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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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würde sie ein störrisches Pferd kurz die Peitsche spüren lassen.
    Caine sah das Bein. Es war angenagt.
    »Heb es auf und geh voraus. Wenn du dich umdrehst, tueich dir so lange weh, bis du zerbrichst. Meine Kraft wächst, Vater. Du kannst mir den Gehorsam nicht mehr verweigern. Niemand kann das. Nicht einmal sie .«
    Caine wusste nicht, wen sie mit »sie« meinte. Etwa Diana? Gaias finsterer Blick lag auf Perdido Beach.
    Caine packte das Bein am Knöchel. Es war schwer. Und stank. Zitternd hob er es hoch und ging los in Richtung Stadt.
    Wäre Sam imstande, sie zu töten, wenn sie an ihm vorbeikamen?
    Bitte mach, dass er sie tötet!, flehte Caine innerlich.
    Sie gingen um den Lieferwagen herum. Und da war Sam. Sein Körper lag seltsam verkrümmt da. Sam stützte sich auf einen Ellbogen und hob den anderen Arm, um zuzuschlagen. Die Hand blieb aber nicht oben. Mit seiner Schulter stimmte etwas nicht. Mit seinem Rücken auch nicht. Sein Gesicht war schneeweiß.
    Gaia hob Caine in die Luft und hielt ihn zwischen sich und Sam. Sam müsste ein Loch durch Caine brennen, um sie zu erwischen.
    Als sie näherkamen, schnippte Gaia mit einem Finger und warf Sam auf den Rücken. Sein Kopf schlug dumpf auf dem Beton auf.
    »Bleib liegen, bis ich zurückkomme und dich töte«, sagte Gaia. »Es dauert nicht lange.«

Zwanzig
    23 Stunden, 8 Minuten
    Die Insel, wo sie auf eine erschrockene Leslie-Ann stieß.
    Das Kraftwerk, wo sie niemandem begegnete.
    Der Wald. Wieder niemand. Dafür brannte es. Sie beamte sich sofort weiter.
    Der Strand, ein toter Fisch und etwas Treibholz.
    Die Krankenstation im Rathaus, wo ein Mädchen herumirrte und nach Dahra rief.
    Der See. Aufgedunsene Leichen im Wasser. Noch mehr Tote, die am Ufer lagen wie angeschwemmte Fische.
    Hier hielt Taylor an.
    Was war was.
    Was war sie?
    Es gab Erinnerungen. Sie waren wie alte Schwarz-Weiß-Fotografien. Sie verstand die Bilder, wenn sie sie ansah. Aber sie gehörten ihr nur zum Teil. Sie gehörten Taylor. Und sie war Taylor, nur nicht diese Taylor.
    Eine zufällig angepeilte Stelle in der Wüste. Niemand.
    Ein entgleister Zug. Niemand.
    Ein Artischockenfeld. Würmer drangen aus der Erde, berührten sie kurz und zogen sich wieder zurück.
    Was bin ich?
    Taylor merkte, dass ihr jemand folgte. Jemand Unsichtbares.
    Niemand konnte sich wie Taylor fortbewegen. Er schon.
    Sie beamte sich in die Geisterstadt beim Minenschacht. Auch hierher folgte er ihr.
    Was bist du, Unsichtbarer?
    Dann kam ihr eine Idee. Sie teleportierte sich an zwölf verschiedene Orte hintereinander, blieb an keinem länger als eine halbe Sekunde.
    Er war immer noch da.
    Was bist du? , fragte er sie.
    Ich weiß es nicht , antwortete sie.
    Vielleicht kann ich dir helfen, sagte der Unsichtbare . Ich habe dich zu dem gemacht. Unabsichtlich. Vielleicht kann ich dich reparieren.
    Taylor spürte etwas. Zum ersten Mal seit Langem. Als wäre sie aus Wasser und jemand streckte die Hand hinein. Sie ließ es zu. Einen Moment lang war sie weg. Dann wieder da. Einen Moment lang fühlte sie sich anders. Dann wieder nicht.
    Plötzlich schnappte sie nach Luft. Sog die Luft tief in sich ein. Das war überraschend. In letzter Zeit hatte sie nicht mehr geatmet, jetzt erinnerte sie sich, dass sie es früher getan hatte. Das war die andere Taylor gewesen.
    »Ich erinnere mich nicht, wie ich dich zu dem gemacht habe.«
    Sie hörte die Stimme, obwohl sie niemanden sah.
    »Aber ich will’s versuchen.«
    Sie berührte ihr Haar. »Meine Haare«, sagte sie und erschrak über den Klang ihrer Stimme. »Da stimmt was nicht.«
    »Vielleicht so?«, fragte Pete, denn nun wusste sie, dass er es war.
    Wieder berührte sie ihr Haar und jetzt war es keine glatte Gummischicht mehr. Sie hatte lange schwarze Haare. Ihre Haare.
    »Ja, viel besser so«, sagte sie.
    »Deine Augen?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Besser?«
    Jetzt konnte sie ihn sehen. Pete sah völlig anders aus als früher. Er kam ihr vor wie ein wirbelndes Licht, wie ein Schwarm aus abertausenden Glühwürmchen.
    »Mehr kann ich im Moment nicht tun«, sagte Pete. »Ich bin schwach. Außerdem würde die Dunkelheit es merken.«
    Taylor wusste, dass sie nie wieder das Mädchen von früher sein würde. Ihre Augen sahen und ihre Ohren hörten jetzt anders. Aber ihre Lunge atmete. Und in ihrer Brust schlug ein Herz. Und sie hatte Haare.
    »Ich habe dir wehgetan, ohne es zu wollen. Ich kann dich nicht bitten, mir zu helfen«, sagte Pete.
    »Das musst du nicht«, antwortete Taylor.

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