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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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und band ihr Haar zu einem Zopf zusammen.
    Er lief los, weiter Richtung Nordwesten, und deutete ihr, ihm zu folgen.
    „Du tust dich schwer mit dem Kämpfen?“
    Selene sah ihn an, während sie beide weiterliefen, und schaute dann wieder nach vorn. „Es ist nicht das Kämpfen, das mich stört.“
    „Sondern das Töten“, stellte er fest und sprang über eine kleine Felsspalte aus kalter Lava hinweg.
    „Ja.“
    „Das wird sich legen.“
    Sie stieß den Atem aus. „Ich weiß nicht, ob ich das will.“
    Für jemanden aus der heutigen Zeit, einen Zivilisten, der das Töten nicht gelernt hatte, stellte es eine Herausforderung dar, zum Akkadier zu werden und Taryk zu vernichten. Damals, als Ju gestorben war, hatten Schlachten und Kriege die Tagesordnung bestimmt. Ob man nun feindlich gesinnte Menschen tötete, oder ob es nichtmenschliche Kreaturen waren, die sich einem in den Weg stellten, hatte für Ju nie einen Unterschied gemacht.
    Doch bei Selene?
    Vielleicht lebte sie mit ihrer Bestie und der Verbindung zu Roven derart im Einklang, dass die Gelüste des Löwen kaum zum Vorschein kamen. Anders als bei Elín. Sie schwankte ständig zwischen Kindsein und Kontrollverlust, absolut unausgeglichen, was ihrer Bestie große Macht bescherte.
    „Du darfst dich nicht mehr als Mensch betrachten“, sagte er.
    „Aber das bin ich noch immer.“ Die Akkadia blieb stehen und sah ihn an. Er stoppte. „Ich bin noch immer mehr Mensch als alles andere. Und ich will das nicht verlieren, diese Menschlichkeit. Sie macht mich aus.“
    Ju betrachtete Selene und überlegte. Li Zhus Tod hatte ihn seine Menschlichkeit gekostet. Er war nur noch Befehlsempfänger gewesen, hatte nichts infrage gestellt. Hatte jeden Seelenreißer getötet, war in Kriege gezogen, hatte Blut getrunken.
    Seit kurzem war etwas anders.
    Elín.
    „Du hast Recht“, hörte er sich sagen. „Bewahre sie dir.“
    Selene legte den Kopf schief. Und lächelte. „Danke, dass du das verstehst.“
    Er nickte. „Aber vergiss nie, was geschieht, wenn du zögerst.“
    „Ja. Ich weiß.“
    Vom Himmel fielen einzelne Tropfen. Es begann zu regnen, was zusammen mit dem kalten Februarwind eine, für Frauen, unangenehme Mischung ergab. Elíns Bähh! konnte er beinahe bis hierher hören und schmunzelte. Selene zog sich schüttelnd die Kapuze über den Kopf, während Rinnsale unter seine Kleidung schlichen. Störte ihn nicht.
    Plötzlich nahm er etwas wahr. Die Akkadia ihm gegenüber hob den Kopf ruckartig nach links. Vom aufkommenden Wind wurde ein Geruch zu ihnen herangetragen – Blut, Schweiß, Exkremente. Doch da war noch etwas anderes dabei. Etwas Dunkles.
    Es war noch dort! Das Halbblut!
    Ju und Selene rannten gleichzeitig los, stürmten dem Wind wie eine Wand entgegen.
    Es würde sie bemerken. Ju hoffte, dass das Halbblut vielleicht durchs Töten abgelenkt wäre. Dass sie eine Chance hätten heranzukommen.
    Eine Siedlung hob sich von der Dunkelheit der Nacht ab.
    Eine ganze Siedlung!
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Entsetzen in Selenes Gesicht bildete.
    Sie rannten durch Pfützen und kamen dem Ort näher. Ju versuchte zu lokalisieren, woher genau der Geruch kam. Er sprang über den Holzzaun, der einen Hof umschloss, Selene dicht hinter sich. Sie passierten eine Scheune. Hier war es! In dem weißen Haus, das vor ihnen lag. Der menschliche Blutduft konzentrierte sich. Ohne Zögern stürmte Ju die drei Stufen der Veranda hinauf und rammte die Hintertür ins Hausinnere. Sie zerbarst in etliche Holzsplitter.
    Das Monster am Ende des Flures sah von dem Mann in seinen Armen auf, die Fänge voller Blut und brüllte ihm entgegen. Seine Augen glühten wie brennende Kohlen und die des Opfers blickten seelenlos ins Leere. Ju zog die Shuriken hervor und schleuderte einen nach dem anderen auf die Brust des Halbbluts. Der erste ging glatt durch und brachte das Monster erneut zum Brüllen. Schwarzes Blut pumpte aus dem Loch unterhalb der Kehle. Bevor der zweite einschlagen konnte, wich der Taryk zur Seite aus, entließ den Toten auf den Fußboden. Der Shuriken streifte den massigen Oberarm und versetzte der pergamentblassen Haut eine zweite Wunde. Der dritte Wurfstern krachte in die Holzverkleidung des Flurs. Ju teleportierte sich einen Satz nach vorn, zwei Dao in den Händen. Die Räume waren zu eng für lange Waffen. Er musste den Taryk irgendwie davon abhalten zu fliehen. Bei den echten Seelenreißern funktionierte dies, indem man sie nur ausreichend verletzte. Dann hatten sie

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