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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Dad und sein Großvater. Katie, die Mutter des Jungen, war eine auffallend zierliche Frau gewesen, doch die Männer der Familie Callahan waren ausnahmslos groß - nicht schwer, aber sehr groß gewachsen. Ihre Körpergröße gehörte zu ihrem »aristokratischen Auftreten«, wie der Koch erklärt hatte.
    Er und Carmella fanden die Hochzeit schauderhaft und hatten sich permanent brüskiert gefühlt. Es war eine aufwendige Angelegenheit gewesen, in einem noblen privaten Club in Manhattan - Katie war schon einige Monate schwanger -, und obwohl das Fest eine Stange Geld gekostet hatte, war das Essen ungenießbar gewesen. Die Callahans legten keinen Wert auf gutes Essen. Sie gehörten eher zu der Sorte, die stundenlang an einem Eiswürfel lutschen konnte, zu viele Cocktails trank und sich mit massenhaft Horsd'oeuvres vollstopfte. Sie sahen aus, als hätten sie so viel Geld, dass sie aufs Essen verzichten konnten. So hatte es Tony Angel Ketchum gegenüber formuliert, der damals noch Stämme auf dem Kennebec flößte. Der Holzfäller hatte abgesagt, er sei in Maine zu beschäftigt. Doch in Wirklichkeit kam Ketchum nicht zur Hochzeit, weil der Koch ihn darum gebeten hatte.
    »Ich kenne dich, Ketchum - du nimmst dein Browning-Jagdmesser mit und eine Flinte. Dann bringst du jeden Callahan um, den du als solchen identifizieren kannst, Katie eingeschlossen, und dann machst du dich mit dem Browning über Dannys Finger her.«
    »Ich weiß, dass du meine Ansicht teilst, Cookie.«
    »Ja, das stimmt«, gab der Koch zu, »und sogar Carmella ist unserer Meinung. Aber wir müssen Daniel seinen eigenen Weg gehen lassen. Die Callahan-Hure wird
von irgendwem
ein Kind bekommen, und dank dieses Kindes muss
mein
Kind nicht in diesen unseligen Krieg ziehen.«
    Und so war Ketchum in Maine geblieben. Später würde der Holzfäller sagen, zum Glück sei Cookie auf der Hochzeit gewesen. Als Joe immer mehr in die Höhe schoss, hätte der Koch vielleicht zu der Ansicht kommen können, sein geliebter Daniel könne unmöglich der Vater des Jungen sein. Schließlich hatte Katie jeden flachgelegt, der nicht bei drei auf den Bäumen war, sie hätte sich also genauso gut von einem anderen schwängern lassen und dann Daniel heiraten können. Doch die Hochzeit lieferte den Beweis, dass es in der Familie Callahan ein Gen für große Männer gab, und Joe war Danny wie aus dem Gesicht geschnitten, nur dass der Scheitel seines Dads ihm gerade einmal bis zu den Schultern reichte.
    Joe hatte den Körperbau eines Ruderers, ruderte aber nicht. Aufgewachsen war er hauptsächlich in Vermont - der Junge war ein geübter Skiabfahrtsläufer. Sein Dad machte sich nicht viel aus Skisport; wenn überhaupt, zog er, als Läufer, Langlauf vor. Denn Danny ging weiterhin joggen, das half beim Denken und beflügelte seine Phantasie.
    Auf der Northfield Mount Hermon war Joe in der Ringermannschaft, er hatte aber auch nicht den Körperbau eines Ringers. Wahrscheinlich hatte Ketchums Einfluss Joe bewogen, sich fürs Ringen zu entscheiden, dachte der Koch. (Ketchum war zwar nur ein Kneipenschläger, aber Ringen kam Ketchums Lieblingskampfstil näher als Boxen. Gewöhnlich schlug Ketchum seine Gegner erst, wenn er sie auf dem Boden hatte.)
    Als Ketchum zum ersten Mal einen von Joes Ringkämpfen an der nmh besuchte, hatte der Kneipenschläger den Sport nicht auf Anhieb verstanden. Joe hatte seinen Gegner durch einen Wurf zu Boden befördert, wo dieser nun auf der Seite lag, als Ketchum schrie:
»Jetzt
zuschlagen - nun schlag endlich
zu!«
    »Ketchum«, sagte Danny, »zuschlagen ist nicht gestattet - das ist ein Ringkampf.«
    »O Mann, das ist der beste Zeitpunkt, einen Kerl zu schlagen«, sagte Ketchum, »wenn man ihn flach auf dem Boden liegen hat.«
    Später im selben Kampf hatte Joe seinen Kontrahenten fast in der Lage, wo er ihn haben wollte; Joe hielt den Hals des anderen Ringers in einem Halbnelson und kippte ihn gerade auf den Rücken.
    »Joes Arm ist auf der falschen Seite des Halses«, beschwerte sich Ketchum beim Koch. »Man kann keinen würgen, wenn man den Arm hinten um seinen
Nacken
legt - man muss ihn vorne auf die Scheißkehle legen!«
    »Joe will den Burschen nicht würgen, sondern ihn auf den Rücken befördern, Ketchum!«, sagte Tony Angel seinem Freund.
    »Würgen ist unzulässig«, erklärte Danny.
    Joe gewann seinen Kampf, und als auch alle anderen Kämpfe vorbei waren, ging Ketchum hin, um dem Jungen die Hand zu schütteln. Dabei betrat Ketchum zum ersten Mal eine

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