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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Weiler
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gefunden würde, dann wäre ihnen die örtliche Polizei auf den Fersen. Die hatte sie bisher schön in Ruhe gelassen, obwohl diese beiden verträumten Typen vom Revier hier alle paar Tage vorbeilatschten. Aber nichts gemerkt, nichts vermutet. Da musste der Bürgermeister in Verkleidung kommen, und prompt sah er einen Deal. Der Deal, verdammt, das war nun wirklich Pech gewesen. Der Litauer schaute zum Fenster hinaus. Was sollte er mit dem Bürgermeister machen?, fragte er sich. Lange hierbehalten konnte er ihn nicht mehr, sonst flog die ganze Sache womöglich auf, und sie waren allesamt dran. Das sah er kommen. Denn auch er hatte die Zeitungsbeilage gelesen und sich seine Gedanken gemacht. Gedanken in eine Zukunft, die unter Umständen mit diesem Schriftsteller zu tun haben könnten. Aber das konnte warten, im Augenblick ging es um diesen Bremer.
    Dieser Bremer spielte auch eine entscheidende Rolle bei dem, was sich vor dem Bremer’schen Haus abspielte. Luise Bremer stand in der Küche am Fenster, als der Stein abgeladen wurde. Sie dachte erst: Schön, der Hans hat sich was Nettes für den Garten einfallen lassen. Das wäre zwar neu gewesen, aber womöglich eine Entwicklung, die sie gutgeheißen hätte. Mit dem Haushalt tat er sich schwer, mit dem Einkaufen auch, offensichtlich. Wenn die Schickle schon die Einkäufe vorbeibrachte.
    Sie ging hinaus zu den Männern, die sich so schwer mit einem Naturstein abmühten. Hatte ein paar Flaschen kaltes Bier im Arm und freute sich. Die Männer stellten den Stein, der noch mit einer Leinendecke umwickelt war, vor dem Haus ab. Dann erst mal ein Bierchen in der warmen Herbstsonne.
    Man scherzte, das Wochenende stand an. Luise machte mit, und die Männer hatten ihren Spaß. Bis dann die Frage aufkam, wohin mit dem Stein. Luise dirigierte die Männer an die Stelle neben dem Hauseingang, wo sie immer schon gedacht hatte, da sollte noch was hin. Da stand er dann auch bald, der Stein. Die Männer prosteten sich noch mal zu, dann durfte Luise das Leinentuch feierlich herunterziehen.
    Es war wie im Film. Luise zog an dem Tuch, voll froher Erwartung, wie der Naturstein in den Vorgarten passen würde. Schaute auf den enthüllten Stein und las ihren eigenen Namen mit einem – wie sie fand – saudummen Spruch darüber: »Denn die Liebe lebet aber immer«, dann fiel ihr Blick auf ihren Namen, auf ihr Geburtsdatum und auf ihr … Sterbedatum. Es war der heutige Tag.
    Wortlos verabschiedete sie sich von den Männern, die schnell die Flucht ergriffen, als ihnen klar wurde, dass hier etwas gewaltig schieflief. Luise blieb vor dem Haus stehen und winkte ihnen. Wahrscheinlich ein Reflex, dachte sie. Es brauchte schon einiges, eine Luise Bremer aus der Fassung zu bringen, aber das war nun ein Ereignis, das dazu durchaus in der Lage war.
    Sie rannte ins Haus, setzte sich in die Küche und wollte vergessen, und das sehr schnell. Ein Cognac könnte da hilfreich sein. Sie schenkte sich großzügig ein, sie schenkte sich nochmals großzügig ein, und sie genehmigte sich dann noch einen dritten ganz großen, der sie mit dem Küchenstuhl nach hinten fallen ließ. Sie versuchte noch, sich irgendwo festzuhalten, strich an den Knöpfen des Herds vorbei und schaltete dabei – unbewusst, sicher unbewusst – die beiden Schnellkochplatten ein. Dann lag sie da in ihrem Unglück.
    Sie war eigentlich eine ordentliche Hausfrau, aber Hans hatte die Küche nicht fertig gemacht, als er das letzte Mal da gewesen war, und sie hatte das so gelassen. Da stand alles rum, auch die Tupperware auf dem Herd. Das hatte er jetzt davon, hätte sie sich denken können, wenn sie da noch gedacht hätte. Denn es wurde langsam brenzlig für sie.
    Aber es gab da ja noch die Pfenninger Feuerwehr, sie stand parat mit Rohren und Schläuchen, Männern und Wasser, viel Wasser. Das war dann auch ein schöner Erfolg für die Wehr. Sie trugen eine Verletzte aus einem Haus, die sie dem Tod entrissen hatten, und kamen dabei an deren Grabstein vorbei. Etwas verdutzt waren sie schon, die Männer von der Wehr. Aber das war auch wieder eine Geschichte, die sich prächtig auf dem Parkplatz des Großmetzgers bei einem Leberkäsweckle erzählen ließ.
    Eine ähnliche Geschichte wollte auch Kommissar Knöpfle bald einem Staatsanwalt erzählen. Zusammen mit Schirmer hatte er weiter in diesem Pamphlet gelesen, und sie waren zu der Erkenntnis gelangt, dass nicht etwa sie als Kommissare hinter diesem feinen Herrn her waren, nein, dieser Autor war ihnen

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