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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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blieben dann aber wie angewurzelt auf der Veranda stehen – nicht nur Jacqueline, sondern auch Vera stieg aus dem Wagen. Und Vera hatte einen Koffer dabei.
    Die beiden Frauen liefen durch den Regen und die Stufen der Veranda hinauf.
    »Bitte seien Sie Jackie nicht böse, weil sie das Auto genommen hat«, sprudelte Vera hervor, als sie Bens finstere Miene sah. Sie wusste, dass Jacqueline ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte, weil sie ohne Bens Wissen mit dem Morris gefahren war.
    »Erstens hat sie keinen Führerschein, zweitens dürfte sie bei diesem Wetter nicht allein unterwegs sein, und drittens würde Ben Ärger mit Constable Brownly bekommen, wenn etwas passiertwäre, weil er nicht dafür gesorgt hat, dass der Wagen ordnungsgemäß verschlossen ist«, sagte Nick scharf.
    Jacqueline konnte weder Ben noch Nick in die Augen sehen.
    »Ich bin ehrlich gesagt stocksauer«, stieß Ben aus. Er sah erst sein schlammbespritztes Auto an und dann Jacqueline. »Sie haben hoffentlich einen guten Grund für Ihren Ausflug. Eine Nachbarin zu besuchen, selbst wenn die Nachbarin Vera heißt, ist kein guter Grund. Also?«
    »Es ist ganz allein meine Schuld«, räumte Vera verlegen ein. »Ich habe mich über Funk mit Jackie unterhalten, als die Decke über dem Funkgerät plötzlich einstürzte. Sie hat den Regenmassen nicht standgehalten. Ich habe laut geschrien und mich schnell unter den Tisch geduckt, mir ist nichts passiert, aber das Funkgerät wurde beschädigt und funktionierte nicht mehr. Jackie hatte Angst, mir könnte etwas zugestoßen sein, deshalb ist sie in ihrer Panik losgefahren, um nach mir zu sehen.«
    Ben nickte langsam. »Ich verstehe.« Er sah den Koffer an. »Wollen Sie verreisen?«
    Bis zu diesem Moment hatte Vera sich tapfer zusammengenommen, aber bei Bens Frage brach sie in Tränen aus. »Ich verlasse Mike, Ben«, schluchzte sie.
    Ben war sprachlos.
    »Ich setz Teewasser auf«, sagte Jacqueline schnell und streichelte tröstend Veras Arm.
    Sie wunderte sich, dass Vera nicht schon eher zusammengebrochen war. Von ihrem unerschütterlichen Optimismus war offenbar nichts übrig geblieben – sie war das reinste Nervenbündel. Eine Tasse Tee zur Stärkung würde jetzt allen guttun.
    Nachdem Jacqueline die Furt durchquert hatte und der Auffahrt bis hinunter zur Straße gefolgt war, hatte sie kurz überlegt und war dann instinktiv nach rechts abgebogen, weil sie Rawnsley Park Station in dieser Richtung vermutete. Sie fuhr langsam und wich denSchlaglöchern aus, so gut es ging. Die ganze Zeit dachte sie an Vera. Die Minuten schienen sich zu Stunden zu dehnen. Zum Glück ließ der alte Morris sie nicht im Stich.
    Sie kam an zwei Toreinfahrten vorbei, die zu Farmen führten. Jedes Mal drosselte sie das Tempo, aber erst am dritten Gatter las sie an einem Pfosten Rawnsley Park Station. Als Jacqueline das Farmhaus erreichte, hatte Vera bereits den Koffer gepackt. Sie war entschlossen, sich zu Fuß auf den Weg nach Wilpena Station zu machen – in einem Mantel von Mike und einem Paar Galoschen, die ihr einige Nummern zu groß waren.
    Vera traute ihren Ohren nicht, als sie den Motor eines Autos hörte. Als der Wagen vor dem Haus hielt und jemand ausstieg, glaubte sie an eine Fata Morgana. Nachdem sie den Entschluss gefasst hatte, Mike zu verlassen, war sie innerlich ganz ruhig. Nichtsdestoweniger freute sie sich riesig, Jacqueline zu sehen. Sie umarmte und drückte sie und war ganz gerührt, dass die Freundin sich solche Sorgen um sie gemacht hatte und bei diesem Wetter ganz allein aufgebrochen war, um nach ihr zu sehen. Vera bewunderte ihren Mut noch viel mehr, als sie erfuhr, dass sie es riskiert hatte, sich durch ihre Eigenmächtigkeit Bens Zorn zuzuziehen.
    Jacqueline wiederum war erleichtert, weil Vera nichts zugestoßen war. Die Nachricht, dass sie Mike verlassen wollte, schockierte sie zutiefst, aber sie stellte keine Fragen. Sie half Vera, den Koffer einzuladen, und dann konzentrierte sie sich aufs Fahren, damit sie beide heil nach Wilpena kamen.
    Ben legte den Arm um Veras heftig zuckende Schultern. Sein Zorn verebbte. »Kommen Sie, gehen wir ins Haus«, sagte er beruhigend.
    »Ich will Ihnen nicht zur Last fallen«, schluchzte sie, »aber ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll.«
    »Sie fallen mir doch nicht zur Last. Sie können bleiben, solange Sie wollen.« Ben nahm Veras Koffer und reichte ihn Nick. »Bringst du den bitte in Jackies Zimmer?« Er ging mit Vera ins Wohnzimmer und setzte sich mit ihr aufs

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