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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Ich möchte, dass du ihr etwas mitteilst. Sag ihr, der Friede, den ich ihr gewährte, wird außer Kraft gesetzt werden, wenn sie auf diese Weise weitermacht.«
    Ich verstand ihn ganz genau, dennoch erkundigte ich mich, was genau er damit meinte, bereit, ihm zur Verteidigung von Linas Ehre heftig zu widersprechen.
    »Richte es ihr aus. Ich selbst werde es ihr nicht sagen. Sie verdient diese Warnung kaum.« Er wandte das Gesicht ab und spuckte aus. Dann zog er ohne ein weiteres Wort seinen Mantel enger um sich und stapfte den Weg zurück, den er gekommen war.
    Ich sah ihm und seinem Stummchen nach, bis sie im Nebel und zwischen den Bäumen verschwanden, dann bemerkte ich, dass meine Knie schlotterten. Ich kehrte in die Küche zurück und wischte das Wasser auf, das ich verschüttet hatte. Anschließend kochte ich mir einen Kräutertee, setzte mich hin und nippte daran, bis der Rest des Haushalts herunterkam und ich mich um die Tagesaufgaben kümmern musste. Unterdessen zerbrach ich mir den Kopf über den Zauber, von dem Lina mir erzählt hatte, und ich fragte mich, was Ezra von ihr wollte und ob er auch von Damek gesprochen hatte. Die Worte des Zauberers schienen mit einem unheilvollen Gewicht befrachtet, das über ihre unmittelbare Bedeutung hinausging, mit einem Schatten, den ich spürte, wenngleichich ihn nicht zu fassen bekam. Ich hatte das Gefühl, schutzlos und allein auf einer weitläufigen Ebene zu stehen und zu beobachten, wie gewaltige, dunkle, von mächtigen Blitzen durchzuckte Gewitterwolken von den Schwarzen Bergen herabrollten und einen Sturm ankündigten, der meine Vorstellungskraft überstieg.
    Nach dem Frühstück, gleich, nachdem Tibor das Haus verlassen hatte, erzählte ich Lina vom Besuch des Zauberers. Nach der Szene vom Vorabend herrschte zwischen uns eine gewisse Anspannung, und angesichts dessen und meiner Begegnung am frühen Morgen war ich nicht in der Stimmung, sie bei Laune zu halten.
    Kurz huschte Argwohn über ihre Züge und ließ mich vermuten, dass sie glaubte, ich hätte mir das alles nur ausgedacht, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen, doch sie war klug genug, dergleichen nicht zu äußern. Stattdessen dankte sie mir mit kühler Höflichkeit und durchquerte mit schweren Schritten den Raum, um sich auf ihrem Diwan auszuruhen, wo sie sich ihr Umhängetuch um die Schultern zog und zu einem Buch griff. Ich sah, dass sie nur so tat, als läse sie, was ich als Zeichen dafür nahm, dass meine Mitteilung sie mehr beunruhigte, als sie erkennen lassen wollte. Es mochte aber auch an der Müdigkeit und Zerstreuung gelegen haben: Ihr Gesicht wirkte verschwollen und blass, ihre Bewegungen muteten schwerfällig und plump an.
    Sobald ich sicher war, dass sie es gemütlich hatte, widmete ich mich wieder meinen häuslichen Pflichten. Ihr Erscheinungsbild an jenem Morgen ließ mich ungeachtet dessen, dass ich nichts davon verstand, vermuten, sie müsse der Niederkunft sehr nah sein, und ich fragte mich, ob wir die Hebamme aus dem Dorf und vielleicht auch den Arzt rufen sollten.
    Wie so oft bei Lina fühlte ich mich hin und her gerissen zwischen Besorgnis und Verärgerung, zwischen Furcht und Liebe. Immerhin war ich nicht älter als sie, doch in letzterZeit fühlte sich die Bürde meiner Verantwortung so schwer an wie jene, die eine Mutter für ein kleines Kind trägt. Hätte ich die Erfahrung und Weisheit weiterer zwanzig Lebensjahre besessen, wäre das alles vielleicht erträglich gewesen, aber die besaß ich nicht. Ich wusste, dass ich in jederlei Hinsicht unzulänglich für diese Aufgabe war.
    Damek traf wie üblich nach dem Frühstück ein. Bevor ich ihn in Linas Zimmer führte, nahm ich ihn beiseite und berichtete ihm von Ezras Besuch. Er sah mich aus zu Schlitzen verengten Augen an, dann zeigte er mir einen Silberring, sehr ähnlich jenem, den Sie tragen, mein Herr, an seinem Mittelfinger.
    »Das genügt für einen unbedeutenden Dorfzauberer«, sagte er. »Glaub nicht, ich sei ohne Schutz hierher gekommen.«
    »Ich fürchte nicht um Sie«, gab ich bissig zurück. »Sondern um Lina. Sie ist der Niederkunft nah, und da Sie und Herr Tibor um sie zanken wie Hunde um einen Knochen, ist sie halb verzweifelt. Das Letzte, was sie gebrauchen kann, ist, dass der Zauberer Ezra seine Nase in die Sache steckt.«
    Das brachte ihn zum Nachdenken. Er musterte meine Züge, als sähe er mich zum ersten Mal.
    »Ein Hund? Dafür hältst du mich also, Anna?«
    »Sie benehmen sich fast wie einer«, erwiderte ich.

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