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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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Körper, bleiben auf dem grünen Seidenkleid hängen. »Wo zur Hölle hast du dieses Kleid her? Hat er dir das gekauft? Geschmack hat er ja, das muss man ihm lassen.«
    »Nee«, sage ich. »Ich hab’s aus dem Einkaufszentrum.«
    »Kannst du mir das irgendwann mal leihen?«
    Als ob es ihr passen würde. Aber ich halte die Klappe, drücke den Joint im Aschenbecher aus und gehe ins Schlafzimmer, um meine Tasche zu holen.
    Ich stampfe ins Treppenhaus und schlage die Tür hinter mir zu.
    »Dan!«, rufe ich die Treppe hinauf. Ich kann es gar nicht erwarten, ihm von dem Jungen zu erzählen. Seit ich Zinzi verlassen habe, habe ich ununterbrochen versucht, ihn anzurufen, aber immer nur seine Mailbox erreicht. »Dan?«
    Wahrscheinlich lümmelt er sich auf dem Bett herum und spielt wieder seine endlosen dämlichen Computerspiele. Aber er muss es erfahren.
    »Sind Sie das, Rhoda?«, ruft Rose aus dem hinteren Teil des Hauses.
    Ich gehe in die Küche. Sie sitzt am Frühstückstresen, vor sich eine Flasche Gin, ein Sixpack Tonic und eine in Scheiben geschnittene Zitrone. Ich habe sie noch nie Alkohol trinken sehen. Nicht mal einen Sherry.
    »Was ist los, Rose? Wo ist Dan?«
    »Er ist weggefahren. Wir hatten ... einen kleinen Streit.« Sie spricht mit der übertriebenen Sorgfalt einer Betrunkenen, die sich bewusst bemüht, nicht zu lallen.
    »Verstehe«, sage ich.
    »Und mir war nach einem Drink. Ist Ihnen auch manchmal nach einem Drink?«
    Ich setze mich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Worum ging es bei dem Streit?«
    »Ich habe ihn nur gefragt, was er für Pläne hat. Jetzt, wo er seinen Job gekündigt hat. Ich habe ihn nur nach seinen Zukunftsplänen gefragt, und er ...«
    »Ist durchgedreht?«, beende ich den Satz für sie.
    »Ja.« Sie lässt eine Zitronenscheibe in ihren Drink fallen, und gemeinsam beobachten wir, wie die Bläschen zischend um sie herum aufsteigen.
    »Was ist bloß los mit ihm, Rhoda? So war er doch früher nicht. So kalt und distanziert. So ...« Sie bemerkt meinen Gesichtsausdruck und beeilt sich zu sagen: »Ich weiß, dass es nicht an Ihnen liegt, Rhoda.« Sie beugt sich vor und versengt mein Gesicht mit ihrem Gin-Atem. »Sie tun ihm gut. Das kann ich erkennen.«
    Wow. War Rose etwa am Valium? »Sie finden, ich tue ihm gut? «
    Sie nickt. »Genau.«
    »Warum?« Ich bin ehrlich neugierig.
    »Seit er Sie kennengelernt hat, ist er ... selbstsicherer geworden. Hat mehr Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten.« Gute Güte. »Nur mir gegenüber hat sich sein Verhalten geändert.«
    »Hören Sie, Rose«, sage ich. »Ich glaube, dass ihm das, was wir durchgemacht haben, noch immer zu schaffen macht.«
    »Wahrscheinlich«, nickt sie und nimmt einen großen Schluck. »Finden Sie, dass ich eine schlechte Mutter bin, Rhoda?«
    »Natürlich nicht!« Die alte Rhoda hätte vermutlich gesagt: ›Und ob Sie ’ne schlechte Mutter sind!‹, nur um eine Reaktion zu provozieren. Nur um zu sehen, wie sie in sich zusammensackt. Aber Dan ist nicht der Einzige, der sich verändert hat.
    »Ich habe es nie geschafft, einen guten Vaterersatz für ihn zu finden.«
    »Gibt es so etwas wie einen guten Vaterersatz?«, frage ich.
    Sie zuckt die Schultern. »Wer weiß das schon? In meinem Universum jedenfalls nicht. Trinken Sie doch einen mit.« Sie schüttelt das Glas vor meinem Gesicht und ein Tropfen Gin spritzt auf den Tresen. »Uuups!« Jäh verfinstert sich ihr Gesicht. »Kommen Sie, Rhoda. Trinken Sie einen mit mir. Es gibt nichts Traurigeres als eine alte Frau, die alleine säuft.«
    Warum nicht, zum Teufel? Ich muss es doch feiern, dass dem Jungen – Carlos? – nichts passiert ist. »Ehrlich gesagt, hätte ich wirklich gern einen Drink, Rose.«
    Sie gießt mir mindestens drei Fingerbreit Gin in ein Glas und reicht es mir. Ich gebe mein Bestes, es mit Tonic zu verdünnen, aber es ist nicht mehr viel Platz im Glas.
    »Superdupergut«, sagt sie. »Ich hatte mal einen Lover, der hat das immer gesagt. Superdupergut.«
    »Haben Sie deswegen mit ihm Schluss gemacht?«
    »Nein. Andersrum. Er hat Schluss gemacht. Aber Sie glauben, das wäre Grund genug gewesen, ihm den Laufpass zu geben?«
    »Absolut.«
    Sie wirft den Kopf in den Nacken und platzt laut heraus. Dann beugt sie sich verschwörerisch in meine Richtung. »Er war stinklangweilig. Aber er hatte einen enormen Schwanz.«
    Fast spucke ich meinen Gin aus. Sie ist betrunkener als ich dachte. Ich überlege krampfhaft, was ich sagen soll, und frage schließlich: »Wo sind die

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