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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sicher die Wahrheit sagen. Schließlich war sie ja wohl Ihre Freundin.«
    Dazu sagte Afrania nichts. Ich wußte, daß zwischen den beiden eine gewisse Rivalität bestanden hatte. Doch was sie dann sagte, verblüffte mich. »Tranio war wirklich bei mir. Er wollte allerdings, daß ich es abstreite.«
    »Jupiter! Warum denn das?«
    Sie hatte den Anstand, verlegen auszusehen. »Er sagte, es wäre einer seiner Streiche, mit denen er Sie verwirren will.«
    Ich lachte bitter. »Ich bin schon durch viel Geringeres zu verwirren«, gestand ich. »Aber ich verstehe das nicht. Warum sollte sich Tranio als Mordverdächtiger hinstellen? Und warum sollte er Sie mit hineinziehen?«
    »Tranio hat Ione nicht umgebracht«, beteuerte Afrania. »Aber fragen Sie mich nicht, was sich der blöde Kerl dabei gedacht hat. Ich habe keine Ahnung.«
    Die Idee mit dem Streich war so weit hergeholt, daß sie mir als Ausrede erschien, die sich Tranio für Afrania ausgedacht hatte. Allerdings wollte mir absolut kein anderer Grund einfallen, warum er sie um diese Lüge gebeten haben mochte. Die einzige, wenn auch recht vage Möglichkeit war, daß er den Verdacht von jemand anderem ablenken wollte. Aber Tranio mußte bei diesem anderen schon tief in der Kreide stehen, wenn er das Risiko auf sich nahm, eines Mordes beschuldigt zu werden, den er nicht begangen hatte.
    »Hat jemand Tranio in letzter Zeit einen großen Gefallen getan?«
    »Nur ich!« höhnte das Mädchen. »Mit ihm ins Bett zu gehen, meine ich.«
    Ich grinste anerkennend und wechselte dann schnell das Thema. »Wissen Sie, mit wem sich Ione an den Wasserbecken getroffen haben könnte?«
    Afrania schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist der Grund, warum wir manchmal Streit hatten. Ich dachte, sie hätte ein Auge auf Tranio geworfen.«
    Sehr geschickt. Tranio wurde als möglicher Gefährte des toten Mädchens dargestellt und bekam gleichzeitig ein wasserdichtes Alibi. »Aber er kann es nicht gewesen sein«, faßte ich einigermaßen trocken zusammen, »weil der wunderbare Tranio die ganze Nacht akrobatische Kunststückchen mit Ihnen vollführt hat.«
    »Allerdings!« gab Afrania zurück »Und wo stehen Sie jetzt, Falco? Ione muß es mit der ganzen Truppe getrieben haben.«
    Nicht eben hilfreich für den Schnüffler, der rauskriegen will, wer sie umgebracht hatte.
    Als unsere Wagen in Sicht kamen, verlor Afrania jäh die Lust, mit mir zu reden. Ich ließ sie gehen und überlegte, ob ein weiteres Gespräch mit Tranio angesagt war oder ob ich so tun sollte, als hätte ich ihn vergessen. Ich beschloß, ihn in Ruhe zu lassen, aber im Auge zu behalten.
    Helena meinte immer, daß sei der leichteste Ausweg für einen faulen Ermittler. Hiervon würde sie jedoch nichts erfahren. Nur wenn es wirklich wichtig war, erzählte ich Helena, daß ich mir Informationen von einem sehr hübschen Mädchen besorgt hatte.
     
    Wenn die Pellaner wirklich blutrünstig waren, hielten sie ihre abscheulichen Gelüste allerdings gut in Schach. Ja, sie benahmen sich sogar äußerst manierlich während unserer Vorstellung der Piratenbrüder , saßen in ordentlichen Reihen, verspeisten in Honig eingelegte Datteln und applaudierten hinterher brav und ernsthaft. Pellanische Frauen bedrängten Philocrates in ausreichender Anzahl, um ihn weiterhin unausstehlich zu machen; pellanische Männer stierten Byrria kuhäugig nach, gaben sich aber dann mit den Musikerinnen zufrieden; Chremes und Phrygia wurden von einem ortsansässigen Magistrat zu einem anständigen Essen eingeladen. Und wir übrigen wurden ausnahmsweise mal bezahlt.
    Unter anderen Umständen wären wir vielleicht länger in Pella geblieben, aber Iones Tod hatte die Truppe ruhelos gemacht. Zum Glück war die nächste Stadt nicht weit entfernt, nur auf der anderen Seite des Jordantals. Also zogen wir gleich am nächsten Morgen weiter nach Skythopolis.

XXXIII
    Skythopolis, ehemals unter dem Namen des Stadtgründers Nysa bekannt, war umbenannt worden, um Verwirrung und Probleme mit der Aussprache zu stiften, hatte aber sonst nichts Exzentrisches. Die Stadt hatte eine beherrschende Position an der Hauptstraße am westlichen Jordanufer inne und bezog daraus ihr Einkommen. Ihr Erscheinungsbild glich den anderen: hoch oben eine Zitadelle, wo die Griechen ursprünglich ihre Tempel gebaut hatten; darunter dann modernere Gebäude, die sich über die Hänge ausbreiteten. Umgeben von Hügeln, lag die Stadt etwas abseits vom Fluß, mit Blick auf Pella auf der anderen Seite des Tals.

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