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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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man akute Unterernährung.«
    »Warum denkst du, habe ich dich zurückgeholt?«, fuhr Edilio ihn an.
    Albert streckte die Hände aus, als wollte er sagen: Ganz meine Rede!
    Laut sagte er: »Du hast alle eingezogen, damit sie Krieg spielen. Ich weiß, das interessiert dich nicht, aber ich brauche Arbeitskräfte. Leute, die auf die Felder gehen und das Gemüse ernten. Mit der Waffe in der Hand können sie das nicht. Dann kommen aber auch keine Nahrungsmittel in die Stadt. Die Folge? Unterernährung.«
    Obwohl er Albert am liebsten davongejagt hätte, verkniff er sich die zynische Antwort, die ihm auf der Zunge lag, und nickte nur.
    »Was ich sagen will: Gib mir nicht die Schuld«, fügte Albert hinzu. »Ich habe meinen Part erfüllt.«
    »Sie spielen nicht Krieg«, erwiderte Edilio mit matter Stimme. »Sie fürchten sich zu Tode. Sie sind zur Barriere gegangen, um bei ihren Familien zu sein, wenn sie sterben.«
    »Das ist doch blöd.«
    »Ich weiß nicht. Denk an den Bus mit den Arbeitern, die nicht zurückgekehrt sind. Außerdem kommt das Feuer immer näher.«
    Albert schüttelte ungeduldig den Kopf. »Auf den Feldern sind sie sicherer. Wenn alle hier in der Stadt sind oder – schlimmer noch – unten an der Barriere, sind sie für den Gaiaphage eine leichte Beute. Abgesehen davon, dass sie hungern. Ich übrigens auch. Mir hängt der Parmesan zum Hals heraus. Riecht nach Erbrochenem, wenn du mich fragst.«
    Albert hatte Recht. Sie würden schon bald die ersten Hungertoten haben.
    Edilio seufzte schwer. »Okay, einverstanden. Sie sollen zurück auf die Felder. Sag ihnen, ich hätte es befohlen. Bestich sie, droh ihnen. Mach einfach deinen Job, Albert.«
    Sinder wusste genau, in welchem Moment etwas in ihr zerbrochen war und sie sich aufgegeben hatte.
    Sie war nach Perdido Beach gegangen, um Lana zu helfen. Als die Heilerin nach ihr gerufen und sie gebeten hatte, mit ihr zusammenzuarbeiten, hatte sie sich unglaublich geehrt gefühlt.
    Früher einmal – in einem anderen Leben – war Sinder ein Goth gewesen. Damals fuhr sie auf dunkle Geschichten ab und noch mehr auf die passenden Klamotten, das Make-up, den Look und vor allem auf die Haltung: Die anderen sind mir egal, ich führe mein Leben, wie es mir passt. Ja, ich bin seltsam. Findet euch damit ab.
    Dann kam die FAYZ . Und nach ein paar Wochen gab es keinen schwarzen Nagellack mehr, nichts mehr zu essen und zu trinken. Und vor allem keine Sicherheit mehr.
    Sie hatte schreckliche Dinge erlebt. Und Freunde verloren.
    Während sie am See wohnte, entwickelte sie eine Kraft, die vielleicht sogar die beste von allen war: Jede Pflanze, die von ihr berührt wurde, gedieh unter ihren Händen. Die FAYZ hatte ihrem Leben also trotz allem einen Sinn gegeben: zu gärtnern.
    Karotten, Kohl, Radieschen – egal, was sie aussäten, mit ihren Händen brachte sie es zum Wachsen. Nicht durch Zauberei und auch nicht über Nacht. Aber so, als hätte sie einen besonders grünen Daumen. Und seither zog sie mit Jezzie in ihrem Garten erstaunlich große, schnell wachsende Gemüsesorten heran.
    Sie und Jezzie hatten von Anfang an zusammengearbeitet, sie hatten gemeinsam die Beete angelegt, das Unkraut gejätet, die Pflanzen bewässert. Und es gab nichts, worüber sie nicht miteinander redeten. Als sie in die Stadt ging, hatte sie den Garten in Jezzies Obhut gelassen.
    Dann waren die verbrannten, halb tot geschlagenen und schrecklich zugerichteten Überlebenden vom See gekommen. Jezzie war nicht dabei gewesen. Und auch sonst niemand von Sinders Freunden. Alle, die ihr etwas bedeuteten und ihr nahestanden, waren abgeschlachtet worden.
    Daran war Sinder zerbrochen.
    In der Nacht hatte sie sich heimlich davongestohlen und war zu den hellen Lichtern der Außenwelt geflohen. Diese Lichter zogen sie magisch an. In der FAYZ war es immer so dunkel. Wie in einem Dorf im finsteren Mittelalter. Oder in einem gottverlassenen Urwald.
    Doch da draußen leuchteten die Schilder der Hotels, der Schriftzug von Carl’s Jr., die Lampen der Kameras, die blinkenden Blaulichter der Streifenwagen, die Scheinwerfer und Rücklichter der Autos …
    Sie kniff die Augen zusammen, bis die Lichter zu einem einzigen, direkt auf sie gerichteten Suchscheinwerfer verschmolzen.
    Auf der Böschung zur Barriere hatte sie die anderen gesehen. Sicher über hundert Kids. Das hereindringende Licht lag auf ihren Gesichtern wie die Strahlen einer kalten Sonne.
    Sie kommunizierten kaum noch mit der Außenwelt. Nachdem sie ihre

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