Lady meines Herzens
Trauung auszusuchen.«
»Sie nehmen also tatsächlich daran teil?«, fragte die Duchess ungläubig und blickte Sophie finster an.
»Es sei denn, Sie wünschen, dass nichts darüber in der Zeitung steht«, antwortete Sophie aufgeräumt. Sie wusste nur zu gut, wie sehr Lady Richmond sich nach diesem Zeitungsbericht sehnte.
»Gibt es denn sonst niemanden, der darüber schreiben kann?«
»Leider nicht«, sagte Sophie stolz. Die Kolumne hieß schließlich »Miss Harlows Hochzeiten in besseren Kreisen«. Sie schrieb die Kolumne jede Woche, sie gehörte ihr und sonst niemandem. Trotzdem beschloss Sophie in diesem Moment, dass die morgige Hochzeit die letzte sein würde, über die sie berichtete. Ganz gleich, ob sie Brandon heiratete oder nicht.
Vielleicht konnte sie Mr Knightly davon überzeugen, sie über Mode schreiben zu lassen. Oder sie wurde am Ende doch noch eine Näherin, eine Dienerin, eine Mätresse oder eine Gouvernante.
Vielleicht, unter gewissen Umständen, wurde sie sogar eine Duchess.
Sophie hatte darüber bisher noch nicht nachgedacht. Ein ängstliches Zittern durchfuhr sie, als sie sich der Tragweite der Ereignisse bewusst wurde, die in den nächsten vierundzwanzig Stunden stattfinden würden.
»Wenn es unbedingt sein muss, kommen Sie eben«, gab Lady Richmond nach. Ihre Gier nach gesellschaftlichem Ruhm war weitaus größer als ihre Verachtung für Sophie. »Aber setzen Sie sich nach hinten, damit die vorderen Plätze für unsere angeseheneren Gäste frei bleiben.«
Sophie nickte nur und wandte sich ab. Sie begrüßte Lady Hamilton, als wären sie nicht zusammen gekommen.
»Guten Tag, Miss Harlow. Tut mir leid, dass ich nicht länger bleiben kann, aber ich habe noch etwas Dringendes zu erledigen«, sagte Lady Hamilton und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Sie machte sich auf den Weg, um die Sondergenehmigungen zu besorgen.
Schließlich gelang es Sophie, die Aufmerksamkeit von Madame Auteuil persönlich zu erlangen.
»Sie suchen nach einem Kleid?«, fragte die Schneiderin.
»Ja. Wie viel kostet dieses hier?«, erkundigte Sophie sich und zeigte auf das herrliche Kleid, das in Gedanken ihr Kleid war, seit sie es zum ersten Mal gesehen hatte. Es war aus schneeweißer Seide gefertigt, die einen wunderbaren Kontrast zu ihrem dunklen Haar und den braunen Augen bildete. Auf dem Mieder waren Hunderte Glasperlen aufgenäht, die den zarten Seidenstoff fast vollständig bedeckten. Sie waren auch großzügig auf dem Rock verteilt und vermischten sich dort mit weißen Perlen. Wie schon beim ersten Mal dachte Sophie unwillkürlich an Mondlicht, das auf frisch gefallenem Schnee glänzte.
»Für Sie? G ratuit «, sagte Madame und lächelte.
»Tut mir leid, aber ich spreche kein Französisch«, antwortete Sophie. Sie hoffte, »gratuit« sei keine allzu hohe Summe.
»Für Sie, meine Liebe, ist es umsonst.«
»Nein, das können Sie unmöglich ernst meinen!«, rief Sophie. Ihr fiel die Kinnlade herunter. Selbst in ihren wildesten Träumen hatte sie sich nie vorstellen können, ein Kleid geschenkt zu bekommen!
» Absolument! Seit Sie anfingen, mein Atelier in Ihren Kolumnen zu erwähnen, hat sich mein Umsatz verzehnfacht. Es ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann. Im Übrigen habe ich doch gesehen, wie Sie es die letzten vier Wochen bewundert haben.«
»Ich liebe dieses Kleid«, sagte Sophie leise.
»Kommen Sie, probieren Sie es an! Uns bleibt nicht viel Zeit, um Änderungen vorzunehmen«, drängte die Schneiderin.
Schon eine Stunde später verließen Sophie und Bessy und das Kleid das Atelier. Sie winkten eine Droschke heran und fuhren zurück zum Bloomsbury Place.
Hamilton House
Später an diesem Nachmittag
Als Brandon von seiner Besorgung zurückkam – er war endlich wegen der Sondergenehmigung beim Erzbischof von Canterbury gewesen –, informierte ihn sein Butler, dass seine Schwestern und deren Familien in Kürze eintreffen würden. Dies wäre dann der Beginn der Hochzeitsfeierlichkeiten. Sie würden heute Abend mit den Richmonds speisen.
Brandon dankte dem Butler und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.
Er hatte nicht mit dem Erzbischof persönlich sprechen können, der mit einem anderen hohen Besucher beschäftigt war, aber man hatte ihm rasch das erforderliche Dokument ausgestellt, als er die besondere Dringlichkeit deutlich gemacht hatte. Nachdem er den Sekretär des Erzbischofs mit einem arroganten und hochmütigen Blick bedacht hatte, war Brandon sogar mit einer Sonderlizenz
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