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Lebensbilder II (German Edition)

Lebensbilder II (German Edition)

Titel: Lebensbilder II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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o, mein Herr! für den Preis, den die Beaudremont dafür bietet, kaufe ich keinen Ring, allein sehen Sie.«
    Sie drückte an eine verborgene Feder, der Stein ging auf und zeigte eine Haargarbe.
    »Hier«, fügte sie hinzu, »sind Soulanges Haare noch.«
    Hastig eilte sie nach diesen Worten in den Garten, und Martial hatte keine Lust mehr, sein Glück ferner zu versuchen.
    »Nun trau einer den Weibern!« rief er, da er sich allein glaubte.
    Aber er war nicht allein, denn der Obrist und die Beaudremont waren in der Nähe Zeugen des ganzen Auftrittes gewesen.
    »Willst du mein Pferd, um dieser unschuldvollen Spitzbübin nachzusetzen?« fragte der Obrist.
    Der Baron fing an zu lachen (es war das Beste, was er tun konnte), um das Ganze in einen Scherz zu verkehren. Geduldig ertrug er die Neckereien des Obrist und seiner Braut, um so die Verschwiegenheit beider Augenzeugen zu erkaufen. So hatte denn der Obrist an diesem Abend sein Pferd vertauscht gegen eine junge, reiche und schöne Frau.
    Nicht ohne Mühe hatte die Gräfin Soulanges endlich ihren Wagen erreicht und stieg ein, es war zwei Uhr morgens. Während sie den Heimweg zurücklegte, von der Chaussee d'Antin bis zum Faubourg St. Germain, wo sie wohnte, erduldete sie nicht geringe Gemütsbewegungen.
    Ehe sie das Hotel Gondrevilles verließ, hatte sie in allen Sälen gesucht, ob sie nicht ihre Tante oder ihren Gemahl treffen würde; sie wußte nicht, daß beide schon heimgefahren. Ihr kleines Herz begann schwere Besorgnisse zu hegen. Sie hatte stille ihren Gemahl beobachtet, wie er litt, seit die Beaudremont ihn an ihren Triumphwagen gekettet. Voll Vertrauen hoffte sie, den Geliebten nächstens reuig in ihre Arme zurückkehren zu sehen: mit unglaublichem Widerwillen hatte sie endlich den Plänen ihrer Tante Marigny sich gefügt und fürchtete noch immer, etwas begangen zu haben, was nicht zu rechtfertigen sei.
    Nur allzusehr war an diesem Abende ihre reine Seele gekränkt worden. Anfänglich erschreckte sie Soulanges wildes, leidendes Ansehen, sodann die Schönheit ihrer Nebenbuhlerin: endlich die Lockerheit der Sitten, wovon sie mehr als einmal im Laufe dieses Abends Proben gehabt. Als sie über den Pont Royal fuhr, warf sie die entweihten Haare des Ringes in die Seine. Sie waren ihr einst als Unterpfand einer reinen, unverbrüchlichen Liebe geboten.
    Sie weinte, weil sie ihrer lang erduldeten Verschmutzung dachte, und seufzte mehr als einmal bei dem Gedanken, daß bei der Pflicht der Weiber, den Hausfrieden ungetrübt zu erhalten, sie dergleichen Ärgernisse in der Stille und ohne Murren ertragen müßten.
    »Ach!« rief sie aus, »was sollen gar Frauen beginnen, die ihre Männer nicht lieben? – Wo ist die Quelle ihrer Nachsicht? – Ich glaube nicht, was meine Tante sagt, daß Vernunft hinreicht, sich in solchen Kämpfen aufrecht zu erhalten.«
    Noch seufzte sie, als schon der Jäger den eleganten Kutschenschlag öffnete, über den sie niederschwebte zu dem Flur ihres Hotels. Hastig eilte sie die Treppe hinan, und als sie ihr Zimmer betrat, erstarrte sie fast vor Schrecken, weil ihr Gemahl sich darin befand, am Kamin sitzend.
    »Seit wann, mein Liebe,« begann er mit zornigen Mienen, »besuchst du Bälle ohne mich? – ohne mich davon zu unterrichten? – Wisse: eine Frau ist da nur an ihrem Platze, wohin ihr Gemahl sie führt. – du hast dich schlecht genug in jenem Winkel ausgenommen, wo du verborgen warst.«
    »Bester Leon,« hub sie zärtlich an, »ich konnte unmögIlch die Freude mir versagen, dich ungesehen auf einem Feste zu beobachten: meine Tante hat mich auf den Ball geführt, und ich war so glücklich – «
    Sie stockte, die wenigen Worte aber hatten den Zorn ihres Gemahls schon entwaffnet. Man konnte leicht erraten, welche bitteren Vorwürfe er sich selbst bereits gemacht, und wie er die Heimkehr seiner Gattin vom Balle, wo sie Zeugin seiner Untreue war, gefürchtet hatte. Nach der Weise der Liebenden, die sich nicht unschuldig wissen, versuchte er, indem er zuerst mit seiner Gattin zu schelten anhub, ihren Zorn zu betäuben. Aber sie schalt nicht, obendrein erschien sie ihm in ihrem Schmucke schöner als je!
    Sie sah ihren Gatten wieder lächeln, fand ihn in einem Zimmer ihrer wartend, das er schon seit langer Zeit nur selten betreten halte, und glücklich, wie sie war, schienen ihre zärtlichen, bittenden Blicke ihn zu einem Geständnis aufzufordern.
    Soulanges küßte beschämt die Hand seiner Gattin.
    »Hortense!« rief er, »woher dieser

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