Leuchtendes Land
Erschöpfung schlapp. Einige waren so vernünftig, den Rückweg in Gruppen anzutreten, während andere immer wieder am Wegesrand zu Boden sanken und eine Ruhepause verlangten, wodurch sie die beiden Wagen aufhielten und hitzige Wortgefechte auslösten. Schließlich erklärten sich Clem und der andere Wagenbesitzer bereit, die Reisebündel zu transportieren, doch als nacheinander zwei Männer zusammenbrachen, mussten sie diese ebenfalls mitnehmen. Dass einzelne Reiter, die ihre Kameraden offensichtlich im Stich gelassen hatten, an ihren vorübergaloppierten, machte alles nur noch schlimmer. Während einer weiteren Zwangspause zog auch noch eine mit Vorräten beladene Kamelkarawane an ihnen vorüber. Die afghanischen Treiber winkten fröhlich zu ihnen hinunter.
Mike sah ihnen neidvoll hinterher. »Kamele! Warum sind wir nicht selbst darauf gekommen?«
Clem machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er forderte die Fußwanderer zum Weitermarschieren auf, da ihm das quälend langsame Reisetempo immer mehr auf die Nerven ging. Der andere Fahrer fürchtete eine Katastrophe und traf bereits Vorbereitungen zur Flucht. Sie hatten erst die Hälfte der Strecke zurückgelegt, und der Anblick zweier Holzkreuze, die in Steinhaufen steckten, hatte ihn in Panik versetzt. Der Fahrer hatte seine Frau, zwei Kinder und einen kranken Mann in seinem Wagen, die besonders unter der brennenden Hitze litten.
»Wenn er geht, gehen wir auch«, sagte Mike, doch Clem schaute sich besorgt nach den Fußgängern um. »Das können wir nicht tun. Diese Burschen sind halb tot.«
»Na und? Sollen wir sie nacheinander von der Straße auflesen? Die Polizisten wussten genau, was passieren würde. Deshalb haben sie Wagen und Fußwanderer in Gruppen zusammengefasst.«
Die Entscheidung war grausam, doch sie konnten es sich nicht leisten, noch mehr Zeit durch wiederholtes Warten zu verlieren. Die stärkeren, entschlosseneren Fußgänger konnten mit ihnen Schritt halten, die übrigen ließ man zurück. Sie sollten sich einen Tag ausruhen und auf die nächste Gruppe warten. Als sie die chaotischen Goldfelder von Coolgardie erreichten, waren nur zwölf Fußwanderer übrig geblieben. Keiner ihrer Reisegefährten wollte weiterziehen, doch Clem und seinen Partner drängte es auf die neueren Goldfelder, auf denen es weniger Konkurrenz geben sollte.
Die Weiterfahrt endete mit einer Enttäuschung. Tausende von Menschen hatten schon vor ihnen den Weg nach Kalgoorlie gefunden. Sie bogen in einen Weg ein, der ihnen wie die Hauptstraße einer geschäftigen Zeltstadt vorkam, aber eigentlich eher ein breiter, staubiger Trampelpfad war. Später erfuhren sie, dass diese Schneise den Kamelgespannen zum Wenden diente.
»Hauptsache, wir haben es geschafft«, sagte Clem, um sich selbst Mut zu machen. Er betrachtete die zahlreichen Schilder, die die Straße säumten. »Fahr dort hinüber, Mike. Da gibt es was zu trinken. Ich habe noch nie in meinem Leben solchen Durst gehabt.«
»Frag mich mal. Sie nennen ihre kleine Wasserstelle das
Welcome Inn
. Noch nie war mir ein Gasthaus willkommener.«
Sie schlugen draußen vor der Stadt ihr Lager auf und verbrachten einen Tag damit, Kalgoorlie zu erforschen. Hinter den zusammengewürfelten Geschäften und roh behauenen Unterkünften erstreckten sich die Goldfelder, dichtgedrängte Ameisenhaufen in einer Gegend, die flach war wie ein Brett. Männer krochen insektengleich darin herum, verschwanden in engen Gruben und beugten sich mit dem Aushub über Siebe und Goldwaschrinnen. Bei Einbruch der Dunkelheit kehrten sie in der improvisierten Kneipe ein.
Abends wurde in Kalgoorlie erzählt und aufmerksam zugehört, da jeder hoffte, einen wertvollen Hinweis auf mögliche Fundstellen zu erhaschen. Wieder und wieder hörten Clem und Mike von Männern, die Kalgoorlie mit prallgefüllten Satteltaschen verlassen hatten. Von ungebändigtem Optimismus beflügelt, rannten sie am nächsten Tag los und steckten ihren Claim ab.
Das Leben hier verlief in einem atemberaubenden Tempo. Jeden Morgen stolperten sie in aller Herrgottsfrühe aus ihrem Zelt, nahmen hastig Tee und aufgewärmten Porridge zu sich, um dann sogleich zu ihrem Claim zu eilen. Ihre Nachbarn erteilten großzügig Ratschläge, so dass das Graben und Suchen bald zur Routine wurde. Wasser war Mangelware und nur gegen teures Geld zu bekommen. So mussten sie auf Waschrinnen verzichten und die Kunst des Trocken-Blasens erlernen. Ihr Trinkwasser mussten sie bei Leuten kaufen, die es mit
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