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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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    »Man sagt, sie seien einfach himmlisch. Wie schade, dass ich diese Freude nicht mit dir teilen kann.«
    Als der Brief fertig war, überzeugte sie sich selbst davon, dass sie die Wahrheit geschrieben hatte. Sie fühlte sich äußerst entspannt nach diesem so erfreulich verlaufenen Tag. Vermutlich ließ sich ihre frühere Verwirrung auf eine vorübergehende nervliche Anspannung zurückführen.
    Was hatte sie in York nicht alles durchgemacht? Da war der Schock der Schwangerschaft gewesen. Ihr guter Ruf war zerstört. Dann die übereilte Heirat draußen in der Einöde. Und alles Übrige.
    Nun würde sie ihr strapaziertes Nervenkostüm wieder in Ordnung bringen. Thora wünschte sich, sie wäre schon früher nach Perth gekommen. Das isolierte Leben auf Lancoorie hatte sie nur noch stärker in die Grübeleien über ihre Demütigung getrieben. In dieser Nacht schlief sie zum ersten Mal seit langer Zeit tief und fest.
     
    Der geschätzte Besucher war hingerissen vom Kings Park und bezeichnete das weite Gelände, von dem aus man ganz Perth überblicken konnte, als Traum eines jeden Botanikers. Dies hier war kein herkömmlicher, symmetrisch angelegter Park. Hier hatte man der natürlichen Flora ihren Raum gelassen. Es war so wenig wie möglich in die Vegetation eingegriffen worden, und man hatte einheimische Pflanzen und Büsche nah an die Wege gepflanzt, damit der Besucher sie ungehindert betrachten konnte. Dennoch erweckte die Gartenanlage den Eindruck, als wachse alles an seinem ursprünglichen Ort.
    Kurz nach ihrer Ankunft war Kengally aus dem Gig gesprungen, um all diese fremdartigen Pflanzen zu untersuchen. Seine Begleiter gesellten sich zu ihm.
    Edgar strahlte übers ganze Gesicht. Er hatte eine gelungene Besprechung hinter sich, in deren Verlauf sein Bericht als erfolgversprechend akzeptiert worden war. Seinetwegen konnte Kengally sich den ganzen Nachmittag in diesem Park aufhalten. Nun musste Edgar ihn dazu bringen, eine Entscheidung zu treffen und mit ihm auf die Goldfelder zu fahren. Doch der Engländer übte Vorsicht.
    »Ich glaube, die Reise ist lang und anstrengend, Tanner. Mit allem Respekt, aber wir können uns nicht Hals über Kopf ins Risiko stürzen. Sind Sie sicher, dass wir genügend Land pachten können, damit sich ein großangelegtes Unternehmen lohnt?«
    »Gewiß. Wie sich dem Kartenausschnitt entnehmen lässt, stehen in der Umgebung der Lady-Luck-Mine noch einige Morgen zur Verfügung. Innerhalb der Grenzen liegen nur einige Minen, die einzelnen Schürfern gehören. Meine Hauptsorge besteht darin, dass uns die anderen großen Firmen zuvorkommen könnten.«
    »Dieses Risiko müssen wir eingehen. Die Inhaber der Lady-Luck-Mine sind doch mit dem Verkauf einverstanden, oder? Haben Sie das schriftlich?«
    »Oh ja. Eine Kopie der Kaufoption befindet sich unter den Papieren, die ich bei Ihrem Angestellten hinterlassen habe. Dazu noch eine Mitteilung des Aufsichtsbeamten, dass unserem Antrag auf einen Claim stattgegeben wird.«
    »Was aber ist mit den kleineren Minen, die sich auf unserem Pachtland befinden? Wenn ihre Eigentümer nun nicht verkaufen möchten?«
    »Männer, die für sich allein arbeiten, dürfen auf Firmenland nicht tiefer als hundert Fuß graben. Soweit ich weiß, soll die Grenze auf zehn Fuß gesenkt werden. Damit sind wir sie los.«
    »Und handeln uns eine Menge Ärger ein«, murmelte Kengally. »Wäre es nicht besser, ihnen das Land abzukaufen? Sehen Sie, was sich machen lässt, mein Junge.«
    Edgar wusste, dass er am besten selbst hinfahren sollte, doch der enge Kontakt zu Kengally war momentan von entscheidender Bedeutung. »Aus den Augen, aus dem Sinn«, sagte er sich. Er löste das Problem, indem er die Eigentümer der Mine telegrafisch anwies, sich ein wenig bei ihren Nachbarn umzuhören.
    Kengally war zwar kräftig gebaut, bewegte sich dafür aber erstaunlich flink und hüpfte förmlich von einer exotischen Pflanze zur nächsten. Thora trippelte gehorsam neben ihm her. Sie sah überaus anmutig aus in ihrem weißen Kleid und mit dem Strohhut mit blauen Bändern, die über ihr blondes Haar fielen. Edgar ließ sie nicht aus den Augen.
    »Wohnen Sie in einem Hotel?«, fragte sie Kengally.
    »Nein, meine Liebe. Ein Freund war so großzügig, mir sein Haus während meines Aufenthalts in Perth zur Verfügung zu stellen. Ein bezauberndes Anwesen.«
    »Wo ist er denn?«
    »Er macht mit seiner Familie Urlaub in London.«
    »Wie schön, dorthin werde ich vielleicht auch bald

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