Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
stumme Warnung.
»Lady Beaumonts Besorgnis ist nur zu verständlich, Sir«, sagte sie energisch, »doch könnte es durchaus ein Mord gewesen sein. Unter diesen Umständen sind ein paar diskrete Fragen unabdingbar. Sie werden Ihre Gäste nicht über die Maßen behelligen.«
»Zum letzten Mal - ich bin der Ansicht, dass es sich um keinen Mord handelt.« Beaumont stellte die Stacheln auf. »Und was meine Gäste behelligt oder nicht, überlassen Sie meiner Beurteilung, Madam.«
»Sir, ich muss wirklich darauf bestehen, dass Sie uns Untersuchungen gestatten«, sagte Lavinia. »Sie können versichert sein, dass wir darin Erfahrung haben und ...«
Beaumont reagierte genauso , wie von Tobias vorausgesehen. Seine Lordschaft explodierte.
»Sie müssen darauf bestehen?« Beaumonts rundes Gesicht verfärbte sich zu einem hässlichen Purpurton. »Sie bestehen darauf, Mrs Lake? Wofür halten Sie sich eigentlich, Madam?«
Tobias atmete tief durch, auf das Unvermeidliche gefasst. Und ausgerechnet sie hat die Kühnheit, mich zu beschuldigen, ich ginge nicht genügend diplomatisch mit Klienten um, dachte er.
»In diesem Haus steht es Ihnen nicht zu, auf etwas zu bestehen«, brüllte Beaumont. »Um ehrlich zu sein, Madam, weder Sie noch Mr March würden heute hier sein, hätte ich Lord Vale nicht einen Gefallen geschuldet.«
»Ich verstehe, Sir«, beschwichtigte Lavinia hastig. »Es war in der Tat überaus liebenswürdig von Ihnen, uns zu Ihrer Hausparty einzuladen. Ich kann Ihnen versichern, dass Mr March und ich uns ungemein amüsierten. Alles war sehr nobel und elegant. Gewiss, mein Zimmer ist ziemlich klein und sparsam eingerichtet, doch war das vermutlich nur ein Versehen.«
»Was?« Beaumonts Augen quollen hervor. »Sie wollen sich über die Größe Ihres Zimmers beschweren?«
»Seien Sie unbesorgt, Sir. Ich bin sicher, es war nicht Ihr Fehler, dass ich aus einem völlig zufriedenstellenden Zimmer im ersten Stock eine Treppe höher in einen sehr viel weniger ansprechenden Raum umquartiert wurde.« Sie tat die Sache mit einer Handbewegung ab. »Für die kurze Zeit, die wir hier sind, wird es reichen. Nun, unsere Theorien bezüglich der Ereignisse ...«
Beaumont umfasste die Schreibtischkante mit seinen feisten Händen und beugte sich wie ein angriffslustiger Bulle vor. »Madam, da Sie und March von der bizarren Idee besessen scheinen, dass hier etwas faul ist, wird es Ihnen zweifellos unmöglich sein, weiterhin Ihren Aufenthalt hier zu genießen.«
»Sehr nett, dass Sie um unser Befinden besorgt sind, Sir, doch das ist nicht nötig. Wir schaffen das schon.«
»Ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte«, grollte Beaumont. »Sie beide werden sicher so rasch wie möglich nach London zurückkehren wollen.«
»Nein, wirklich ...«
»Drum wird Ihnen gleich am Morgen ein Mädchen und einen Diener schicken, die Ihnen beim Packen helfen. Ihr Wagen wird Sie um neun erwarten. Nein, um halb neun. Die Fahrt ist lang. Sicher wollen Sie früh aufbrechen.«
Lavinia starrte ihn sekundenlang schreckensstumm an, ehe es in ihren Augen empört aufflammte und sie tief Atem holte.
»Ein ausgezeichneter Vorschlag, Sir«, sagte Tobias, ehe Lavinia sich Luft machen konnte. Er trat an ihre Seite, fasste nach ihrem Arm und zog sie zur Tür. »Kommen Sie, Mrs Lake. Wir gehen am besten gleich hinauf und machen uns an die Reisevorbereitungen.«
Einige Sekunden glaubte er, sie würde sich widersetzen, und festigte seinen Griff als stumme Warnung.
»Ja, natürlich.« Sie bedachte Beaumont mit einem stählernen Lächeln. »Gute Nacht, Sir. Hoffentlich fallen nach unserer Abreise nicht noch mehr Gäste Unfällen zum Opfer. Man bedenke die möglichen Folgen eines weiteren Vorfalls dieser Art. Sie und Ihre Gemahlin werden womöglich feststellen müssen, dass Ihre Hauspartys viel an Glanz verlieren, wenn es sich herumspricht, dass Gäste in Ihrem Haus unerklärlichen Unfällen zum Opfer fallen.«
Tobias stöhnte innerlich laut auf, doch der Schaden war angerichtet.
Beaumonts Schnurrbart sträubte sich vor Zorn. »Wie können Sie es wagen, Madam? Wenn Sie damit andeuten wollen, ich würde mit Absicht einen Mord vertuschen ...«
»Nun, es erscheint mir immerhin fraglich«, konterte Lavinia viel zu glatt.
»Genug«, flüsterte Tobias ihr ins Ohr. Er blickte Beaumont an. »Sie müssen es ihr nachsehen, Sir. Ich fürchte, Fullertons Tod hat ihre Nerven stark angegriffen. Sie haben völlig Recht. Ich bringe sie am besten schleunigst nach
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