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Leben Ist Jetzt

Titel: Leben Ist Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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genauer hinzuschauen, was wirklich für uns stimmig ist, wo wir nur Erwartungen anderer erfüllen und wo wir demgerecht werden, was
     Gott eigentlich von uns will. Unser wahres Wesen soll im Lauf unseres Lebens immer klarer aufscheinen. Wenn die äußeren Rollen und Masken wegfallen, kann
     der ursprüngliche Glanz unserer Seele aufstrahlen. Je älter wir werden, desto durchlässiger sollen wir werden für diesen wahren Glanz unserer Seele.
Verwandlung geschieht an uns
    Der Wandel, den wir im Älterwerden erleben, unterscheidet sich von der Bereitschaft zu Änderung, Mobilität und Flexibilität, die wir
     im Beruf ständig zu beweisen hatten. Im beruflichen Leben mussten wir uns wandeln, indem wir uns an die äußeren Situationen immer wieder neu anpassen
     mussten. Wir mussten uns auf neue Arbeitskollegen einstellen, auf die Umstellungen im Betrieb, etwa auf die EDV, auf neue Techniken und neue
     Programme. Und die Familie hat uns immer wieder neu herausgefordert. Da war eine innere und äußere Beweglichkeit gefragt. Diese Flexibilität hat unser
     Leben sicher verwandelt. Aber die Verwandlung, die im Alter ansteht, sieht anders aus. Wir sollen uns durchaus auch anpassen an die Situation, die uns das
     Alter beschert. Aber es geht nicht mehr nur um äußere Wandlung, sondern um einen inneren Wandlungsprozess. Das Ziel der Verwandlung ist immer, dass das
     Eigentliche zum Vorschein kommt. Im Alter fällt vieles Äußere weg. Das ist die Chance, dass das innere Wesen durchscheint.

    Verwandlung ist etwas anderes als Änderung. Wir mussten während unseres Lebens uns selbst immer wieder ändern. Wir mussten unsere
     Verhaltensweisen verändern und uns auf andere Herausforderungen einstellen. Wandlung geschieht, wenn wir sie zulassen. Das Leben wandelt uns. Das Alter
     wandelt uns.Es bricht das Äußere weg, damit das Innere aufscheint. Wandlung geschieht an uns. Unsere Aufgabe ist, sie an uns geschehen
     zu lassen, uns auf den Prozess der Verwandlung einzulassen, damit immer mehr der Kern und die Essenz unseres Lebens zum Vorschein kommt.
Was wir beim Älterwerden lernen müssen
    Mein Vater hat im Alter noch Russisch gelernt. Er konnte die Sprache nicht so sprechen, dass er sich mit einem Russen gut unterhalten
     konnte. Aber das Lernen hat ihn lebendig gehalten. Es hat sein Interesse an Russland und am Wesen des russischen Menschen wach gehalten. So ist es gut,
     wenn alte Menschen auch im Äußeren noch etwas lernen, wenn sie neue Sprachen lernen, wenn sie auf ihren Reisen neue Kulturen kennen lernen und dann auch
     Bücher darüber lesen. Manche alte Menschen lernen noch, auf dem Computer zu schreiben. All das sind sinnvolle Lerngelegenheiten, die den alten Menschen
     innerlich lebendig halten.

    Doch das eigentliche Lernen bezieht sich im Alter auf andere Bereiche. Der alte Mensch muss lernen, sich selbst anzunehmen und sich
     auszusöhnen mit seiner Lebensgeschichte. Er muss lernen, sich selbst und seine Rollen, die er bisher gespielt hat, loszulassen. Und er muss lernen,
     zurückzutreten und anderen den Vortritt zu überlassen. Das sind alles Lernprozesse, die nur über ein schmerzliches Betrauern gehen, dass die vergangenen
     Rollen und Arbeiten vorbei sind. Durch das Betrauern dessen, was uns im Alter genommen wird, kommen wir in Berührung mit dem, was uns im Alter geschenkt
     wird, mit neuer Gelassenheit und Weisheit.

    Wer auch im Alter noch bereit ist, zu lernen, wer sich gerne mit Menschen unterhält, um von ihnen zu erfahren, was
     sie bewegt, wer andere nach dem fragt, was er nicht weiß, der bleibt lebendig. Mit ihm unterhalten sich auch jüngere Menschen gerne. Denn die Fragen der
     Alten fordern sie heraus, klarer zu formulieren, was sie eigentlich bewegt. Die Fragen halten nicht nur die alten Menschen lebendig, sondern auch die
     jungen. Wer aufhört zu fragen, weil er schon alles weiß, der erstarrt. Wer nicht mehr fragt, sondern nur noch selbst von seinen vergangenen Taten erzählt,
     der geht anderen auf die Nerven. Das Lernen des alten Menschen hat eine andere Qualität als das Lernen der Jungen. Es ist ein dauerndes Suchen nach der
     Wahrheit, nach dem, was uns wirklich trägt und unserem Leben Sinn gibt. Aber es ist auch ein Interesse am Geheimnis des Lebens und der Lebenden.
Gelungen altern: Wer authentisch lebt, wird Vorbild
    Vorbilder sind vor allem für junge Menschen wichtig. Sie wecken in ihnen die Kraft, die in ihnen steckt, damit sie sie entfalten und
     auf ein Ziel hin

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