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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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hatte seinen Vater noch nie so verletzlich erlebt. »Du bist der stärkste Mann, den ich kenne, Dad. Ich werde nie so sein wie du.«
    »Sag so was nicht, Geoffrey.«
    »Warum nicht? Es stimmt doch.«
    »Nein, es stimmt eben nicht. Stell mich nicht auf ein Podest, das habe ich nämlich nicht verdient. Ich habe viele Fehler und Schwächen. Frag Rachel Roberts. Sag ihr, sie soll mir Blut abnehmen, und du wirst keinen größeren Feigling als mich weit und breit sehen.«
    Geoffrey glaubte ihm nicht. Sein Vater sagte das sicher nur, um ihn zu trösten.
    Ben sah seinem Sohn die Zweifel an. »Ich habe eine Heidenangst vor Nadeln. Du weißt selbst, wie oft ich mich schon geschnitten habe. Glaubst du, ich weigere mich aus Heldenmut, zum Arzt zu gehen? Nein, ich gehe nicht, weil ich eine panische Furcht habe, dieWunde müsse genäht werden. Als du nach deinem Unfall letztes Jahr an der Heuballenpresse behandelt wurdest, habe ich deinen Mut bewundert. Ich konnte nicht mal hinsehen, weißt du noch? Ich habe euch erzählt, ich hätte noch draußen zu tun, aber das war geflunkert. Ich hatte schlicht Angst, ich könnte vor dir und Rachel umkippen.«
    Geoffreys Mundwinkel hoben sich. »Ich wär auch fast umgekippt, Dad. Rachel musste mir Riechsalz unter die Nase halten.«
    Ben grinste. »Armer Teufel. Es scheint, als kämst du ganz nach deinem Vater.« Er wurde wieder ernst und rang einen Augenblick mit sich, ob er Geoffrey noch mehr erzählen sollte, entschied sich dann aber dafür. »Nach dem Tod eurer Mutter habe ich viel geweint, mein Junge«, sagte er. »Ich habe zwar versucht, mir nichts anmerken zu lassen und euretwegen tapfer zu sein, aber glaub mir, es gab viele, viele Tage, wo ich mich am liebsten in einem Loch verkrochen hätte und nie wieder herausgekommen wäre. Deine Mutter war die Starke in unserer Familie, ohne sie bin ich verloren. Ich weiß offen gestanden nicht, wie ich es bis heute geschafft habe. Wahrscheinlich, weil es sein musste, aber es ist verdammt hart.«
    Geoffrey hatte seinen Vater noch nie so reden hören. »Mom fehlt dir sehr, nicht? Du bist einsam ohne sie.« Er hatte gedacht, er und seine Brüder seien dem Vater Gesellschaft genug, doch das war ein Irrtum. Und vermutlich nicht sein einziger Irrtum, wie ihm jetzt zum ersten Mal klar wurde. Er musste noch eine Menge lernen, wenn er erwachsen werden wollte.
    Ben nickte. »Einsamer, als du dir vorstellen kannst.«
    »Vielleicht wirst du eines Tages noch einmal eine Frau finden, die du liebst, Dad.«
    Ben sah seinen Sohn überrascht an. So erwachsen kannte er ihn gar nicht. »Das ist unwahrscheinlich, mein Junge, aber das macht nichts. Ich hatte großes Glück, eine Frau wie deine Mutter lieben zu dürfen. Ich kann nicht erwarten, ein zweites Mal so viel Glück zu haben.«

18
    Die Männer kehrten nach knapp drei Stunden Arbeit zur Farm zurück. Sie hatten alle Zäune ausgebessert und waren zuversichtlich, dass nach den heftigen Niederschlägen frisches Grün auf den Weiden sprießen würde. Der Regen hatte nachgelassen und wurde jetzt wieder stärker, so waren sie froh, endlich ins Trockene zu kommen. Zudem wollte Ben unbedingt nach dem Widder sehen.
    Als sie zu den Ställen ritten und absaßen, fiel Ben sofort auf, dass die Steine im heiligen Kreis der Aborigines verschoben worden waren.
    »Was ist denn hier passiert?«, rief er.
    Stirnrunzelnd trat er näher, um sich die Sache genauer zu betrachten. Er wusste um die Bedeutung dieses Ortes; der zerstörte Kreis war keine Bagatelle.
    Nick folgte seinem Bruder, während die Jungen die Pferde in den Stall brachten. »Glaubst du, das waren Angehörige eines anderen Stammes?« Nick kratzte sich verdutzt am Hinterkopf. Die Reifenspuren des Morris waren durch den starken Regen nicht mehr zu sehen.
    »Keine Ahnung.« Ben schüttelte den Kopf und wischte sich den Regen vom Gesicht. »Solange ich hier bin, habe ich noch nie erlebt, dass Angehörige eines anderen Stammes in böser Absicht nach Wilpena gekommen wären.«
    Auf einmal schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Er wollte sich gerade auf den Weg zur Garage machen, als ein Aborigine mit großen Schritten auf sie zueilte, zornig mit den Armen ruderte und etwas rief.
    »Immer mit der Ruhe, Wirapundu«, sagte Ben, als er ihn erkannte.
    Der Ureinwohner trug einen nulla-nulla bei sich, einen etwa vierzig Zentimeter langen, keulenähnlichen Stock, der an einem Ende spitz zulief, das andere war verdickt. Der Stock wurde als Knüppel oder auch zum Werfen benutzt.

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