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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Voraussicht verfluchend, tat ich etwas von der Heilsalbe, die ich immer bei mir hatte, auf die Wunde und verband dann Helenas Arm. Ich versuchte mir einzureden, daß die Skorpione dieser Gegend vielleicht nicht unbedingt tödlich waren. Der Palmyrer schien mir mit seinem Gebrabbel sagen zu wollen, daß ich alles richtig gemacht hätte. Er meinte offenbar, daß es den Versuch wert war. Ich schluckte meine Panik runter und versuchte, ihm zu glauben.
    Ich hörte das Rascheln eines Besens, als jemand den toten Skorpion zornig beiseite fegte. Helena, so bleich, daß ich beinahe vor Verzweiflung aufschluchzte, rang sich ein beruhigendes Lächeln ab. Plötzlich leerte sich das Zelt. Unsichtbare Hände hatten die Seitenplanen heruntergerollt. Ich trat zurück, während Byrria Helena aus den blutbeschmierten Kleidern half. Rasch ging ich nach draußen, um warmes Wasser und einen sauberen Schwamm zu holen.
    Beim Feuer wartete eine kleine Gruppe. Musa stand schweigend ein wenig abseits. Jemand machte das Wasser warm und reichte mir die Schüssel. Wieder wurde mir auf den Rücken geklopft und gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Ohne mit jemandem zu sprechen, ging ich zu Helena zurück.
    Byrria merkte, daß ich mit Helena allein sein wollte, und zog sich diskret zurück. Draußen hörte ich sie mit Musa schimpfen. Irgendwas sagte mir, daß man sich auch um ihn kümmern sollte.
    Als ich Helena wusch, klappte sie plötzlich zusammen, wahrscheinlich wegen des Blutverlusts. Ich ließ sie sanft auf die Decke zurückgleiten und redete auf sie ein, bis sie wieder zu sich kam. Nach einer Weile gelang es mir, ihr ein sauberes Kleid überzustreifen, dann machte ich es ihr mit Kissen und Decken bequem. Wir sprachen kaum, teilten uns alles, was wir empfanden, durch Berührungen mit.
    Immer noch bleich und schwitzend, sah sie mir beim Aufräumen zu. Als ich mich neben sie kniete, lächelte sie wieder. Dann nahm sie meine Hand und legte sie auf den dicken Verband, als könnte meine Wärme heilen.
    »Tut es weh?«
    »Nicht allzu sehr.«
    »Ich fürchte, das wird noch kommen.« Eine Weile schauten wir uns schweigend an, nun beide unter Schock. Wir waren uns so nahe wie nie zuvor. »Es werden Narben zurückbleiben. Das ließ sich nicht vermeiden. Ach, mein Liebling! Dein schöner Arm …« Nie wieder würde sie etwas Ärmelloses tragen können.
    »Jede Menge Armreifen«, murmelte Helena, praktisch wie immer. »Denk nur, wieviel Spaß es dir machen wird, sie für mich auszusuchen.« Sie neckte mich, drohte mir mit den Ausgaben.
    »Was bin ich doch für ein Glückspilz!« Ich brachte ein Grinsen zustande. »Jetzt muß ich mir nie mehr Gedanken machen, was ich dir zu den Saturnalien schenken soll …« Vor einer halben Stunde hatte ich nicht damit gerechnet, je wieder ein Winterfest mir ihr zu feiern. Jetzt gelang es ihr irgendwie, mich davon zu überzeugen, daß ihre Zähigkeit sie schon durchbringen würde. Das rasche, schmerzhafte Pochen meines Herzens wurde allmählich wieder fast normal, während wir miteinander redeten.
    Einen Augenblick später flüsterte sie: »Mach dir keine Sorgen.«
    Doch ich würde mir noch eine Menge Sorgen machen müssen.
    Mit der gesunden Hand streichelte sie mein Haar. Gelegentlich spürte ich, wie sie sanft durch die schlimmsten Zotteln in meinen ungekämmten Locken fuhr, die sie angeblich so mochte. Nicht zum ersten Mal schwor ich mir, in Zukunft immer ordentlich frisiert zu sein, ein Mann, in dessen Begleitung sie sich nicht zu schämen brauchte. Nicht zum ersten Mal ließ ich die Idee fallen. Helena hatte sich nicht in einen geschniegelten, aufgedonnerten Modegecken verliebt. Sie hatte mich ausgesucht: ein passabler Körper; einigermaßen Verstand; Witz; gute Absichten und ein halbes Leben Erfahrung, was das Verbergen meiner schlechten Angewohnheiten vor den Frauen, die mir wichtig waren, anging. Nichts Besonderes; aber auch nichts allzu Gräßliches.
    Unter der vertrauten Berührung ihrer Finger entspannte ich mich. Bald war sie eingeschlafen.
     
    Helena schlief immer noch. Ich kauerte neben ihr, den Kopf in den Händen, als ein Geräusch am Zelteingang mich hochschrecken ließ. Es war Musa.
    »Kann ich helfen, Falco?«
    Ich schüttelte ärgerlich den Kopf, hatte Angst, er könnte sie wecken. Dann sah ich, wie er sich niederbeugte und zögernd sein Messer aufhob, das immer noch dort lag, wo ich es hatte fallen lassen. Es gab etwas, das er tun konnte, aber es hätte barsch geklungen und ich sprach es

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