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Leichte Turbulenzen - Roman

Leichte Turbulenzen - Roman

Titel: Leichte Turbulenzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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der Schule gab, dass die beiden gerade mit Übelkeit im Bett liegen und ich nicht zur Arbeit gehen konnte, erzählt er mir, wie lustig sein WG -Leben ist. Er und seine beiden Mitbewohnerinnen kochen gemeinsam und gucken sich drüben im Electric-Cinema 3-D-Filme an.« Sie hatte sich eine mitgebrachte Zigarette angezündet. »Ivy! Frank und ich sind nie zusammen rüber ins Electric-Cinema und haben uns auf so ein Doppelsitzersofa gesetzt. Was meinst du, warum ich oft so unzufrieden war? Aus purer Langerweile. Weil nichts mehr passierte. Jeden Tag der gleiche Trott. Und nun kann ich plötzlich zusehen, wie aus meinem Mann der wird, den ich mir immer gewünscht habe. Nur ohne mich.«
    Jetzt meldete sich wieder Mrs. Hendson, die behauptete, alle Leitungen in der Personalabteilung seien momentan besetzt. Ivy könne gerne warten. Oder noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt anrufen. Ivy wartete.
    Eve blies niedergeschlagen den Rauch aus. »Ich traue mich ja kaum noch auf die Straße! Will ich ihm und diesen beiden Früchtchen begegnen?!« Sie nahm überhaupt keine Notiz davon, dass Ivy gerade mit der Empfangsdame von ABC telefonierte. Sie entkorkte den mitgebrachten Rotwein und trank direkt aus der Flasche. »Hab ich dir schon gesagt, dass er nie pünktlich kommt, wenn er die Kinder abholt? Kurz bevor er eigentlich da sein sollte, schickt er eine SMS , dass es eine Stunde später wird, weil er in der Uni aufgehalten wurde. Ich könnte mir das nie erlauben, zu spät zu kommen. Und weißt du, Ivy, warum er sich das wie selbstverständlich erlauben kann? Weil er weiß, dass ich im Notfall einspringe. Und weil er weiß, dass die Kinder ihm seine Unzulänglichkeiten niemals übel nehmen werden, weil er sich durch sein ständiges Zuspätkommen nur noch unentbehrlicher macht.« Eve trank die Flasche in wenigen Zügen halb leer. »Am Dienstag hat er mit den Kindern und seinen beiden Mitbewohnerinnen Star Wars geguckt, die ganze Trilogie durch. Er und meine armen, kleinen Jungs. Das ist ein Fall fürs Jugendamt! Die Filme sind ab zwölf Jahre freigegeben! Jetzt behauptet mein Kleiner, er besäße die Macht . Und ich hätte ihm nichts zu befehlen. Gestern kam er mit dieser Darth-Vader-Wrap-Around-Maske nach Hause und erzählte mir, er habe bei Papa drei Dosen Red Bull getrunken. Daraufhin hat er sich im Wohnzimmer auf meine korrigierten Klassenarbeiten übergeben, und heute Nacht stand er plötzlich als Darth Vader verkleidet neben unserem Ehebett und wollte mich mit dem Lichtschwert bekämpfen. Ich sage dir, ich schmeiße diese bekloppten Lichtschwerter weg. Alles weg. Dieses«, Eve zeichnete zwei Anführungszeichen in die Luft, »dieses Machogehabe lasse ich nicht zu. Ich lass mir nicht meine Autorität untergraben.«
    Nachdem Ivy nicht wieder aus der ABC -Warteschleife entlassen wurde, wechselte sie mit dem Telefon hinüber ins Bad, drückte die Tür hinter sich ins Schloss und rief vom Wannenrand aus ihren Vater an, bei dem Nathalie gerade zu Besuch war. Im Laufe der letzten Wochen hatte er mehrfach vergeblich versucht, Ivy zu erreichen. Er klang etwas müde. »Ich greife Nathalie ein wenig unter die Arme, bis sie ihr Kinderbuch fertig geschrieben hat.«
    »Wie bitte?« Ivy hielt sich am Duschvorhang fest. »Welches Kinderbuch?«
    »Ich finde die Idee gar nicht so schlecht«, raunte ihr Vater und hatte sich offenbar ebenfalls ins Bad zurückgezogen, um mit Ivy ungestört zu reden. Er räusperte sich. »Nathalie möchte jetzt Kinderbücher verfassen.«
    »Wie kommt sie denn darauf?«
    »Na ja, sie hat neulich Abend auf dem Dachboden Mamas Zeichenmappen durchgesehen. Dabei ist sie auf einige ihrer noch nicht veröffentlichten Illustrationen gestoßen und dachte, sie könnte dazu ein Märchen schreiben. Über zwei Feen, die die Gabe besitzen, jede Lüge sofort zu enttarnen. Sie hat bereits ein Exposé geschrieben. Ich finde, es«, Walter räusperte sich, »ich finde, es hat seine Berechtigung. Hier und da klingt es vielleicht noch etwas didaktisch oder gouvernantenhaft, aber der Ansatz gefällt mir, die Kinder zur Wahrheit zu erziehen. Sag mal, erinnerst du dich zufällig an das rote Fotoalbum, das damals oben auf der Pritsche im Zeichenzimmer lag?«
    »Das mit den Urlaubsbildern aus Buenos Aires?«
    »Ja, richtig. Das suche ich seit einigen Wochen, kann es aber nirgends finden. Erinnerst du dich zufällig noch an die Bilder, die ich damals von Mama gemacht hatte? Wie sie dich bei Onkel Hans auf der Veranda auf dem Arm

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