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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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in der Mitte der Halle.
    Elín würgte und wollte sich weigern, Luft zu holen. Ihre Augen tränten vom Gestank und ihr Magen zog sich vor Übelkeit zusammen. Sie presste ihre Hände dichter an Mund und Nase, doch es half nichts. Sogar auf der Zunge schmeckte sie die süßliche Zersetzung. Und diese dunkle Aura kroch ihr wie Finger über die Haut, reizte ihre Nervenenden und brachte Naham zum Fauchen. Elíns Bestie wollte in das Nest hineinstürzen und alles zerreißen, zerquetschen und töten. Doch ihr selbst war so gar nicht danach.
    Metallscheppern ließ sie zusammenfahren. Selene tauchte in der Mitte der Halle auf, kämpfte gegen das Halbblut und wurde mit donnernden Schwerthieben zurückgedrängt, in einen Querweg hinein. Scheinbar hatte keiner der beiden sie mitbekommen. Elín überwand ihren Ekel, so gut es ging, und schlich durch die schleimige Enge hindurch auf die Mitte zu, spähte um die Ecke und hatte den blassen Rücken des riesigen Halbblut genau vor sich. Unter der dünnen Haut arbeiteten unheimlich viele Muskeln, an Stellen, wo es keine geben sollte. Und es schlug immer weiter auf Selenes Kurzschwert ein, zwang sie mit jedem Hieb mehr in die Knie.
    Elín überlegte nicht lange.
    Sie fing an zu laufen und sprang auf den gewaltigen Rücken, klammerte den linken Arm um die Schulter und holte mit dem rechten aus. Doch bevor sie die Klauen durch den Hals ziehen konnte, hatte der Taryk seinen Arm dazwischen geschoben und fing den Hieb ab. Selene nutzte den Augenblick und schickte ihr Schwert in seine Hüfte. Er sprang grunzend zurück und erwischte Elíns Anorak, zerrte daran, doch sie wickelte ihre Beine um seinen Bauch und hielt sich weiter fest, holte mit ihren Krallen erneut aus und verpasste ihm vier deftige Striemen auf der Brust. Dann wurde seine Gegenwehr so stark, dass ihre Beine zu brechen schienen. Er zerriss den Stoff ihrer Jacke, bohrte seine Klauen in ihren Rücken und ergriff ihre Wirbelsäule.
    Elín hörte jemanden schreien, als ihre Sicht in einen schwarzen Tunnel gezogen wurde. Vermutlich sie selbst.
    Ihre Umklammerung versagte. Das Halbblut warf sie über seinen Rücken direkt auf Selene zu. Und trotz des unfassbaren Schmerzes in ihrem offenen Rückgrat, spürte sie die Klinge sehr deutlich durch ihren Brustkorb dringen. Selenes erstarrtes Gesicht tauchte in ihrem engen Blickfeld auf, kurz bevor Elín zu Boden ging.
    „Oh Göttin! Elín! Nein!“
    Jemand zerrte an ihrem Körper. Aus den grellen Augen der anderen Akkadia fielen Tränen auf ihr Gesicht hinab. Elín sah, wie sich Selenes Mund bewegte, doch Worte kamen keine an. Plötzlich war sie schrecklich müde. Sie beobachtete, wie sich über Selenes Kopf etwas in der schwarzen Masse löste und nach unten fiel.
    Dann – nichts mehr.
     
    Selene wagte es nicht, das Schwert aus Elíns Brust zu ziehen, aus Angst, noch mehr Schaden anzurichten. Über ihre Wange lief irgendetwas Schwarzes. Sie wischte es weg und erkannte, dass es Eier waren. Als sie auf dem Boden auftrafen, zerfielen sie zu schwarzem Rauch und hinterließen nur eine feuchte Spur.
    Über ihr ertönte ein tiefes Knurren. Mit einer allzu vertrauten Angst in sich schaute Selene nach oben. Das Halbblut ließ sein Schwert fallen und musterte sie aus Augen, die in einem See aus Blut zu baden schienen. Sie schluckte ihre Furcht hinunter und stand langsam auf. Und es wartete ab, bis sie wieder bereit zum Kämpfen war.
    Sein erster Schlag prallte gegen ihre Handfläche, der zweite gegen die Schulter und ließ den Knochen aus dem Gelenk springen. Selene biss die Zähne zusammen und wehrte den dritten wieder ab. Doch schon wenige Schläge später wurde ihr klar, dass sie keine Chance hatte. Danicas Blut ließ ihn unbezwingbar werden.
    Aus dem Augenwinkel sah sie eine Bewegung hinter dem riesigen Körper. Und der kurze Moment genügte, dass seine Faust gegen ihre Schläfe krachte und einen dumpfen Schmerz in ihrem Kopf auslöste. Selene fiel zur Seite, genau in die Eier hinein, und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an.
    Sie hörte Klingen gegeneinander schlagen, während der Laich ihr Gesicht polsterte und langsam in ihr rechtes Ohr eindrang. Eier zerplatzten und trieben ihr stinkenden Qualm in die Nase. Das hielt sie wach. Selene hob die Augenlider und erkannte viel zu viele dunkle Gestalten. Roven und Ju kämpften abwechselnd gegen das Halbblut und die Taryk. Wie zwei Titanen durchbrachen sie jede Deckung und töteten präzise, trotz des schrecklichen Anblicks den Selene und Elín

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