Liebe ahoi
zog die Beine hoch.
»Ich habe heute Abend in Schlafklamotten ein Schiff durchsucht«, sagte sie und zeigte auf ihre Jogginghose und das weiße Shirt. »Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich jemals so einen Satz sagen würde.«
Max lächelte, und seine Nase kräuselte sich in winzige Fältchen. Das gefiel ihr.
»Wie geht’s mit David? Habt ihr euch inzwischen ausgesprochen?«
Sie starrte in ihr Weinglas. »Es läuft nicht besonders gut.« Sie versuchte, einigermaßen locker zu klingen, aber es funktionierte nicht. Zum Glück forschte Max nicht weiter nach. »Ich wollte gern, dass er weniger arbeitet, und er hat versprochen, das ab sofort zu tun. Das ist doch ein Punkt für mich, oder? Ich wünsche mir das schon so lange. Inzwischen gibt es aber neue Probleme, mit denen ich nicht gerechnet habe. Als wir uns damals kennenlernten, wollte er keine Kinder mehr, und ich habe zugestimmt. Aber jetzt bin ich mir plötzlich nicht mehr sicher. Ich dachte immer, ich wäre auch so glücklich, jetzt glaube ich, das stimmt gar nicht. Ich dachte, wir wären ein perfektes Paar, aber …« Der Satz blieb in der Luft hängen, Sarah wagte nicht, ihn zu Ende zu sprechen.
»Was denkt denn deine Familie?«
»Mit meinen Eltern habe ich noch nicht gesprochen. Ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen machen, und das würde meine Mutter ganz sicher tun.«
»Was ist mit deinen Freunden?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Meine Freundinnen lieben David, weil er so charmant ist. Er wickelt einfach jeden um den Finger.«
Max nickte nachdenklich. Davids Charisma war wirklich legendär.
»Nur mein Freund Callum hat irgendwie … Probleme mit ihm.«
»Warum?«
»Er findet, dass David mich nicht gut genug behandelt. Er meint …« Sie stockte mitten im Satz.
»Meint was?«, fragte Max.
Der Schmerz, den sie sich zufügte, als sie die Zähne in ihre Unterlippe grub, ließ Sarah zusammenzucken. Sie musste damit aufhören. Unbedingt damit aufhören. Plötzlich spürte sie die ganze Verzweiflung, die auf ihr lastete. Wenn ihre Mum doch nur hier wäre und sie mit ihr reden könnte. Oder eine Freundin. Oder Callum. Der Callum, den sie kannte, bevor er sich in einen sie bedrängenden Borderline-Stalker verwandelt hatte. Aber sie alle waren jetzt nicht hier. Nur Max. Sie traf eine blitzschnelle Entscheidung, die allein auf dem Optimismus beruhte, dass sie ihn gut genug kannte und ihm vertrauen konnte. Sie war sich ganz sicher. Er konnte ein Geheimnis bewahren. Er war vertrauenswürdig. Er war klug. Und im Augenblick war er der einzige Mensch, der ihr einen Rat geben konnte, vor morgen zwölf Uhr, wenn ein gut aussehender Schotte mitten auf einem Platz in Monte Carlo stehen und auf sie warten würde.
Also, Entscheidung getroffen. Sarah griff nach ihrer Handtasche, zog die Briefe heraus und gab Max den ersten. Gespannt sah sie zu, wie er ihn las. Stirnrunzelnd.
»Callum ist seit Jahren mein bester Freund. Wir sind fast jeden Tag zusammen. An dem Tag, ehe wir losgeflogen sind, hat er mir gestanden, dass er mich liebt. Er will, dass ich David verlasse, weil er findet, dass wir nicht zusammenpassen und er mich glücklicher machen kann.«
»Und was hast du ihm geantwortet?«
»Ich habe ihn rausgeschmissen. Ich war natürlich schockiert und entsetzt. Dabei hat er nicht ganz unrecht. An dem Tag, als wir aufs Schiff gekommen sind, habe ich den da bekommen.« Sie zeigte auf den Brief in Max’ Hand.
Sarah,
bitte sei mir nicht böse wegen unseres Gesprächs, aber ich habe jedes Wort ernst gemeint. Muss dringend noch einmal mit dir reden. Habe noch Resturlaub und daher beschlossen, mir ein paar Tage Auszeit zu nehmen. Habe mir eure Reiseroute angeschaut und eine gute Idee. Bitte triff mich nach eurer Ankunft in Monaco um zwölf Uhr mittags auf dem Platz.
Callum
»Und dieser hier kam ein paar Tage später.« Sie zeigte ihm den zweiten Brief.
Sarah,
es tut mir sehr leid, aber ich muss dir unbedingt noch einmal schreiben. Bitte denk nicht, ich hätte dir den Brief gestern geschickt, weil ich ein bisschen verwirrt war. Oder betrunken. Ich hoffe, du hattest inzwischen Zeit, darüber nachzudenken. Bitte, triff mich in Monaco. Ich werde pünktlich sein.
Callum
»Es klingt, als sei er ein komischer Typ, der dich liebt«, meinte Max.
»Hier sind noch zwei.« Sie reichte ihm auch die nächsten beiden Nachrichten.
Sarah,
kein Stress. Ich weiß, dass das alles total absurd ist. Ich würde es völlig verstehen, wenn du nicht kommen würdest, und ich
Weitere Kostenlose Bücher