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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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handelte es sich um einen Sack Hühnerfutter!
    »Und wie kommen wir da hinauf?«, fragte Tess. Sie trug ebenso wie Jacqueline einen engen Rock. Hinaufklettern konnten sie also nicht.
    »Sie gestatten?« Michael fasste Tess um die Taille und hob sie mühelos auf die Ladefläche. Bevor Jacqueline wusste, wie ihr geschah, hatte er das Gleiche mit ihr gemacht.
    »He!«, schrie sie empört.
    Sie guckte auf ihre neuen weißen Sandalen hinunter, die jetzt schon mit rotem Staub überzogen waren. Sie hätte ihrem Ärger gerne Luft gemacht, aber Tess stieß die Gepäckstücke mit dem Fuß nach hinten an die Rückwand der Fahrerkabine, ließ sich auf ihren Koffer fallen und klopfte mit der Hand auffordernd auf Veras. Vera und Michael waren vorne eingestiegen. Der Motor stotterte ein wenig, als Michael den Zündschlüssel drehte, sprang dann aber an. Michaels Pick-up setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, und Jacqueline plumpste auf Veras Koffer.
    »Ich kann nicht glauben, dass man uns zumutet, auf der Ladefläche dieser Schrottmühle zu fahren«, zischte sie. Vergeblich versuchte sie, den Staub von ihrem Koffer zu wischen, bekam aber nur schmutzige Hände davon. »Iiiih!« Sie säuberte sich die Hände mit ihrem Taschentuch.
    »Es ist ein herrlicher Tag und praktisch windstill, so schlimm wird es schon nicht werden«, meinte Tess. Jetzt, wo die Begegnungmit Tim Edwards bevorstand, ließ sie sich ihre gute Laune durch nichts mehr verderben.
    Jacqueline war das Ganze furchtbar peinlich. Sie lief rot an, als sie auf dem Weg vom Parkplatz an zwei Fahrzeugen vorbeikamen, deren Insassen zu ihnen her starrten. »Ich komme mir wie der letzte Hinterwäldler vor«, brummte sie. Tess konnte sich das Lachen nur mühsam verkneifen.
    Auf der Schnellstraße zerrte der Wind an Jacquelines und Tess’ Haaren und peitschte sie ihnen ins Gesicht. Stroh und Staub wurden aufgewirbelt, sodass sie kaum etwas sehen oder gar richtig atmen konnten. Zu allem Überfluss war auch noch der Auspuff des Wagens defekt. Der ohrenbetäubende Krach machte jede Unterhaltung unmöglich.
    Nach ein paar Meilen bog Michael auf eine Straße ab, die auf die Berge zuführte. Es war noch immer ziemlich heiß, und Jacqueline spürte, wie die Sonne auf ihrem Gesicht, ihren Armen und Beinen brannte. Tess war ein dunklerer Hauttyp, deshalb machte ihr die Sonne nicht so viel aus. Jacqueline warf einen verdrossenen Blick durch die Heckscheibe – Vera und Michael plauderten unbekümmert miteinander.
    Sie kamen durch Quorn, eine verschlafene kleine Stadt, und ließen sie hinter sich zurück. Nach einer Weile erreichten sie Hawker, eine etwas größere Ortschaft, wo ein paar Fahrzeuge vor den Geschäften und Hotels parkten, aber keine Menschenseele zu sehen war. Tess und Jacqueline hätten zu gern Halt gemacht und etwas getrunken, um den Staub in ihren ausgedörrten Kehlen herunterzuspülen, aber Michael und Vera waren so sehr miteinander beschäftigt, dass sie die beiden Frauen scheinbar vergessen hatten.
    »Ist es noch weit?«, schrie Jacqueline.
    Tess schüttelte den Kopf. »Ich glaub nicht«, brüllte sie zurück.
    Im nächsten Moment stieß sie einen spitzen Schrei aus, weil Michael von der asphaltierten Straße auf einen unbefestigten Wegabgebogen war und der Jeep über die Schlaglöcher hüpfte. Jacqueline und Tess hielten sich aneinander fest, so gut sie konnten.
    Als Jacqueline abermals durch die verschmierte Heckscheibe guckte, drehte Vera sich lächelnd zu ihr um und formte mit den Lippen lautlos die Worte: »Alles in Ordnung?«
    Jacqueline schüttelte den Kopf, doch Vera hatte sich schon wieder Michael zugewandt.
    Der Zustand der Straße verschlimmerte sich, und die zwei Frauen auf der Ladefläche wurden durchgeschüttelt und herumgeworfen wie Kartoffelsäcke. Vom verkrampften Festhalten taten ihnen schon die Arme weh, während der Jeep bergab und bergauf, durch Schlaglöcher und ausgetrocknete Flussbetten rumpelte. Durch die Staubwolken, die er aufwirbelte, konnten sie fast nichts von der Landschaft ringsum erkennen.
    Plötzlich quietschte Tess vor Freude. Drei Emus liefen hinter ihnen über die Straße. »Schau mal!« Sie zeigte aufgeregt auf die großen, flugunfähigen Vögel.
    Jacqueline musste erst ihre Haare aus dem Gesicht streichen. »Was? Wo?« Sie blinzelte.
    »Sieh doch nur!« Tess deutete abermals auf die Emus.
    Fast im gleichen Augenblick entdeckte sie eine Gruppe Kängurus am Straßenrand, darunter auch joeys , wie die jungen Kängurus in Australien

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