Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
schöpften. Außerdem erinnerte Laura sich an die Aussage von Rika Reval, dass die Spitze nur einen knappen Meter unter der Erde gelegen habe. Warum sollte Bertrun die beiden anderen Teile tiefer vergraben haben? Somit war die Hilfe von Reimund Portak wohl entbehrlich.
Die Vermutung hatte Laura nicht getrogen. Das zweite Schwertteil – nahezu die gesamte Klinge – fand sich tatsächlich in nur rund achtzig Zentimeter Tiefe. Die Stelle, die Lukas errechnet hatte, stimmte exakt, und so hielten sie das Bruchstück nach kaum einer Viertelstunde Buddelei in den Händen.
Attila Morduk schien kaum glauben zu können, dass die Aktion so reibungslos verlief. »Hoffentlich ist das auch ein Teil vom richtigen Schwert«, sagte er, während er sich den Schweiß vom kahlen Schädel wischte.
»Was denn sonst?«, entgegnete Laura unwirsch. Dennoch hielt auch sie den Atem an, bis sie Gewissheit hatte. Fast hektisch säuberte sie das Fundstück mit einem Tuch – und sah endlich, dass sie sich nicht getäuscht hatte: Am unteren Ende des Klingenstücks war eine bruchstückhafte Gravur zu erkennen – ein Rad der Zeit. Was endgültig bewies, dass die Spitze und dieses Stück Klinge zum selben Schwert gehören mussten.
Zu Hellenglanz, dem Schwert des Lichts!
Auf dem Rückweg zum Auto, das Attila auf einem nahe gelegenen Feldweg im Schutze einer großen Weide geparkt hatte, schaute Laura sich immer wieder um. Doch sosehr sie ihre Augen auch anstrengte – sie konnte keinen der Feinde entdecken. Dabei war es eine mondhelle Nacht, in der selbst der geschickteste Beschatter es schwer gehabt hätte, sich gänzlich zu verbergen.
Lukas blieb die Unruhe der Schwester nicht verborgen. »Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Sie sind auf unsere List reingefallen, ganz bestimmt. Sonst hätten sie uns doch schon an der Alten Gruft abgefangen!« Er blieb stehen und verpasste Laura einen beruhigenden Klaps. »Glaub mir: Sie werden uns auch morgen auf den Leim gehen und erst viel zu spät merken, was Sache ist. Aber dann bist du längst schon auf dem Weg nach Aventerra.«
Sie bestiegen die altertümliche Limousine. Attila startete und fuhr mit stotterndem Motor davon. Kaum waren die Lichter des Wagens in der Dunkelheit verschwunden, da trat eine hagere Gestalt aus dem Busch hervor.
Es war der Rote Tod.
Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, während er in die Ferne starrte, als könne er das entschwundene Auto mit den Geschwistern immer noch sehen.
Am nächsten Vormittag im Matheunterricht versuchte Laura die Gedanken von Pinky Taxus zu lesen. Die Lehrerin nahm das Duell an. Du brauchst gar nicht so hämisch zu grinsen, Laura, ließ sie das Mädchen durch die Kraft ihrer Gedanken wissen. Du freust dich, dass wir das Schwert nicht entdeckt haben, stehst aber selbst mit leeren Händen da!
Na, und?, übermittelte das Mädchen der Lehrerin. Selbst wenn Hellenglanz für alle Zeiten unter der Erde ruhen sollte, ist das immer noch besser, als wenn es euch in die Hände fällt!
Freu dich bloß nicht zu früh!, gab Pinky zurück. Und wenn du denkst, dass wir dich nach Aventerra reisen lassen, hast du dich getäuscht.
Abwarten!, dachte Laura nur, klinkte sich aus den Gedanken der Lehrerin aus und schirmte ihr Bewusstsein gegen sie ab.
Die Taxus gab es denn auch auf, Lauras Gedanken lesen zu wollen, und widmete sich wieder dem Unterricht.
Laura senkte den Kopf, damit Pinky ihr erleichtertes Grinsen nicht bemerkte. Sie haben alles geschluckt, dachte sie zufrieden, und haben noch nicht einmal den geringsten Verdacht geschöpft. Nur schade, dass ich Pinkys Gesicht nicht sehen kann, wenn ihr endlich aufgeht, dass ich sie reingelegt habe!
Am späten Nachmittag klopften Professor Morgenstern und Percy Valiant an Lauras Zimmertür, um ihrer Schülerin für die nächtliche Aktion Glück zu wünschen und sich von ihr zu verabschieden.
Der Direktor schloss Laura in die Arme und drückte sie fest an sich. »Habe keine Angst«, murmelte er, während seine Augen verdächtig feucht schimmerten. »Ich bin sicher, die drei Monate auf Aventerra werden wie im Fluge vergehen. Du bist dort in allerbesten Händen. Elysion und seine Getreuen werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um dir bei der Befreiung deines Vaters zu helfen. Glaube fest an die Kraft des Lichts, dann wird dir das auch gelingen!«
Danach drückte Percy Laura Küsschen auf die Wangen. »Bereite uns bloß keine Schande, Mademoiselle!« Sein verschämtes Grinsen verriet, dass das
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