Letzte Beichte
Verrecken nicht vorstellen können, warum Marj ihn unbedingt heiraten wollte. Ich heulte hemmungslos, als sie zum Altar schritt, um mit diesem verpissten Schwabbelklumpen in den heiligen Bund der Ehe einzutreten.
Dann war da die Hochzeit meiner Kusine auf Skye gewesen. Bei der heulte ich, weil ich so peinlich berührt war. Ich hatte einen wirklich süßen Typen namens Jamie von der Uni gebeten, mich zu begleiten. Seit Monaten schwärmte ich für ihn, aber er war Mr. Allseits-Beliebt, schrecklich süß, konnte alles, und reich war er auch. Er willigte ein, und die sexuelle Chemie zwischen uns war so heftig, dass wir während der gesamten sechsstündigen Fahrt kein Wort miteinander reden konnten. Wir saßen einfach da, und unsere Säfte zischten über seinen Schaltknüppel. Ich zog mich um (ein sehr sexy Outfit), und wir rannten zur Kirche, wo wir gerade noch rechtzeitig zum Beginn der Zeremonie eintrafen. Er folgte mir zu unseren Plätzen, und als wir uns hinsetzten, waren unsere Körper einander so nah, dass ich überall Gänsehaut bekam.
»Du hast da was am Rücken kleben«, flüsterte er mir ins Ohr.
»Danke«, antwortete ich. Der heiße Hauch seines Flüsterns hatte mich erregt. Ich griff nach hinten, konnte aber nichts fühlen. »Kannst du es abmachen?« fragte ich. Er wirkte nicht allzu begeistert. »Bitte«, sagte ich und klimperte mit den Augendeckeln.
Er legte seine Hand auf meinen Rücken. Ich hörte, wie sich ein Klebestreifen löste, und dann reichte er mir die Slipeinlage, die ich vor dem Umziehen herausgenommen hatte.
Sie war benutzt.
Schmuddelige, abstoßende Idiotin.
Die Peinlichkeit meiner Situation überwältigte mich so sehr, dass ich zu weinen begann. Tränen rollten über meine Wangen, als ich das Ding zusammenknüllte und in meine Handtasche steckte.
Während das Paar fotografiert wurde, trank ich zu viel Sekt, und das Ganze endete damit, dass ich vor den Ansprachen im Bett meines Einzelzimmers lag und meinen Kopf vorsichtig hin und her rollte, um das innere Drehen zu besänftigen, das unmittelbar vor dem Kotzen kommt. Am nächsten Tag fuhren wir wieder sechs Stunden, ohne zu sprechen: Diesmal nicht wegen zischender Säfte, sondern weil der hübsche Jamie mich für eine Schnapsdrossel hielt. Und er hatte recht damit.
Deshalb also waren Hochzeiten nicht mein Ding.
Aber als Amanda mich fragte, ob ich verheiratet sei, fühlte sich mein ganzer Körper an, als ob man ihn in Honiglotion für die Hände getaucht hätte. Hmmmm, heiraten, lecker. Eine öffentliche Bekundung meiner Liebe zu Chas. Eine offizielle Verbindung unserer Familien. Chas könnte der offizielle Vater von Robbie werden. Wir könnten uns in alle Ewigkeit lieben, ganz offiziell. Was war bloß los mit mir? Was fiel mir ein? Warum wünschte ich mir plötzlich ein Dokument, das unsere Liebe schwarz auf weiß bezeugte? Es ergab keinen Sinn, und doch erschien mir der Gedanke an eine Heirat auf einmal sehr reizvoll. Er war warm und romantisch und seltsam köstlich. Auf einmal fragte ich mich erstaunt, warum Chas nie um meine Hand angehalten hatte. Warum hatte er mich nicht eines Abends ins Rogano eingeladen, sich hingekniet und mich mit einem sorgfältig einstudierten Antrag in Verlegenheit gebracht? Warum hatte ich nicht in Hochzeitsbroschüren und »Hello«-Heftengeblättert, um nach dem perfekten Kleid, dem perfekten Hotel, dem Auto, dem Dudelsackbläser und dem ganzen Hochzeitsmist zu suchen?
»Wo haben Sie geheiratet?« fragte ich und kehrte aus meinen Traumland in die Wirklichkeit zurück. Ich interessierte mich für sie, aber ich malte mir auch verschiedene Möglichkeiten für mich und Chas aus: die majestätische Burg in den Highlands, das piekfeine Hotel, die Universitätskapelle, Gretna Green, der Garten hinter dem Haus meiner Eltern, Sri Lanka.
Statt meine Frage direkt zu beantworten, erzählte sie mir von ihrer Hochzeitsfeier in Glasgow und wie sie ihrer Familie den neuen Freund vorgestellt hatte. Noch nie sei sie glücklicher gewesen, sagte sie und feilte meine Nägel.
»Wo haben Sie die Flitterwochen verbracht?« Hm, dachte ich. Wohin könnten Chas und ich fahren? Das Great Barrier Reef? Kerala? Auf Safari?
Als Amanda ›The Lock House‹ am Crinan in Argyll nannte, konnte ich nur mühsam mein Erschrecken verbergen: Das war der Ort, an dem der Mord stattgefunden hatte.
»Seltsame Flitterwochen«, sagte Amanda. »In der ersten Nacht habe ich nur gereihert. Und am zweiten Tag musste Jeremy wegen eines Notfalls nach
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