Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
Lager immer in Wassernähe aufgeschlagen. Die Antwort war einfach. Sie hatten keine Ahnung, wie sie auf einer Reise mit solchen Angelegenheiten umgehen sollten.
    Am Abend sprach Levarda Sendad an, und er stellte ihr vier Männer zur Verfügung, die in der Nähe eines Flüsschens eine Grube aushoben. Er selbst begleitete sie, nachdem er die Erlaubnis von Lord Otis eingeholt hatte, mit zwei weiteren Soldaten auf ihrer Suche nach Blüten und Kräutern.
    Während Levarda sammelte, sahen die Männer ihrem Treiben gelangweilt zu. Als sie auf einen Busch voller Himbeeren traf, nutzte sie dankbar auch diese Gelegenheit.
    Sendad musterte sie nachdenklich, wie sie hungrig die Beeren verschlang.
    Wieder im Lager, ließ Levarda die Männer die Grube mit dem Bachlauf auf zwei Seiten verbinden. Von einer Seite floss das Wasser in die Grube, auf der anderen zurück in den Bach. So zirkulierte das Wasser langsam, aber beständig durch das Bassin.
    Sie bat um Sendads Zelt und ließ es über der Grube aufbauen. Innen entzündete sie ein Feuer, über dem sie in einem Kessel voll Wasser die gesammelten Kräuter erhitzte. Bald verbreitete sich ein angenehmer Duft, und die Hitze trieb ihr den Schweiß auf die Stirn.
    Sie beeilte sich, die Frauen in das Zelt zu holen, die sich, von der angenehmen Wärme überrascht, gegenseitig beim Entkleiden halfen. Sie begannen die Körperreinigung bei Lady Smira. Levarda verteilte sparsam ihren Vorrat an Ölen, die sie zum Einreiben auf dem Körper verwendete, an die Frauen. Sorgfältig wuschen die Dienerinnen sich Schweiß und Schmutz von der Haut, bis sie schließlich rosig glänzten.
    Zuletzt unterwies sie die Zofen im Waschen der Reisekleidung, die sie anschließend selbst mit ein wenig Energie der Elemente Luft und Feuer trocknete, von den Frauen unbemerkt. Sie sorgte dafür, dass sich der Kräuterduft eng mit dem Stoff der Kleider verband, sodass es für die nächsten Reisetage ausreichen würde.
    Während Lady Smira mit ihren Zofen – geschützt von Schleiern – in ihr eigenes Zelt verschwand, nutzte Levarda das restliche Wasser, um sich selbst zu reinigen. Wenn sie einen solchen Aufwand betrieb, wollte auch sie ihren Vorteil daraus ziehen. Bisher hatte ihr das normale Waschen an den kalten Bächen mit ihren in Kräuter eingeweichten Lappen vollkommen genügt. In dieser Vorgehensweise konnte sie die Damen hoffentlich bei einer folgenden Rast unterweisen.
     
    Am Abend sah sie, wie Sendad seine Schlafstatt unter freiem Himmel aufschlug, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Arme! Sein Zelt musste riechen wie ein Frauengemach.
     
    Am dritten Tag nach der Verhängung ihrer Strafe schwang sie sich glücklich in den Sattel. Zu ihrem Bedauern sandte Lord Otis Sendad voraus, um den Weg zu sichern. Sie freute sich, als Egris neben ihr auftauchte und nicht Lemar oder Timbor. Letzterer hatte sie seit der Mondnacht mit gierigen Blicken verschlungen, sodass sie seitdem das Messer, mit dem sie ihre Pflanzen schnitt, am Körper trug. Lemar hatte ihr anzügliche Bemerkungen zugeworfen, wann immer sich die Möglichkeit bot. Die konnte sie mühelos ignorieren. Timbor war ihr jedoch zweimal zu nahe gekommen und sie hatte ihm energisch seine Grenzen aufzeigen müssen.
    Lord Otis schenkte ihr keinerlei Beachtung, und das regte die Soldaten zum Gerede an. Levarda selbst ritt mit hoch erhobenem Haupt, vermied direkten Augenkontakt und schaffte eine Aura von Kühle um sich her. Ansonsten versuchte sie sich unauffällig zu verhalten. Es dauerte, bis ihre Selbstdisziplin bei den Männern Wirkung zeigte. Egris verhielt sich ihr gegenüber höflich, war aber schweigsamer als sonst. In diesem Fall behagte es Levarda.
     
    Vorn ließ Lord Otis den Tross durchparieren.
    »Warum halten wir?« Die Frage rutschte ihr heraus, bevor sie daran dachte, als Frau niemals zuerst das Wort an einen Mann zu richten.
    »Diese Strecke ist nicht sicher für Reisende. Auf dem Hinweg sind wir über die Berge geritten, doch das geht mit den Kutschen nicht. Also müssen wir durch den Wald. Es wäre besser, Ihr würdet Euch in die Kutsche begeben.«
    Levarda schüttelte es bei dem bloßen Gedanken. »Nein – ich denke, ich bin in Eurer Nähe sicher«, schmeichelte sie Egris.
    Mit einigen Handzeichen veränderte Lord Otis die Formation seiner Soldaten. Es brauchte keine Worte unter den Leuten, was Levarda widerwillige Bewunderung abrang.
    Egris nötigte sie mit Sita hinter die Kutsche, und ein Kreis von zwanzig Mann formierte sich

Weitere Kostenlose Bücher