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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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fest«, rief Geoffrey, der vor Angst wie gelähmt war und sich wie ein Schwächling vorkam.
    »Sag mir, was ich tun soll!« Jacqueline fragte sich, was Geoffrey auf dem Baumstamm machte, aber für solcherlei Überlegungen war jetzt keine Zeit. »Soll ich Hilfe holen?«
    »Nein!«, schrie der Junge panisch. Er wollte auf gar keinen Fall, dass sein Vater oder sein Onkel ihn so sahen. »Der Widder«, keuchte er. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Er schloss die Augen, weil er fürchtete, ohnmächtig zu werden, wenn er noch länger auf die strudelnde Strömung starrte. »Er hängt fest … und … das Wasser … steigt.«
    »Der Widder?« Jacqueline blickte sich suchend um. »Was für ein Widder?« In diesem Moment hörte sie das Blöken. Geoffrey hörte es auch; es klang schon bedeutend schwächer. Das Tier war erschöpft.
    »Ich sehe ihn!«, rief Jacqueline. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie die Situation erfasst hatte. »Kannst du aufstehen, Geoffrey?«
    »Nein, ich glaub nicht. Ich … ich hab solche Angst!«
    Jacqueline konnte ihm anhören, wie sehr er sich für dieses Eingeständnis schämte.
    Sie überlegte einen Augenblick. »Ist das Wasser sehr tief?«
    »Keine Ahnung.« Der Junge hob kurz den Kopf, brachte es aber nicht fertig, den Baumstamm loszulassen. »Ich … kann nicht aufstehen. Ich kann einfach nicht.« Er ließ den Kopf wieder sinken und kam sich schrecklich feige vor.
    Jacqueline beschloss zu handeln. Sie drückte ihre Fersen in Dixies Flanken und lenkte das Pferd neben dem Baumstamm ins Wasser. Sie hoffte, er würde ihnen ein bisschen Schutz vor der Strömung bieten.
    »Komm schon, Mädchen, so ist’s brav«, ermutigte sie die Stute, als sie in das tosende Wasser watete.
    Dixies Ohren zuckten nervös, und das Weiße ihrer Augen war zu sehen. Doch schnell hatten sie den tiefsten Punkt des Flusses erreicht. Jacqueline hoffte inständig, sie würde sich im Sattel halten können, wenn die Stute schwimmen musste. Sekunden später, die Jacqueline allerdings wie eine Ewigkeit vorkamen, hatten sie den Fluss fast durchquert.
    »Was soll ich tun?«, rief sie Geoffrey zu.
    Geoffrey versuchte, sich aufzurichten, aber er schaffte es nicht. Er hatte seine Finger so fest in den Stamm gekrallt, dass sie taub geworden waren. »Pack ihn an den Hörnern und versuch, ihn die Böschung hinaufzuziehen«, rief er und merkte nicht einmal, dass er sie duzte. Er verwünschte sich für seine Feigheit. Was, wenn Jacqueline etwas zustieße? Wie sollte er erklären, dass er tatenlos zugesehen hatte, anstatt ihr zu Hilfe zu kommen? Sein Vater würde ihn hassen für seine Schwäche. Er war ein Hasenfuß, kein Mensch, zu dem seine jüngeren Brüder aufblicken konnten.
    Jacqueline lenkte Dixie so dicht wie möglich an den Widder heran. Eines seiner gewundenen Hörner hatte sich tatsächlich in einer Astgabel verfangen, und durch den immensen Druck der Strömung schaffte er es nicht, sich allein aus dieser misslichen Situation zu befreien. Jacqueline packte das andere Horn und kickte ihre Fersen in Dixies Flanken. Die Stute machte einen Satz ein Stück die Böschung hinauf. Durch den Ruck wurde das eingeklemmte Horn aus der Astgabel gerissen, der Widder war frei. Einen Augenblick fürchtete sie, die Strömung würde ihn mit sich reißen, aber irgendwie gelang es ihm, sich durch das Wasser und unter dem Geäst des Baumes hindurchzukämpfen und festen Boden zu erreichen. Verstört blieb das Tier stehen.
    Jacqueline sprang aus dem Sattel, packte den Widder an den Hörnern und zerrte ihn die Böschung weiter hinauf. Immer wieder rutschte sie auf dem morastigen Boden aus, keuchend vor Anstrengung. Endlich erreichten sie das Ufer, wo das Tier in Sicherheit war. Hechelnd vor Erschöpfung stand es mit aufgesperrtem Maul wie versteinert da.
    Geoffrey, der die Rettungsaktion mit angehaltenem Atem beobachtet hatte, empfand grenzenlose Erleichterung – Jacqueline war nichts passiert, der Widder nicht ertrunken. Er nahm all seinen Mut zusammen, richtete sich in eine sitzende Position auf und rutschte auf dem Hosenboden Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Als er die andere Seite des Flusses fast erreicht hatte, überkam ihn aufs Neue eine namenlose Angst.
    »Nur Mut, Geoffrey, du schaffst das schon«, ermunterte ihn Jacqueline. Sie konnte ihm ansehen, wie er mit sich kämpfte. »Sieh mich an, Geoffrey«, befahl sie mit fester, aber ruhiger Stimme. »Sieh mich an!« Als Geoffrey zögernd aufschaute, sagte sie: »Und jetzt kommst du

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