Leuchtende Sonne weites Land - Roman
spannend? Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. Ihr war ein bisschen übel, aber jetzt, wo sie den Grund dafür kannte, ertrug sie es mit freudiger Gelassenheit.
»In der Bar sitzt ein Mann, der behauptet, dein Ehemann zu sein.« Ben sah sie prüfend an.
Das Scheidungsurteil war rechtskräftig, Jacqueline waren die Dokumente zugestellt worden. »Ich habe keinen Ehemann mehr«, erwiderte sie verwirrt. »Außerdem ist Henry in Melbourne. Was sollte er im Hawker Hotel wollen?« Es musste sich um eine Verwechslung handeln.
»Keine Ahnung.«
»Selbst wenn es tatsächlich Henry wäre, was ich nicht glaube, würde er sich doch nicht als mein Ehemann ausgeben, nachdem er sich von mir hat scheiden lassen.«
»Er hat Sally nach dem Weg hierher gefragt.« Ben beobachtete, wie sich unterschiedliche Emotionen auf Jacquelines Gesicht spiegelten: Schock, Wut, Verwirrung, Kummer.
»Ist er … allein?«, fragte sie nach einer Pause.
»Ich denke schon. Sally hätte es bestimmt erwähnt, wenn er jemanden bei sich hätte.«
»Was kann er hier wollen?«, murmelte Jacqueline nachdenklich.
»Meiner Meinung nach gibt es nur eine Möglichkeit.«
Sie sah ihn an. »Und die wäre?«
»Er will dich zurückhaben.«
Jacqueline klappte die Kinnlade herunter. Dann lachte sie laut heraus. »Ich würde nicht zu Henry zurückkehren, und wenn er der letzte Mann auf der Welt wäre!«, sagte sie heftig.
»Bist du sicher?«
»Natürlich bin ich sicher!« Wie konnte Ben nur eine Sekunde lang etwas anderes annehmen? »Er hat mich einfach abgeschoben, weggeworfen, für eine andere, mit der er Kinder haben wollte.«
Sie war laut geworden vor Zorn und Verbitterung. Dann kam ihr plötzlich der Gedanke, dass Henry niemals eigene Kinder haben würde. Es schien doch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit zu geben. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Jacqueline fing Bens Blick auf. Er wusste offenbar nicht, wie er ihre Reaktion deuten sollte. »Kann ich dir ein Geheimnis verraten, Ben?«
Sie musste die gute Nachricht endlich mit jemandem teilen, sonst würde sie noch platzen. Die ganzen letzten Tage hatte sie Nick nicht einen Augenblick für sich allein gehabt, aber sie nahm sich fest vor, es ihm noch am selben Abend zu sagen.
»Ja, sicher«, erwiderte Ben verwundert.
»Ich bin schwanger!« Jacqueline strahlte.
Bens Verwirrung wuchs. »Ich verstehe nicht. Hast du nicht gesagt, dein Mann habe dich verlassen, weil du keine Kinder bekommen kannst?«
»Ja, aber anscheinend war nicht ich es, die unfruchtbar ist! Es kann auch am Mann liegen! Rachel hat mir das bestätigt, aber Henry in seiner Eitelkeit hat diese Möglichkeit natürlich nie in Betracht gezogen.«
»Ja … aber … wie … es tut mir leid, Jackie, aber ich komme da nicht ganz mit«, stammelte Ben ratlos.
Jacqueline holte tief Luft. »Ich erwarte ein Kind von Nick.« Da sie und Nick noch keine Gelegenheit gehabt hatten, Ben von ihrer Beziehung zu erzählen, war sie ein bisschen nervös, wie er wohl reagieren würde.
Ben fiel aus allen Wolken. »Du erwartest ein Kind von Nick«, wiederholte er benommen.
Jacqueline nickte. »Bitte, sei nicht böse. Ich bin so glücklich!«
»Du … und Nick?« Dass sich die beiden mochten, hatte er ja schon gemerkt, aber dass sich die Dinge so weit entwickelt hatten, war ihm neu.
Abermals nickte Jacqueline.
»Zu mir hat er kein Wort gesagt«, wunderte er sich.
»Er weiß es noch gar nicht. Ich habe die ganze Zeit auf den richtigen Moment gewartet, aber es hat einfach nicht hingehauen.«
»Ach so!« Ben strahlte, sprang auf, nahm Jacqueline in die Arme und küsste sie herzlich auf die Wange. »Meinen Glückwunsch! Das ist eine wunderbare Nachricht! Ich werde Onkel!«
»Und ich werde Mutter! Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal diese Worte sagen könnte.«
Sie war überglücklich, Ben konnte es ihr ansehen, und er freute sich von ganzem Herzen für sie. Dann wurde er plötzlich ernst. »Und was machen wir jetzt mit diesem Henry? Sally hat ihn einen eingebildeten Großkotz genannt, er hat offenbar nicht den besten Eindruck hinterlassen. Und Sally ist ziemlich scharfsichtig, weißt du.«
»Einen eingebildeten Großkotz würde ich ihn nicht nennen.« Jacqueline war so glücklich, dass sie sich diese Nachsicht erlauben konnte. »Er hat mir sehr wehgetan, aber er hatte auch seine guten Seiten.« Nicht alles in ihrer zehnjährigen Ehe war schlecht gewesen.
»Soll ich ihn dir vom Hals halten, wenn er herkommt? Es wäre mir ein absolutes
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