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Liebe auf eigene Gefahr Roman

Liebe auf eigene Gefahr Roman

Titel: Liebe auf eigene Gefahr Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma McLaughlin
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Unterbringung von Gästen auf unwirkliche Weise genauso aussieht, wie ich es nach der Highschool verlassen habe.
    Ich gehe hinein und lasse meine Taschen aufs Bett fallen, neben die Handtücher, die Mom immer zusammen mit Broschüren über örtliche Kürbisfarmen und Ahornzucker-Raffinerien auf der Tagesdecke bereitlegt, ihr ernst gemeinter Kommentar zu meiner Weigerung, dieses Haus wieder zu verlassen, nachdem ich es mir erst einmal darin gemütlich gemacht habe. Als ich die Broschüren beiseitelege, fällt mein Blick auf das Monogramm EHK , und ich erinnere mich an den Streit, den wir um diese Handtücher ausgefochten haben – »Sie hängen in deinem Bad, Kathryn, wem glaubst du also, gehören sie?« Aber Michelle Walker hatte damals Initialen auf ihren Handtüchern, und ich war fest entschlossen, auch eine solche Garnitur zu besitzen. Zwölf gemähte Rasen später gehörte sie mir.
    Während ich über meine Beharrlichkeit schmunzle, strecke ich die Hand aus, um die Nachttischlampe anzuknipsen, die das Katie-Museum in all seiner überladenen Pracht beleuchtet. Wie immer bin ich von der schieren Masse an
visuellem Input überwältigt und lasse mich auf die Tagesdecke fallen, um die unzähligen Schichten persönlicher Gegenstände aufzunehmen, die ich während der Highschool-Zeit sorgfältig zusammengetragen, komplettiert oder wieder dezimiert habe, so als könnte jeden Moment Johnny Depp hereinschneien, um sich allein anhand dieser vier Wände ein vollständiges Bild von meiner Heiratsfähigkeit zu verschaffen. Ein Wunder, dass ich hier so gut schlafen konnte, inmitten dieser dichten Collage von Gegenständen, die meine Treue zu längst abgesetzten Fernsehsendungen, einem inzwischen pensionierten Präsidentschaftskandidaten, einer Gesetzgebung, die zu meinen Lebzeiten nicht mehr in Kraft treten wird, und einem an Aids gestorbenen Rockstar erklärt. Und das Seite an Seite mit Schweinchen, James-Dean-Postkarten, Engelsfiguren und einer beeindruckenden Sammlung von Wackelpuppen. Mannomann. Und jetzt werde ich das alles in Mülltüten verpacken müssen, bis der Raum leer ist.
    Ich gehe zum Bücherregal hinüber und fahre mit den Fingern an den staubigen Bänden entlang – Zärtlich ist die Nacht und J.D. Salinger sind vorgezogen, um den Schundroman von Jackie Collins zu verdecken. Auf einem der unteren Regalbretter stehen die CDs, die ich nicht mit aufs College genommen habe – Morissey und der Pretty-Woman -Soundtrack säumen meinen gelben Ghettoblaster. Ich drücke auf PLAY und taste nach dem Lautstärkeregler, als Musik aus den Lautsprechern hämmert. Doch dann erkenne ich die treibende elektronische Melodie und lächle.
    »Ready to duck. Ready to dive«, summe ich Bono nach und erinnere mich an Lauras ermutigende Worte, als wir zusammen DIE Tasche packten und DEN Plan fassten.
    Der Plan.
    Während ich mich frage, ob Laura in ihrer unendlichen Weisheit vielleicht damals schon mein verlorenes Gepäck
vorausgesehen hat, lasse ich mich auf die Knie fallen und hebe die Staubrüschen am Bett an. Und da liegt er noch und wartet auf mich, der schwarze DKNY-Matchsack, in den wir vor neun Jahren alles hineingestopft haben, was ich brauchen würde, um IHN dazu zu bringen, sein ganzes bisheriges Leben zu bereuen. Ich hieve ihn aufs Bett, öffne den Reißverschluss, greife hinein und ziehe ein … seidenes Minikleid mit Spaghettiträgern heraus, und dann noch eins … und noch eins … jedes mit … Schmetterlingsmuster. Und dann eins … zwei … drei … vier Handvoll Dessous von Victoria’s Secret. Ich greife tief in die Tasche und nehme erst ein und dann noch ein Paar lacklederne Riemchensandalen heraus. Mit RuPaul-Plateausohlen.
    Plateausohlen.
    Während ich die Tasche hochhebe und zur Seite kippe, um an den letzten Gegenstand heranzukommen, bete ich, dass es sich um perfekt geschnittene Jeans, einen Kaschmirpullover mit tiefem V-Ausschnitt und einen taillierten Lammfellmantel handelt; stattdessen finde ich ein zum Bersten vollgestopftes Make-up-Täschchen, in dem ich einen Abdeckstift entdecke, der – puh! – längst abgelaufen ist. Und – unglaublich nützlich – mehrere Lidschatten in Silber- und Blautönen. Und Glitzerpuder.
    Ich hebe den Blick und schaue aus dem dunklen, vereisten Fenster. Nur mit Mühe unterdrücke ich ein hysterisches Kichern, das mir die Tränen in die Augen treibt. Ich drücke die STOP-Taste, gehe zurück zur Treppe und kauere mich auf den Boden. »Mom?«, rufe ich zögernd.
    Aus der Küche

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