Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
Vom Netzwerk:
die sie und ihr Mann dieses Hotel im ländlichen South Australia führten, hatte sie schon allerhand gesehen und erlebt. Davor hatte sie mit Rick einen Gemischtwarenladen in Ceduna an der Westküste betrieben. In dieser Gegend gab es zwar viele Farmen, allerdings lebten auch sehr viel mehr Ureinwohner dort, was eine Reihe sozialer Probleme mit sich brachte. Sally hatte sich mit den Jahren ein dickes Fell zugelegt.
    Sie trat hinter die Theke und schnauzte: »Was darf’s denn sein?«
    Henry merkte, dass er ihr auf den Schlips getreten war, und verwünschte sich für seine Dummheit. Schließlich brauchte er ihre Hilfe. »Ein Bier, bitte«, antwortete er so liebenswürdig er konnte. »Ein reizvolles Lokal haben Sie da«, fügte er hinzu.
    Sally erwiderte nichts darauf. Henry betrachtete die mit Kuhhörnern, Peitschen und Fotos von preisgekrönten Widdern, von Viehhirten und Schafscherern dekorierten Wände. Ein Foto zeigte einen Mann, der einen erlegten Fuchs am Schwanz hochhielt. Hinter ihm konnte man einen Drahtzaun erkennen, an dem mehrere Fuchspelze aufgehängt waren. Henry verzog unwillkürlich das Gesicht. Er hatte noch nie etwas für die Jagd übrig gehabt.
    Mit einem Blick, der so warm wie ein arktischer Wind war, stellte Sally sein Bier auf die Theke. »Sie sind wohl auf der Durchreise.«
    Klingt eher nach einem Wunsch und nicht nach einer Frage, dachte Henry. »Ja, ich möchte zu einer Farm, Wilpena Station. Können Sie mir vielleicht sagen, wie ich dahinkomme?«
    »Bleiben Sie immer auf der Hauptstraße, dann können Sie es gar nicht verfehlen.« Sally wandte sich ab, griff nach ihrem Mopp und arbeitete weiter.
    Diese Wegbeschreibung war noch vager als die, die er von dem Angestellten der Autovermietung in Port Augusta bekommen hatte, wo er sich nach dem Weg nach Hawker erkundigt hatte. Henry setzte sich auf einen Barhocker, schlürfte sein Bier und dachte über die Ereignisse der vergangenen Monate nach, die ihn an diesen Punkt seines Lebens geführt hatten.
    Als Sally, die die ganze Zeit über ein wachsames Auge auf Henry hatte, mit dem Boden fertig war, ging sie hinter die Theke und begann, Gläser zu polieren. Henry starrte dumpf vor sich hin. Er musste sich Mut antrinken, um Jacqueline gegenübertreten zu können. Alles hing von dieser Begegnung ab, deshalb war er aufs Höchste angespannt und nervös.
    Sally riss ihn aus seinen Gedanken. »Sie sind doch nicht von der Bank, oder?« Er sah wie ein Bankangestellter aus: schwarze Hose, weißes Hemd, Schlips. Niemand kleidete sich so auf dem Land, jedenfalls nicht an einem gewöhnlichen Werktag. Außerdem trug er schwarze, auf Hochglanz polierte Schuhe, und sie hatte noch nieeinem Mann in sauber geputzten Schuhen getraut. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass jemand mit glänzenden Schuhen einer ehrlichen Arbeit nachging – die Frauen natürlich ausgeschlossen.
    »Von der Bank?«, wiederholte Henry verdutzt.
    »Ja. Sie sind doch nicht etwa hier, weil Bens Farm versteigert werden soll, oder?« Sally wusste, dass Ian und Meryl Benson wie so viele andere jeden Tag mit dem Besuch des Gerichtsvollziehers rechneten. »Ihr habt doch keine Ahnung, was es bedeutet, eine Dürre durchzustehen. Jetzt, wo es geregnet hat, werden die Farmer auch wieder auf die Beine kommen, ihr müsst ihnen bloß ein bisschen Zeit geben. Einige wie Ben Dulton haben sich mit Mühe und Not gerade so über Wasser halten können. Aber ihr stürzt euch gleich wie die Geier auf jeden, der …«
    »Ich bin hier, weil ich meine Frau sehen will«, fiel Henry ihr ins Wort. Er wusste überhaupt nicht, wovon die Wirtin redete.
    Sally hielt überrascht mitten in der Bewegung inne. Sie war so perplex, dass sie sich nicht einmal für ihren Wortschwall entschuldigte. Stattdessen beugte sie sich über die Theke und sah Henry prüfend an. Ihm wurde unbehaglich unter ihrem kritischen Blick. Er hatte einen amerikanischen Akzent, und die beiden Frauen auf Wilpena kamen aus den usa . Sally wusste noch nichts von Veras Abreise, Ben hatte es niemandem erzählt. Er brachte es einfach noch nicht fertig, über Vera zu sprechen.
    »Welche ist es?«, fragte sie.
    »Wie bitte?« Henry hatte das Gefühl, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein, auf dem nichts einen Sinn ergab. »Ich habe nur eine Frau.«
    »Nein, ich meine, welche von den beiden draußen auf Wilpena ist Ihre Frau – Vera oder Jackie?«
    Henry schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich kenne weder eine Vera noch eine Jackie. Meine Frau heißt

Weitere Kostenlose Bücher