hätte Leo niemals einen Mann wie Cam Rohan für Amelia ausgewählt. Es gehörte sich einfach nicht. Cam war ein Zigeuner, und niemand konnte behaupten, dass eine Roma-Herkunft in der englischen Gesellschaft von Vorteil war. Doch das Temperament dieses Mannes, die Geduld, der Humor und seine natürliche, von Herzen kommende Anständigkeit waren nicht zu bestreiten.
    In relativ kurzer Zeit war Cam für Leo wie ein Bruder geworden. Er hatte Leo in seiner schlimmsten Zeit erlebt, und er hatte ihm seine zuverlässige Unterstützung angeboten, während Leo darum gekämpft hatte, sich an ein Leben ohne Unschuld und Hoffnung zu gewöhnen. Und wie durch ein Wunder war es ihm in den letzten Jahren gelungen, ein wenig von beidem zurückzugewinnen.
    Wortlos ging Leo zur Anrichte und schenkte sich einen Brandy ein, wärmte das Glas in den Händen. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass seine Hand leicht zitterte.
    »Man hat mich aus dem Stall hereingerufen«, begann Cam. »Deine Schwestern waren besorgt und die Hausmädchen in heller Aufregung, weil du dich mit Miss Marks in einem geschlossenen Raum aufgehalten hast. Du weißt, dass du dich nicht an einer Angestellten vergreifen darfst. Das weißt du.«
    »Bevor du hier deine moralische Überlegenheit zur Schau stellst, wollen wir nicht vergessen, dass du Amelia bereits vor eurer Hochzeit verführt hast. Oder ist es in Ordnung, sich an einer Frau zu vergreifen, solange sie nicht für dich arbeitet?«
    Ein Anflug von Zorn blitzte in Cams haselnussbraunen Augen auf. »Ich wusste, dass ich sie heiraten würde, als ich sie verführte. Kannst du von dir das Gleiche behaupten?«
    »Ich habe nicht mit Marks geschlafen. Noch nicht.« Leo machte ein mürrisches Gesicht. »Aber wenn wir so weitermachen, ist es spätestens Ende der Woche so weit. Es scheint mir unmöglich, mich zu beherrschen.« Er hob den Blick zum Himmel. »Guter Gott, gib mir meine gerechte Strafe!« Als klar wurde, dass vom Allmächtigen keine Antwort zu erwarten war, nahm er einen Schluck von seinem Brandy. Er brannte in seiner Kehle wie Feuer.
    »Du meinst also, es wäre ein Fehler, sie zu nehmen«, fasste Cam zusammen.
    »Ja, das meine ich.« Leo trank noch einen Schluck.
    »Manchmal muss man einen Fehler machen, um einen noch größeren zu vermeiden.« Cam lächelte, als er Leos unheilvollen Blick sah. »Meinst du, du könntest es für alle Zeit vermeiden, phral ?«
    »Das war der Plan. Und bis vor Kurzem habe ich mich gut geschlagen.«
    »Du bist ein Mann im besten Alter. Es ist nur natürlich, dass du eine Frau ganz für dich willst. Und noch wichtiger, du hast einen Titel weiterzugeben. Und soweit ich diese Peerswürde verstehe, besteht deine Hauptaufgabe darin, dich zu vermehren.«
    »Guter Gott, sind wir jetzt wieder bei dem Thema?« Mit finsterer Miene schüttete Leo den Rest Brandy hinunter und stellte das Glas beiseite. »Nichts ist mir ferner, als Bälger in die Welt zu setzen.«
    Cam hob eine Augenbraue und sah ihn belustigt an. »Was hast du denn gegen Kinder?«
    »Sie sind bockig. Sie reden immer dazwischen. Sie heulen, wenn sie nicht sofort bekommen, was sie wollen. Wenn ich diese Art von Gesellschaft will, habe ich meine Freunde.«
    Cam lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, streckte die langen Beine aus und betrachtete Leo mit trügerischer Gleichgültigkeit. »Du musst etwas tun in Bezug auf Miss Marks. Denn so kann es nicht weitergehen. Sogar für die Hathaways ist das …« Er zögerte, suchte nach einer passenden Formulierung.
    »Unanständig«, beendete Leo den Satz. Er schritt im Raum auf und ab. Am kalten Kamin blieb er stehen, stützte seine Hände auf den Sims und ließ den Kopf sinken. »Rohan«, sagte er leise. »Du hast gesehen, was mit mir passiert ist, nach der Sache mit Laura.«
    »Ja.« Cam machte eine Pause. »Die Roma würden sagen, du warst ein Mann, der zu sehr getrauert hat. Du hast die Seele deiner Geliebten in einer Zwischenwelt festgehalten.«
    »Entweder das, oder ich war einfach wahnsinnig geworden.«
    »Die Liebe ist eine Form des Wahnsinns, oder nicht?«, erwiderte Cam nüchtern.
    Leo stieß ein humorloses

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