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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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nicht in mich hinein. Habt Ihr den Geruch bemerkt?«
    »Es stank nach Verwesung.«
    »Hat sich der hohe Lord in den letzten Jahren verändert?«
    Er lehnte seinen Kopf an den Bettpfosten. »Schwer zu sagen, ich bin fast ständig mit ihm zusammen.« Sein Blick schien in die Ferne zu schweifen. »Vielleicht. Als ich nach der langen Reise auf die Festung kam, da wirkte seine Aura dunkler als sonst. Allerdings lichtete sie sich nach …«, sein Blick fiel auf sie, als hätte er bei seinen Ausführungen vergessen, wer ihm gegenübersaß.
    »Nach?«, fragte sie. Immerhin konnte diese Erkenntnis der Schlüssel zu dem Problem sein.
    Er lächelte anzüglich, seine Augen wanderten ihren Körper hinunter.
    Ihr schoss die Röte ins Gesicht.
    Amüsiert betrachtete er sie einen Moment, dann wurde er wieder ernst. »Was genau bewirken die Kräuter, die Lady Smira ihm vorher in seinen Wein mischt?«
    Verlegen betrachtete sie ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen.
    »Für die Aufgabe, die vor Euch liegt, Lady Levarda, seid Ihr erstaunlich prüde. Werdet Ihr auch ständig rot, wenn Ihr mit der hohen Gemahlin über diese Dinge redet?«
    Noch mehr Hitze breitete sich in ihr aus. Am liebsten wäre sie aus dem Raum geflohen. Sie biss sich auf die Unterlippe. »Es verstärkt die Manneskraft«, sagte sie verhalten.
    Seine Augen wanderten durch das Zimmer, blieben an einer Schale auf dem Nachttisch hängen. Er stand auf und holte sie zum Bett, dann machte er es sich wieder an seinem Ende gemütlich. Die Schale war voll mit verschiedenen kandierten Nüssen. Er nahm sich eine Handvoll und bot ihr ebenfalls welche an.
    Dankbar, dem unangenehmen Thema entronnen zu sein, pickte sie sich ihre Lieblingsnüsse aus der Schale. Die Süße, gepaart mit dem Fett, entfaltete unmittelbar die energetische Kraft in ihrem Körper.
    »Er wirkt im Moment tatsächlich etwas entspannter.«
    Konzentriert blickte er auf die Nüsse in seiner Hand und wählte eine davon aus, die er sich in den Mund schob. Er hob den Blick, sah Levarda tief in die Augen.
    »Die letzten Jahre haben uns alle verändert. Ich weiß, dass Ihr über ihn bereits Euer Urteil gefällt habt. Aber er müsste ein Herz aus Stein haben, wenn ihm das Schicksal der Frauen egal wäre, die sein Bett teilen.«
    »Dann sollte er es ändern. Immerhin ist er der hohe Lord.«
    Besorgt erwartete sie seine Reaktion. Die Vertrautheit der Energieverbindung zwischen ihnen war für sie noch so spürbar, dass sie offen ihre Meinung geäußert hatte, Kritik am hohen Lord aus dem Mund einer Frau!
    Er nahm ihre Worte gelassen auf. »Auch ein hoher Lord ist nicht frei in seinen Entscheidungen. Vielleicht noch weniger als wir beide.«
    Nachdenklich sah sie ihn an. Mit Lady Eluis hatte sie schon öfter über Pflicht und Verantwortung gesprochen. Für Levarda stand an erster Stelle immer das Gewissen, mit dem ein Mensch seine Entscheidung abgleichen musste, egal welche Konsequenzen es für ihn nach sich zog. Gern hätte sie mit Lord Otis darüber diskutiert, aber da war ein dringenderes Problem, mit dem sie sich befassen musste, eines, von dem ihr Leben abhing.
    »Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet, was Prinzessin Indiras‘ Fähigkeiten betrifft.«
    »Ihr habt mit ihrem Bruder getanzt.«
    »Weil Ihr mich gezwungen habt, auf diesem Fest zu erscheinen«, warf Levarda mürrisch ein, da er vom Thema ablenkte.
    Er lachte sie schelmisch an. »Ihr habt mich nicht aussprechen lassen. Was fühltet Ihr in seiner Gegenwart?«
    Sie starrte ihn verständnislos an, nicht sicher, weshalb er sie das fragte. Sein Gesichtsausdruck lieferte ihr keinen Anhaltspunkt.
    Da sie schwieg, konkretisierte Lord Otis seine Frage. »Fühltet Ihr Euch zu ihm hingezogen?«
    »Nein«, erwiderte sie schroff. »Ihr lenkt vom Thema ab!«
    »Geht in Euch und denkt genau darüber nach. Es ist wichtig!«
    Die Dringlichkeit in seiner Stimme ließ Levarda die Augen schließen. Sie dachte an den Abend zurück, erinnerte sich an die seltsame Energie, die sie umfangen hielt, und die nicht aus einem Element kam, denn das hätte sie gespürt. Im Nachhinein erschien sie ihr losgelöst, anders konnte sie es nicht ausdrücken. Die Energie hatte sich über sie gelegt, wie ein Mantel, bis das Mondlicht sie schützte, war aber nicht in sie eingedrungen – oder doch?
    »Nein, nicht hingezogen, eher eingehüllt, umfangen.« Levarda drehte sich unbehaglich herum. »Gefangen? – Nein, auch nicht. Eigentlich habe ich es nicht bemerkt, bis mich das Mondlicht

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