Lady in Rot (German Edition)
trotzdem nicht zu ihr gegangen. Ich habe es erst erfahren, als es längst zu spät war. Und so starb sie ohne ihre Familie. Nur ihre Pflegerin war bei ihr.“
Maddie schluckte hart, so schockierte sie diese Hartherzigkeit. „Das tut mir so leid. Es wäre gut für euch beide gewesen, wenn du bei ihr gewesen wärst.“
„Ja. Aber daraus ist dennoch etwas Gutes erwachsen. Jahre später hat mich Dorkas überredet, meinen Zorn in etwas Positives umzuwandeln, und damals begann ich, todkranke Kinder zu besuchen. Bevor ich dich traf, wollte ich nie Kinder haben“, gestand er. „Vielleicht aus Angst, ein genauso schlechter Vater zu werden wie meiner es gewesen ist.“
„Vielleicht erinnerst du dich einfach nur an deine schlechte Kindheit und willst dich schützen. Das ist nur menschlich.“
Giannis küsste sie auf die Stirn und drückte sie an sich. Dann ging er hinaus zum Hubschrauber, der ihn von Athen nach London bringen sollte. Er und Maddie hatten nun fast einen Monat miteinander verbracht. Wenige Meter vor dem Hubschrauber blieb er stehen, drehte sich um und rannte zu Maddie zurück. Er küsste sie stürmisch.
„Womit habe ich das verdient?“, fragte sie und sah ihn groß an.
„Gewöhn dich nicht daran, allein zu schlafen, agape mou .“
In Begleitung unzähliger Helfer, die einen Stuhl, einen Sonnenschirm, etwas zu trinken und Bücher trugen, machte Maddie sich auf den Weg zum Strand. Auf Wunsch ihres Mannes ging sie nie allein an den Strand, geschweige denn ins Wasser. Giannis war übervorsichtig und ließ sie von den Bediensteten umsorgen.
Maddie dagegen machte sich eigentlich gar keine Sorgen. Sie fühlte sich so wohl wie lange nicht mehr. Obwohl sie es Giannis gegenüber nicht äußerte, fand sie, dass ihm ein bisschen Arbeit zur Ablenkung ganz guttun würde. Manchmal sorgte er sich wirklich zu sehr.
Ein verträumtes Lächeln stahl sich auf Maddies Lippen. Sie nippte an ihrem Apfelsaft und schaute entspannt auf die Wellen hinaus, deren sanftes Rauschen unendlich beruhigend auf sie wirkte.
Fünf Wochen waren inzwischen vergangen, und obwohl Giannis sich mittlerweile wieder in die Arbeit stürzte, fühlte sich Maddie immer noch wie in den Flitterwochen. Giannis war ihr Ein und Alles. Ein leidenschaftlicher Liebhaber, ein amüsanter Unterhalter und ein wirklicher Freund. Sie liebte seine Energie und seinen Humor. Irgendwie liebte sie alles an ihm, und sie wollte ihn nicht mehr missen.
Er lehrte sie Griechisch. Leider versagte sie in ihrem Bemühen, ihn das Nichtstun zu lehren, doch zusammen waren sie auf seiner Jacht von Insel zu Insel gereist und hatten ihre gemeinsame Zeit genossen.
In dieser Nacht beschloss Maddie, sich etwas zu gönnen. Sie nahm ein Schaumbad, ging früh zu Bett und aß vor dem Fernseher so viel Schokoladenkuchen, wie sie konnte. Dabei sah sie sich eine Modenschau an. Zwar hatte sie sich nie für Mode interessiert, doch nach der Geburt der Zwillinge wollte sie mehr Aufmerksamkeit auf ihr Äußeres verwenden. Schließlich stand sie jetzt im Licht der Öffentlichkeit.
Plötzlich erschien das strahlende Gesicht von Krista Spyridou auf dem Bildschirm. Sie präsentierte stolz ein Diadem, das sie angeblich von Giannis geschenkt bekommen hatte. „Und es ist noch gar nicht so lange her, wie man jetzt vermuten möchte“, gestand sie vor laufender Kamera.
War es möglich, dass Giannis seine Exverlobte immer noch traf? Abrupt setzte sich Maddie in den Kissen auf. Sie musste ein für alle Male Gewissheit haben. Nie wieder wollte sie an ihrem Mann zweifeln.
Entschlossen packte sie eine kleine Reisetasche und machte sich auf den Weg zum Flughafen. In London empfing Nemos sie mit den Worten: „Der Boss erwartet Sie bereits.“
Enttäuscht über den Verlust des Überraschungseffekts stieg Maddie vor dem Londoner Apartment aus der Limousine.
„Ich freue mich, dass du hier bist, aber es gefällt mir gar nicht, dass du diese Reise auf dich genommen hast“, meinte Giannis. „Du musst vollkommen erschöpft sein.“
„Du mieser Schuft“, fuhr Maddie ihn an. „Du hast mich nicht verdient. Ich hoffe, du wirst richtig unglücklich mit Krista.“
Für den Bruchteil einer Sekunde stand Giannis wie erstarrt da. „Ich würde unglücklich sein mit ihr, ja.“
„Warum hast du dann eine Affäre mit ihr?“, schluchzte Maddie.
„Ich schwöre, ich habe keine Affäre mit ihr!“
„Ich glaube dir kein Wort!“ Maddie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Und verzeihen werde ich dir
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